Diabetes Typ-2
ESSEN BEI TYP-2-DIABETES – DARAUF KOMMT’S AN
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Elf Millionen Menschen hierzulande haben Diabetes, davon 8,7 Millionen einen Diabetes-Typ-2. Dazu gesellt sich eine Dunkelziffer von schätzungsweise weiteren zwei Millionen Menschen. Die meisten von ihnen gehen acht bis zehn Jahre durchs Leben, ohne dass sie wissen, dass sie Diabetiker sind. Diabetes tut zunächst nicht weh, das ist ja auch das Tückische an der chronischen Stoffwechselerkrankung. Wird er auf Dauer nicht oder falsch behandelt, können sich daraus schwerwiegende Begleit- und Folgeerkrankungen entwickeln. Diese sind nicht nur kostspielig in der Behandlung, sondern können auch tödliche Folgen haben. So sterben hierzulande in jeder Stunde drei Menschen an den Folgen ihres Diabetes.
Typ-2-Diabetes ist also keine harmlose Erkrankung, die einfach wieder verschwindet. Auch wenn dies in der Laienpresse gerne immer wieder mal behauptet wird. Durch die Veränderung des Lebensstils und Essgewohnheiten verbessern sich Blutzuckerwerte bei Menschen mit Typ-2-Diabetes aber meist deutlich. Sie können auch über einen gewissen Zeitraum normnahe Blutzuckerwerte haben, dennoch sind sie auch dann nicht davon geheilt. Diabetes, ganz gleich, ob Typ 1 oder Typ 2 ist eine chronische Erkrankung, die nach der sicheren Diagnose für den Rest des Lebens bleibt.
Ab jetzt nur noch Körner und Grünzeug?
Viele Menschen, die mit einem Typ-2-Diabetes leben, denken zunächst einmal, dass ihnen im wahrsten Sinne des Wortes ab jetzt die Butter vom Brot gestrichen wird. Und auch Brot soll ja Gift bei Diabetes sein. Ganz zu schweigen von Zucker und Süßigkeiten. Fleisch und Wurst sind wohl auch nicht so gut, allen voran rotes Fleisch. Und Alkohol steht auch auf der Verbotsliste. Selbst beim Obst gibt es lediglich eine kleine Auswahl, zum Beispiel saure Äpfel, die jetzt noch möglich sind. Dazu heißt es dann so gut wie immer: Abnehmen. Wer solch eine Vorstellung vom Essen und Trinken mit Typ-2-Diabetes hat, liegt falsch. Denn das würde kaum ein Mensch lebenslang aushalten. Gerade weil es keine zeitlich begrenzte Diät, sondern eine lebenslange Umstellung der Essgewohnheitensein soll, muss diese individuell zum jeweiligen Menschen mit Diabetes passen. Denn Essen dient ja nicht nur der Aufrechterhaltung sämtlicher Körperfunktionen und zur Stabilisierung des Blutzuckers. Essen soll lecker schmecken, Freude bereiten und der Gesundheit guttun. Nur wie geht das?
Das beste Duo in der Therapie des Typ-2-Diabetes
- Gewicht langfristig, gesund und dauerhaft reduzieren.
- Tägliche Alltagsbewegung wie Treppen steigen, zu Fuß gehen, Radfahren.
Hilfen beim Projekt „Essen bei Typ-2-Diabetes“
Die meisten Menschen mit einem Typ-2-Diabetes sind zu dick. Ganz gleich ob es lediglich zehn oder fünfzig Kilo zu viel sind. Jedes verlorene Kilo ist eine deutliche Entlastung und Wohltat für den Stoffwechsel, die Gelenke und natürlich die Seele. Deshalb steht zu Beginn in so gut wie jeder Therapie bei Typ-2-Diabetes gesundes Abnehmen ganz oben auf der Prioritätenliste. Nur ist das für viele Menschen eine Herkulesaufgabe, die allein meistens kaum zu schaffen ist. Deshalb empfiehlt sich die Teilnahme an einer Diabetes-Schulung im Rahmen der Disease Management Programme (DMP). Diese werden zum Beispiel in Diabetes-Schwerpunktpraxen angeboten. Auch eine qualifizierte Ernährungsberatung macht Sinn. Hier kann besonders individuell auf die Wünsche und Gewohnheiten eingegangen werden. Die bundesweiten Krankenkassen arbeiten dazu mit zertifizierten Ernährungsfachkräften zusammen. Um diese Option in Anspruch nehmen zu können, stellt der Hausarzt eine Ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung für die Ambulante Ernährungsberatung nach §43 oder 20 SGB V aus.
Bewegter wird’s leichter
In den meisten Fällen startet die Typ-2-Therapie also mit einer gesunden Gewichtsabnahme und einer Veränderung des Lebensstils in Richtung mehr Alltagsbewegung und im besten Falle kombiniert mit sportlichen Aktivitäten. Bereits ein Gewichtsverlust von zehn Prozent des Ausgangsgewichts entlastet den Organismus und kann zu signifikant besseren Blutzuckerwerten beitragen. Auch ein Plus an Alltagsbewegung ist ein guter Motivator für gesunde Blutzuckerwerte in Balance. Bewegung macht in Gesellschaft meistens mehr Spaß. Dazu bieten Sportvereine und Fitness-Studios Präventionskure, die von Krankenkassen bezuschusst werden. Hier lohnt sich die Rücksprache mit der Krankenkasse und dem Sportanbieter. Bei bestehender Adipositas oder anderer, chronischer Erkrankungen können Hausärzte eine Rehasport-Verordnung ausstellen.
