Raucherentwöhnung
DEN ZIGARETTEN DAVONLAUFEN – SPAZIEREN GEGEN NIKOTINSUCHT
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Rauchen ist eine der wichtigsten vermeidbaren Ursachen für Krankheits- und Todesfälle. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sterben in Deutschland jedes Jahr mehr als 127 000 Menschen an den Folgen des Qualmens. 23 Prozent aller Erwachsenen ziehen am Glimmstängel. Viele von ihnen möchten sich das Rauchen abgewöhnen. Damit die Nikotinsucht nicht wieder die Oberhand gewinnt, gibt es unter anderem Hilfen in der Apotheke.
Doch was hilft noch gegen die Sucht? Eine Veränderung des Lebensstils? Frühere Studien haben bereits darauf hingewiesen, dass selbst moderate Bewegung die Suchtsymptome lindern kann. Ein Team um Stefanie Schöttl von der Universität Innsbruck hat nun die Effekte von Indoor- und Outdoor-Bewegung auf den Suchtdruck verglichen. Testpersonen waren 16 Raucherinnen und Raucher, die angaben, üblicherweise mindestens zehn Zigaretten am Tag zu rauchen.
Laufen drinnen, Laufen draußen - oder einfach nur Sitzen
Für die Versuchsanordnung baten die Wissenschaftler die Probanden darum, sich in den zehn Stunden vor dem Experiment keine Zigarette anzustecken. Da alle Versuche vormittags durchgeführt wurden, bedeutete dies, über Nacht nicht zu rauchen. Am nächsten Tag warteten drei verschiedene, etwa zehnminütige Programme auf die Teilnehmenden.
- Die erste Gruppe ging zügig im Freien spazieren,
- die zweite in ähnlicher Geschwindigkeit drinnen auf einem Laufband,
- die dritte saß einfach herum.
Vorher und nachher beantworteten alle Fragebögen zu ihrem Suchtverhalten, möglichen Entzugserscheinungen und ihrer allgemeinen Befindlichkeit. Ganz wichtig: Nach dem Experiment gaben sie an, wie viel Zeit verging, bis sie sich die nächste Zigarette ansteckten.
Mit dem Rauchen aufhören durch schnelles Gehen?
Das Ergebnis: „Im Vergleich zu zehn Minuten Sitzen verringerte schnelles Gehen das Verlangen nach Zigaretten während und nach der Intervention signifikant“, erklärte das Forscherteam. „Zudem berichteten die Testpersonen nach den Bewegungseinheiten von einem verbesserten emotionalen Wohlbefinden.“
Okay, besonders lang anhaltend waren die Effekte nicht: Bereits 20 Minuten nach der Bewegungseinheit gaben die Testpersonen wieder ein ähnlich hohes Verlangen nach Zigaretten an wie ohne die Bewegung. Manche steckten sich sogar schon vorher eine an.
Wie lange dauert der Schmacht nach der nächsten Zigarette?
Doch auch wenn die Effekte nur von kurzer Dauer waren, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Bewegung an der frischen Luft gegenüber Indoor-Bewegung oder stillem Sitzen Vorteile hat. So war direkt danach das Verlangen nach Zigaretten in der Outdoor-Gruppe am stärksten reduziert. „Ein weiterer – wenngleich nicht signifikanter Unterschied – zwischen Indoor und Outdoor-Bewegungseinheiten ist die Zeit, die bis zur nächsten Zigarette vergeht“, sagt Stefanie Schöttl.
Sowohl bei den Indoor-Gehern als auch bei der sitzenden Kontrollgruppe lag diese Zeit durchschnittlich bei 17 Minuten. Bei der Outdoor-Gruppe vergingen dagegen durchschnittlich 26 Minuten bis zur nächsten Zigarette.
Andere Rauchstopp-Programme ergänzen
Wichtig findet das Forscherteam, dass die Bewegungseinheiten leicht in den Alltag einzubauen sind: „Die Interventionen sollen so definiert werden, dass sie eins zu eins in Programme zur Raucherentwöhnung integriert werden können“, bilanziert Schöttl. Weitere Studien mit einer größeren Anzahl an Testpersonen sollen nun folgen.
Quelle: wissenschaft.de