Eine Frau niest in ein Taschentuch, während im Hintergrund ein Hund von einem Mann auf den Arm genommen wird.© LightFieldStudios / iStock / Getty Images Plus
Tränende Augen und eine laufende Nase stehen einer Kuschelsession mit dem Vierbeiner im Weg.

Tierhaare

WAS WIRKLICH HINTER EINER TIERALLERGIE STECKT: 7 IRRTÜMER IM CHECK

Tierhaare sind nicht der Auslöser – und auch haarlose Tiere helfen oft nicht weiter. Eine Tierallergie kann sich auf vielfältige Weise zeigen. Über die häufigsten Mythen.

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Haustiere sind toll. Man kann mit ihnen spielen, kuscheln, spazieren gehen. Sie helfen auch gegen Einsamkeit. Doch für Menschen mit einer Allergie gegen Haustiere wird die Nähe zum Vierbeiner schnell zur Belastung.
Manche Menschen reagieren sogar im wahrsten Sinne des Wortes allergisch auf Katze, Hund und Co. Denn die Vierbeiner lösen bei ihnen zum Teil heftige körperliche Reaktionen aus. Allerdings kursieren viele Missverständnisse im Zusammenhang mit der Tierallergie. Wir räumen mit sieben verbreiteten Mythen auf:

Mythos 1: Die Haare des Tieres sind das Problem

Viele Menschen sprechen von einer Tierhaarallergie – und hier liegt schon das erste Missverständnis. „Ich finde den Begriff ‚Tierallergie‘ besser“, sagt Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). Denn die Tierhaare selbst sind gar nicht die Auslöser für die Überreaktion des Immunsystems.
Vielmehr ist es so, dass Patientinnen und Patienten auf bestimmte Eiweißbausteine, also Allergene, reagieren. Sie befinden sich vor allem in Hautschuppen der Tiere, aber auch in deren Speichel und Urin sowie an den Haaren. Wenn also eine Katze ihr Fell pflegt, verteilt sie Speichel – samt Allergenen – auf ihrem Fell. Diese gelangen dann in die Raumluft.
Die Bezeichnung Tierhaarallergie stammt wohl daher, dass viele Allergien mit felltragenden Tieren in Verbindung bringen. Doch auch Vögel können eine Allergie durch Haustiere auslösen.

Mythos 2: Eine Tierallergie ist harmlos

Nein. Laut Prof. Thomas Fuchs, Sprecher des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen, gebe es viele Abstufungen:

„vom banalen Jucken in Auge und Nase bis zum Tod.“

Typisch sind juckende und/oder tränende Augen, Juckreiz, Hautreaktionen, Niesen und eine laufende Nase – klassische Symptome einer Allergie gegen Katzen. „Im Extremfall bekommen Sie keine Luft mehr“, warnt der Mediziner. Dann liege ein lebensbedrohlicher allergischer Schock vor.
Gut zu wissen: Die Reaktion bei einer Tierallergie setzt nicht immer sofort ein. Manche beginnen schon zu husten, wenn sie lediglich im Flur einer Wohnung mit Katze stehen – ohne die Katze überhaupt gesehen zu haben. Andere spüren erst bei direktem Kontakt mit Tierhaaren Symptome.
Menschen mit Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis sind besonders anfällig für eine Allergie gegen Haustiere.

Mythos 3: Je kürzer die Haare des Tieres, desto besser für Allergiker

Das lässt sich pauschal nicht sagen. „Es scheint ganz individuelle Unterschiede bei den Allergen-Konzentrationen zu geben“, erklärt Anja Schwalfenberg. Die Länge der Haare hat nur einen geringen Einfluss auf die Tierallergie.
Studien zeigen: Auch innerhalb derselben Rasse schwanken die Allergenwerte stark. Besonders Tierhaarallergie-Betroffene sollten auf männliche Hunde achten – sie geben mehr Allergene ab als Hündinnen.

Mythos 4: Hypoallergene Hunderassen wie Labradoodle oder Spanischer Wasserhund machen keine Probleme

„Das scheint nicht der Fall zu sein“, betont Schwalfenberg. Eine Untersuchung in 190 Haushalten ergab: Auch bei angeblich hypoallergenen Rassen wurden hohe Allergenwerte gemessen. Die Unterschiede zwischen den Rassen waren geringer als die Schwankungen innerhalb einer Rasse.
Selbst haarlose Tiere wie Sphynx-Katzen oder Chinesische Schopfhunde sind keine Lösung. Die Symptome der Allergie treten trotzdem auf – denn nicht die Haare, sondern Proteine in Hautschuppen und Speichel sind für die Tierallergie verantwortlich.

Mythos 5: Wenn ich als Allergiker kein eigenes Tier habe, kann mir nichts passieren

Leider falsch. Tierische Allergene haften an Kleidung und werden in Alltagssituationen übertragen – etwa im Aufzug, Theater oder in der Skigondel. Es reicht oft schon der Sitznachbar mit Katze zu Hause, um bei empfindlichen Menschen eine Allergie gegen Haustiere auszulösen. Die Tierallergie lässt sich also nicht nur durch eigene Tiere aktivieren. Auch indirekter Kontakt ist problematisch.

Mythos 6: Eine Tierallergie muss man akzeptieren

Nein. Antiallergische Medikamente, Augentropfen und Nasensprays können helfen. Bei schweren Fällen kommen Inhalatoren mit entzündungshemmenden Wirkstoffen zum Einsatz.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist eine klare Diagnose – durch Hauttests oder Blutuntersuchungen. Bei richtiger Medikation lassen sich viele Symptome der Allergie lindern.
Aber: Eine dauerhafte Cortisontherapie kann Nebenwirkungen haben, wie etwa Osteoporose. Daher sollten Maßnahmen zur Kontrolle der Tierallergie immer individuell abgestimmt werden.

Mythos 7: Wenn ich mein Tier abgebe, hat sich das Problem erledigt

Auch das ist ein Irrtum. Fachleute empfehlen zwar, sich vom Tier zu trennen – besonders bei starker Tierallergie. Doch die Beschwerden verschwinden nicht sofort. Vor allem die Symptome der Katzenallergie können noch lange auftreten, weil Katzenallergene sehr lange in der Luft und in Textilien verbleiben. Studien fanden diese Stoffe noch Jahre nach dem Ende der Katzenhaltung.

Quelle: dpa

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