Mehr als Muskelschmerzen
FIBROMYALGIE ANERKENNEN UND BEHANDELN
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Der Körper schmerzt, besonders das tiefe Muskelgewebe. Gelenke oder Sehnenansätze und selbst die Haut können davon betroffen sein. Über bildgebende Verfahren und Labordiagnostik können keine organischen Ursachen für die Beschwerden festgestellt werden.
Betroffene werden daher allzu schnell von der Gesellschaft als Hypochonder abgestempelt. Obwohl der Komplex aus ganz unterschiedlichen Beschwerdebildern seit mehr als 30 Jahren als Krankheit anerkannt und dem nichtentzündlichen nichtdegenerativen Formenkreis zugerechnet wird.
Betroffene im Fibromyalgie-Nebel
Man weiß bislang noch wenig über die Ursachen des Fibromyalgie-Syndroms, unter dem mindestens zwei Prozent der Gesamtbevölkerung leiden. Die meisten Fibromyalgie- Patienten leiden unter
- Körperschmerzen,
- Erschöpfung,
- Müdigkeit,
- Depressionen,
- Schlaf- und Konzentrationsstörungen.
All diese den Schmerz begleitende Symptome bezeichnet man als fibro-fog, den „Fibrolyalgie-Nebel“.
Ausschlussdiagnose Fibromyalgie
Zur Diagnosestellung kommen Ärzte meist durch den Ausschluss von Stoffwechsel- oder entzündlichen Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik. Sowohl genetische als auch somatische und psychische Belastungen werden diskutiert. Medizinische Fachgesellschaften sprechen von einem somatisch funktionellen Syndrom.
Was ist ein somatisch funktionelles Syndrom?
Bei einem somatisch funktionellen Syndrom, du dem Expert*innen auch Fibromyalgie zählen, stehen körperliche Beschwerden im Vordergrund, deren Ursache nicht durch geschädigtes Gewebes hervorgerufen wird. Vielmehr wird eine Störung der Schmerzverarbeitung im Gehirn vermutet.
Die drei Säulen der Therapie: Medikamente, Psycho- und Physiotherapie
Die S3-Leitlinie zum Fibromyalgiesyndrom verweist auf eine meist individuelle Kombination aus medikamentöser, psychologischer und physiologischer Therapie, die in Spezialkliniken angewandt wird:
1. Medikamente: Da die Schmerzen keine entzündliche Ursache haben, kommen keine klassischen Analgetika, sondern niedrig dosierte Antidepressiva zum Einsatz.
Amitriptylin, Duloxetin oder Pregabalin verbessern den Schlaf, führen zur Entspannung des Körpers und reduzieren so den Schmerz.
2. Physiotherapie: Ein weiterer Bestandteil ist moderates Ausdauer-, Kraft- und Funktionstraining. Hierbei wird gleichzeitig die soziale Integration gefördert, denn Gehen, Walking, Radfahren, Tanzen oder Schwimmen in warmem Wasser sowie Aufbautraining für die Muskulatur verbessern das Wohlbefinden meist signifikant – insbesondere dann, wenn die Menschen in einer Gruppe aktiv sind.
Schmerzbezogenes Vermeidungsverhalten
Viele Betroffene scheuen sportliche Aktivität aus Angst vor Schmerzen. Doch das fördert die Chronifizierung des Schmerzes und führt zur Immobilisierung. Für den Schmerzpatienten ist es wichtig, aus dem passiven in ein bewegungsaktives Leben umzusteigen. Hier werden Verfahren wie die Exposition eingesetzt: Der Patient soll hierbei eine gefürchtete, weil angeblich schmerzauslösende Bewegung ausführen, bis die Angst langsam verschwindet.
3. Kognitive Verhaltenstherapie: Entspannungstechniken und spezielle Methoden zur Schmerzbewältigung können dabei helfen, im Alltag besser mit Schmerzen und anderen Beschwerden der Erkrankung zurechtzukommen. Hilfe zur Schmerzbeeinträchtigung bekommen die Betroffenen aufgrund des psychosomatischen Hintergrundes von Psychologen und Psychiatern. Eine solche Schmerzbewältigungstherapie kann den Patienten Wege aus der Katastrophisierung der Erkrankung aufzeigen und so die Angst vor dem Schmerz nehmen.
Antidepressiva in der Schmerztherapie – ein Überblick
Online-Hilfe bei Schmerz
Leider erweist sich die leitliniengerechte Versorgungssituation der Betroffenen oftmals als unzureichend, insbesondere weil das Warten auf einen Therapieplatz häufig sehr lange dauert.
Um diese Zeit zu überbrücken, sind digitale Therapiekurse eine Option. „Hello-Better ratiopharm chronischer Schmerz“ ist ein solches Online-Programm. Es basiert auf der Akzeptanz- und Commitment-Therapie – einer Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie.
Der Leitgedanke einer solchen Therapie ist, dass Umdenken helfen kann. Im Rahmen des Kurses werden den Patienten in interaktiven Übungen evidenzbasierte psychotherapeutische Methoden zur Steigerung der Schmerzakzeptanz vermittelt. Die Betroffenen bekommen alltagsnahe Strategien für einen konstruktiven Umgang mit Schmerzen aufgezeigt, sodass sich die Anwender nach und nach mentales Werkzeug zur Bewältigung von Schmerzen aneignen können. Ziel der Behandlung ist, dass der Schmerzgedanke den Alltag nicht mehr dominiert.