Essen bei Typ-2-Diabetes – Gebote statt Verbote
Vielseitig und abwechslungsreich essen lautet die Devise beim Essen und Trinken. Es gibt keine verbotenen Lebensmittel. Auf die Menge, Auswahl und Kombination kommt es an. Getreideprodukte, am besten in der Vollkornversion sind bei Typ-2-Diabetes sinnvoll. Je nachdem, welche Therapie praktiziert wird, kann die Menge im Sinne einer low carb oder mediterranen Lebensmittelauswahl gegessen werden. Gemüse und Obst sollten täglich mehrfach mit dabei sein. Optimal ist es, möglichst saisonal und frisch auszuwählen. Dazu kurz garen, backen oder grillen. Gemüse oder Salat sollte es zu jeder Hauptmahlzeit geben. Ebenso wenn der Hunger zwischendurch kommt. Bei Früchten empfehlen sich zwei mittlere Portionen täglich. Besonders bewährt hat sich hier wasserreiches Obst wie Beerenfrüchte, Wassermelonen, Aprikosen, Kiwi oder Zitrusfrüchte. Gemüse, Salat und Obst liefern, so wie Getreideprodukte, lebenswichtige Ballaststoffe. Für Menschen mit Diabetes werden täglich 40 statt der allgemein gültigen Tagesmenge von 30 Gramm Ballaststoffen empfohlen. Sie helfen dabei angenehm satt zu werden, wirken sich positiv auf den Blutzuckerverlauf aus, tun der Darmgesundheit und Verdauung gut.
Ein bis zwei Portionen fettfreundliche Milch und Milchprodukte, ein- bis zweimal pro Woche Fisch sind sinnvoll. Dafür wenig Fleisch und Wurst. Im Hinblick auf die Fettauswahl empfiehlt es sich bevorzugt Produkte pflanzlicher Herkunft wie Oliven- oder Rapsöl zu verwenden. Wichtig ist es, die versteckten Fettmengen aus Fertigprodukten, Auswärts essen, Fast Food und Süßigkeiten im Auge zu behalten. Zucker und Salz am besten in Maßen, also wie ein Gewürz verwenden. Eine Menge von maximal zehn Prozent der Tageskalorien in Form von Zucker und zuckerhaltigen Lebensmitteln sollten nicht überschritten werden. Statt Salz zum Würzen empfiehlt es sich Kräuter oder Gewürze ohne Salzzusatz zu verwenden. Auch genug Trinken, also anderthalb bis zwei Liter täglich sind wichtig. Schwarzer und grüner Tee, sowie Kaffee lassen sich bis zu einer Menge von 500 Milliliter in die tägliche Trinkmenge einbeziehen. Alkoholische Getränke, ganz gleich ob Bier, Wein oder Sekt am besten nur selten und dann in kleiner Menge trinken.
Essen bei Typ-2-Diabetes
- Den individuellen Wünschen anpassen. Mit Hilfe einer Diabetes-Schulung oder qualifizierten Ernährungsberatung.
- Es gibt keine Verbote, es kommt auf die Mengen und Häufigkeit der jeweiligen Speisen und Lebensmittel an. Beispielsweise einmal pro Woche Pommes mit Currywurst ist sinnvoller als täglich Fast Food.
- Gemüse und Salat sollte zu jeder Hauptmahlzeit dazugehören.
- Zwei Portionen Obst täglich, am besten frisch und wasserreiche Sorten.
- Milch- und Milchprodukte fettbewusst, bis 3,5 Fett, besser niedrigere Fettgehalte auswählen.
- Ein bis zwei Portionen Fisch pro Woche.
- Fleisch und Wurst bewusst reduzieren.
- Zucker und zuckerreiche Lebensmittel bewusst wenig genießen.
- Alkohol bewusst und wenn überhaupt nur in kleinen Mengen konsumieren.
- Ausreichend energiearme Getränke trinken und täglich ballaststoffreich essen.
Quellen:
www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_in_zahlen
Fachwissen der Autorin, staatlich diplomierte Diätassistentin, DKL/DGE
https://herzwiese.de/typ-2-diabetes-die-10-besten-tipps-zum-essen/
Köstlich Essen Diabetes, Kirsten Metternich von Wolff, Trias Verlag 2020, ISBN: 978-3432110875
www.diabinfo.de/leben/typ-2-diabetes/behandlung/ernaehrung.html#:~:text=Menschen%20mit%20Diabetes%20sollten%20Kohlenhydrate,etwa%2040%20Gramm%20Ballaststoffe%20essen.
https://gesund.bund.de/diabetes-typ-2#quellen
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