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Drei Pflanzen

DREI ORANGE SCHÖNHEITEN

Orange-gelb strahlende Blütenkörbchen, orange-rot leuchtende Lampions und orange-rosa-rot blühende Trompeten: Ringelblume, Physalis und Engelstrompete sind attraktive Hingucker unter den Arznei- und Giftpflanzen.

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Mit den orange-gelben Blütenblättern der Ringelblume (Calendula officinalis L.) färbte man früher Butter, verschönerte Räucherpulver oder verfälschte Safran. Die Früchte der Lampionblume (Physalis alkekengi) waren im Mittelalter ein Heilmittel bei Blasensteinen und die Blätter der Engelstrompeten (Brugmansia-Arten) dienten einst zur Behandlung von Wunden und Hautkrankheiten.

Ringelblume Heute werden die Blüten der Ringelblume wegen ihrer intensiv leuchtenden Farbe in Teemischungen als Schmuckdroge eingesetzt. Die ringförmig eingerollten, kahnförmigen Früchte haben der Pflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) den Namen Ringelblume eingebracht. Auf die außergewöhnlich lange Blühdauer von Juni bis Oktober nimmt der Gattungsname Calendula Bezug, der sich von calendae (lat. = erster Tag eines jeden Monats) ableiten soll. Das einjährige Gewächs trägt aber noch viele weitere Synonyme, beispielsweise Mariengold, Sonnenwirbel oder Goldblume, in denen sich die orange-gelbe Farbe und sonnige Ausstrahlung der Blüten wiederspiegelt. Die Ringelblume gedeiht auf allen Böden und breitet sich in ganz Europa schnell aus.

So sieht man sie verwildert auf Schuttstellen, Äckern und an Wegrändern, auch in vielen Gärten blüht sie unermüdlich. Sie wird bis zu 50 Zentimeter hoch. An einem wenig verästelten, fein behaarten Stängel sitzen wechselständig ganzrandige lanzettförmige Blätter und endständig drei bis fünf Zentimeter große Blütenkörbchen, die sich aus orangefarbenen Zungen- und wenigen Röhrenblüten zusammensetzten. Bei gefüllten Formen liegen mehrere Kreise von Zungenblüten am Blütenstandboden vor. Die gefüllte Varietät wird auch vom Europäischen Arzneibuch gefordert, da sie reich an Zungenblüten und damit an Inhaltsstoffen ist. Schon früh war der einjährige Korbblütler als Wundheilmittel bekannt und er gehörte seit dem zwölften Jahrhundert in jeden Klostergarten.

Noch heute ist die Ringelblume eine geschätzte Heilpflanze. Ihre Blüten (Calendulae flos) finden sich aufgrund ihrer antiphlogistischen, granulationsfördernden und allgemein wundheilenden Eigenschaften in vielen topischen Zubereitungen zur Wundheilung. Für die entzündungshemmende Aktivität sind Triterpenalkohole, insbesondere Faradiol, verantwortlich. Carotinoide und ihre Abbauprodukte sollen die Bildung von Granulationsgewebe fördern. Das ätherische Öl trägt mit seinen antimikrobiellen Effekten zur Wundheilung bei. Die Monographien der European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP) und Kommission E nennen als Anwendungsgebiete Haut- und Schleimhautentzündungen wie entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut und die Heilung kleiner Wunden, auch solche mit schlechter Heilungstendenz.

Lampionblume Bei Physalis alkekengi leuchten orange Blütenkelche, welche die Früchte der heimischen Physalis-Art komplett umschließen. Die Lampionblume ist ein ausdauernd-krautiges Nachtschattengewächs (Solanaceae), das in Mittel- und Südeuropa, Südasien und in Amerika zu finden ist. Es wächst in Auwäldern, an Waldrändern, auf Böschungen oder steinigen Halden ebenso wie in Weinbergen auf nährstoffreichen, kalkhaltigen Ton- und Lehmböden. Die Lampionblume ist bei uns inzwischen zu einer beliebten Zierpflanze geworden, die immer häufiger heimische Gärten schmückt. Die ganze Pflanze ist behaart und erreicht Wuchshöhen bis zu einem Meter. An ihrem stumpfkantigen, meist aufrechten, wenig verzweigten Stängel sitzen an langen Blattstielen meist paarweise die Blätter.

