Bakterium Clostridium Difficile auf schwarzem Hintergrund© gaetan stoffel / iStock / Getty Images Plus
Das Bakterium Clostridium difficile führt durch die Freisetzung seiner Toxine zum berüchtigten antibiotikaassoziierten Durchfall.

Wirkung gegen Clostridium difficile

ANTIARRHYTHMIKUM STOPPT KRANKENHAUSKEIM

Der Wirkstoff Amiodaron ist seit 1967 auf dem Markt und das am häufigsten eingesetzte Arzneimittel bei Herzrhythmusstörungen in Deutschland. Trotz seiner teils schweren Nebenwirkungen gibt es oft wenig Alternativen. Nun zeigt die Substanz eine völlig neue Seite.

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Das Bakterium Clostridium difficile führt durch die Freisetzung seiner Toxine zum berüchtigten antibiotikaassoziierten Durchfall. Zunehmende Resistenzen machen die schon schwierige Behandlung noch komplizierter. Bei der Suche nach wirksamen Therapien stießen Forscher nun auf Amiodaron.

Die Substanz kann im Zellversuch eine Vergiftung durch die Toxine verhindern. Die Wissenschaftler haben auch herausgefunden, warum.
 

Bewährte Substanz 

An der Uniklinik Ulm forschen Panagiotis Papatheodorou, Holger Barth und Judith Schumacher an Therapien gegen Clostridium difficile. Sie fanden heraus, dass eine Behandlung mit Amiodaron menschliche Zellen vor den Toxinen des Bakteriums schützt.

Den Ulmern war bekannt, dass die Toxine TcdA und TcdB durch die Zellmembranen in die Zellen der Darmschleimhaut gelangen und dafür auf das in den Membranen enthaltene Cholesterol angewiesen sind. Das Team machte sich auf die Suche nach einem Weg, den Cholesterolanteil in den Membranen zu senken. 

Statt aufwendig nach neuen Wirkstoffen zu suchen, stießen sie bei der Literaturrecherche auf die altbewährte Substanz Amiodaron. In vorherigen Untersuchungen hatte der Wirkstoff erfolgreich die intrazelluläre Cholesterolsynthese gehemmt. Der große Vorteil dieses sogenannten Drug Repurposing liegt darin, dass es sich um bereits zugelassene, sichere Substanzen handelt. 

Experimente an Zellkulturen und im Labor gezüchteten dreidimensionalen Modellen des menschlichen Darms brachten vielversprechende Ergebnisse. Der durch die Toxine ausgelöste Zusammenbruch des Cytoskelettes blieb aus, wenn die Zellen vorher mit Amiodaron behandelt wurden. Durch weniger Cholesterol in den Zellmembranen konnte verhindert werden, dass eine toxische Menge der Giftstoffe in die Zelle gelangte. Mehr noch: Amiodaron blockiert gezielt eine von TcdA und TcdB gebildete Membranpore und unterbindet so den Transport der Gifte ins Zellinnere. 
 

Hoffnung gegen weitere Keime

Das Team in Ulm sieht großes Potential für den altbewährten Wirkstoff Amiodaron bei der Behandlung der gefürchteten Clostridien. Vor allem für geschwächte Personen ist der Keim eine große Gefahr. Er tritt meist nach Antibiotikabehandlungen auf. Dort nutzt er die entstandene Schwächung des Darm-Mikrobioms und siedelt sich an. Die Toxine verursachen schwere Darmentzündungen sowie starke, langanhaltende Durchfälle. Gerade in Kliniken kann der Keim sich gut ausbreiten. Es gibt kaum Behandlungsmethoden, außerdem nehmen die Resistenzen gegen diese zu. Neue Therapien werden also dringend gebraucht.

Es sind noch klinische Studien zur Wirksamkeit nötig, aber die Tatsache, dass die Substanz bereits zugelassen ist, könnte bei der Weiterentwicklung wertvolle Zeit sparen. In weiteren Studien zeigte Amiodaron außerdem antivirale Wirkungen, zum Beispiel gegen SARS-CoV-2, sowie Wirksamkeit gegen die Toxine des Anthrax- und des Diphtherie-Erregers. 

Quellen:
https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/herzmedikament-entwaffnet-krankenhauskeim/
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/19490976.2023.2256695
https://www.researchgate.net/profile/Wilhelm-Haverkamp/publication/317849972_Clinical_aspects_of_treatment_with_amiodarone/links/5b4b8bf745851519b4c01c6d/Clinical-aspects-of-treatment-with-amiodarone.pdf
 

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