Sie sind bis zu 15 Zentimeter lang und bis zu 8 Zentimeter breit und oben zugespitzt. Ihr Blatt- rand ist ganzrandig oder buchtig geschweift. Zwischen Juli und Oktober erscheinen eher unscheinbare grünlich-weiße, einzelnstehende glockenförmige Blüten, die auf kurzen, abwärts gebogenen Stielen sitzen und nach unten hängen. Nach der Befruchtung der Blüten werfen diese ihre Kronblätter ab und die Kelchblätter vergrößern sich zu einem zirka vier Zentimeter großen blasig-glockigen Kelch, der als Fruchthülle dient. Er hat der Pflanze ihren Namen gegeben. Sowohl die beiden gängigen deutschen Bezeichnungen Lampionblume und Blasenkirsche als auch der Gattungsname Physalis verweisen auf seine aufgeblasene Form (griech. physallis = Blase). Er erinnert an eine kleine Laterne und verfärbt sich mit zunehmender Fruchtreife allmählich von orange nach intensiv rot.

Die in seinem Inneren heranreifenden kugeligen Beeren glänzen orange- bis scharlachrot, sind etwa einen Zentimeter groß und haben einen säuerlich-bitteren Geschmack. Da die Fruchtform an eine Kippa erinnert, trägt die Pflanze auch das Synonym Judenkirsche. Die runde Form der Früchte hat nach der Signaturlehre im Mittelalter zu ihrem medizinischen Einsatz bei Blasensteinen geführt. Auch noch später setzte sie die Volksheilkunde bei Nierenerkrankungen ein, ebenso bei Gicht. Heute wird Physalis nur noch in der Homöopathie als harn- und schweißtreibendes Mittel empfohlen. In der Allopathie gilt sie als obsolet.

Vielmehr zählt die Pflanze zu den Giftpflanzen. Einigkeit besteht darüber, dass die grünen Pflanzenteile der Lampionblume aufgrund enthaltener Bitterstoffe (z.B. Physaline) schwach giftig sind. Die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Früchte ist hingegen nicht eindeutig geklärt. Daher sollten sie lieber nicht gegessen werden. Für den Verzehr geeignet sind aber die Beeren anderer Physalis-Arten (z.B. Physalis peruviana), die aus Südamerika und Afrika importiert werden und bei uns inzwischen ganzjährig erhältlich sind.

Engelstrompete Auch die strauch- und baumförmigen Brugmansia-Arten (Brugmansia spp.) aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) sind Gift- und geschätzte Gartenpflanzen zugleich. Die außergewöhnlichen 20 bis 30 Zentimeter langen, trompetenähnlichen, oftmals süßlich duftenden Blüten verleihenden den ursprünglich aus Südamerika stammenden Engelstrompeten ihren Namen und machen sie bei uns als dekorative Kübelpflanzen beliebt. Die attraktiven Blüten hängen einzeln an langen Blütenstielen und erscheinen kontinuierlich von Juni bis September.

Sie sind während der gesamten Blühphase geöffnet und ihr geschwungener gelappter Kronsaum ist mit fünf lanzettlichen Kelchzipfeln versehen. Unter den verschiedenen Spezies finden sich viele weiß und gelb blühende Sorten, aber auch orange-rosa-rote wie beispielsweise Brugmansia sanguinea sind darunter. Allerdings wissen die meisten Gartenliebhaber nicht, dass es sich bei den attraktiven Pflanzen um eine gefährliche Rauschdroge handelt. Bereits die Ureinwohner Mittel- und Südamerikas verwendeten verschiedene Engelstrompetenarten zu rituellen Zwecken. Einige Stämme tranken den Saft aus frisch gepressten Blättern.

Die resultierenden Rauschzustände sollten ihren Kriegern Tapferkeit verleihen. Andere rauchten die Blätter, um Halluzinationen hervorzurufen. Noch heute werden die Engelstrompeten als Rauschdroge missbraucht. Besonders verbreitet sind der Genuss ihrer Samen oder das Rauchen der Blätter. Die getrockneten Blätter können auch pulverisiert und in Getränke gemischt werden. Auch Auszüge aus den Blättern werden getrunken. Die in allen Pflanzenteilen vorkommenden Tropanalkaloide Scopolamin und Hyoscyamin werden rasch resorbiert und lösen schnell einen Rauschzustand mit Visionen und Halluzinationen aus. Gefährlich sind Überdosierungen, die mit tödlich endenden Vergiftungserscheinungen einhergehen können. Eine medizinische Anwendung ist obsolet.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 12/2021 ab Seite 74.

Gode Chlond, Apothekerin

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