Weibliche Geschlechtsorgane aus rosa Kunstblumen gefertigt© Menshalena / iStock / Getty Images Plus
Mit Tabus brechen und Mythen aufdecken. Es ist Zeit für eine Enttabuisierung des Intimbereichs.

Untenrum

INTIM IST NICHT TABU – ENTTABUISIERUNG DES INTIMBEREICHS

Der Intimbereich ist für die meisten Menschen etwas sehr Privates. Gesprochen wird über Beschwerden oft nur hinter vorgehaltener Hand. Hier lesen Sie über wenig bekannte Besonderheiten, wichtige Fakten und die Behandlung von kleinen und großen Problemen „da unten“.

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Die Geschichte speziell der weiblichen Intimgesundheit ist kurz. Die männlichen Ärzte interessierten sich mehr für ihr eigenes Sexualorgan. Alles, was nicht für eine Schwangerschaft wichtig war, wie die Klitoris, ignorierten sie meist erfolgreich. Die Vagina, so die Lehrmeinung, sei ein nach innen gestülpter Penis und diene lediglich zur Penetration. Der Außenbereich, die Vulva, blieb jahrhundertelang weitgehend unerforscht.

Anatomisch bestehen die weiblichen Geschlechtsorgane aus der Vulva mit Klitoris, Schamlippen, Harnröhrenausgang und Scheideneingang, sowie der Vagina, die die Vulva mit der Gebärmutter verbindet. An den kleinen Schamlippen sitzen die Bartholindrüsen, die ein alkalisches, zähflüssiges Sekret zur Befeuchtung des Scheideneingangs bilden.
Die Vagina ist etwa acht bis zwölf Zentimeter lang, besteht aus Muskulatur und ist innen mit einer mehrschichtigen Schleimhaut ausgekleidet. Dieses bildet den Großteil des Vaginalsekretes, das aus Wasser, Salzen, Harnstoff, organischen Säuren wie Essig- und Milchsäure, Immunglobulinen, abgeschilferten Epithelzellen sowie Bakterien der Vaginalflora besteht.

Desinformation schon in der Schule

Man sollte denken, die Informationslage zum weiblichen Intimbereich habe sich mittlerweile gebessert. Aber weit gefehlt. Immer noch, so die Gynäkologin Mandy Mangler, sprächen Schulbücher von der Vagina und ließen die Vulva und die Klitoris außen vor. Auch anatomisch korrekte Abbildungen des weiblichen Geschlechts finden sich kaum, bemängelt die Chefärztin am Berliner Auguste-Viktoria-Klinikum. Selbst Fachbücher vermitteln falsche oder unvollständige Informationen.
Das sei ein Problem, betont Mangler. Korrekte Abbildungen auch der Klitoris und die Enttabuisierung des weiblichen Geschlechtsorgans könnten dabei helfen, dass Frauen ihren eigenen Intimbereich besser kennen und schützen.

Schleimhaut und Vaginalflora

Das Scheidenepithel unterliegt hormonellen Einflüssen, besitzt also einen „Vaginalzyklus“. Unter dem Einfluss von Östrogen während der fortpflanzungsfähigen Jahre einer Frau findet in der Schleimhaut die Spaltung von Glycogen zu Glucose und Maltose statt. Maltose dient als wichtigstes Substrat für Laktobazillen, die daraus Milchsäure herstellen. Das Vaginalsekret ist dadurch leicht sauer. Zudem bilden Stämme wie Lactobacillus geisseri Wasserstoffperoxid, das für viele potenziell schädliche Bakterien toxisch ist. Die Vaginalflora schützt also vor Infektionen. Befindet sie sich im Gleichgewicht, ist das Sekret zyklusabhängig klar bis milchig, weitgehend geruchsneutral und dünn- bis zähflüssig.

Sinkt der Östrogenspiegel, verschlechtern sich die Lebensbedingungen für die Laktobazillen. Der pH-Wert der Vagina verschiebt sich zunehmend in den neutralen Bereich und die Infektionsgefahr in Vagina und Harnblase steigt. Auch Trockenheit kann zum Problem werden.

Hygiene ist für alle wichtig

Auch der männliche Intimbereich findet, wenn es um die Hygiene geht, meist wenig Beachtung in der Literatur. Dabei sollten auch Penis und Hoden regelmäßig gründlich gereinigt werden. Sowohl in den Falten der Vulva als auch unter der Vorhaut des Penis bildet sich Smegma, ein weißlicher Belag aus Sperma- und Urinresten, Hautzellen und Bakterien. Es sollte täglich möglichst mit klarem Wasser entfernt werden. Dazu schiebt Mann die Vorhaut zurück. Männer ohne Vorhaut haben es zwar leichter, aber auch sie sollten den Bereich von Penis, Hoden und Damm regelmäßig auf Hautveränderungen untersuchen, dazu bietet sich die tägliche Reinigung an. Hodenkrebs ist die häufigste Krebsart bei jungen Männern.

Durch gründliche Selbstuntersuchung können Veränderungen an der Haut oder den Hoden frühzeitig erkannt und gegebenenfalls behandelt werden. Treten Hautveränderungen, Absonderungen, Schmerzen bei der Ejakulation beziehungsweise dem Wasserlassen oder ein unangenehmer Geruch des Spermas auf, ist ein Arzt aufzusuchen. Auch nachlassende Erektionsfähigkeit sollte nicht unbeachtet bleiben.

Penis ist „Antenne des Herzens“

Gefäßbedingte Erektionsstörungen können frühe Warnzeichen für einen drohenden Herzinfarkt oder Schlaganfall sein, so Professor Dr. med. Franz Sommer, Urologe in Hamburg. Dies könne auftreten, „schon vier bis acht Jahre bevor es überhaupt zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommt – das ist eine große Chance für den Mann!“ Er empfiehlt Männern, sich gut um ihr bestes Stück zu kümmern und Probleme nicht auf die lange Bank zu schieben. Scham beim Arztbesuch hält er für unangebracht: „Niemand muss sich schämen, für uns Mediziner ist das Alltag.“

Weniger ist mehr bei der Reinigung

Wem klares Wasser nicht ausreicht, der oder die kann eine sanfte, seifenfreie Reinigungslotion benutzen. Vor der Menopause liegt der pH des Vaginalbereiches bei etwa 3,5, danach verschiebt er sich wegen des geringeren Östrogenspiegels und der dadurch bedingten Verringerung der Milchsäurebakterien in den neutralen Bereich. Hier gibt es jeweils passende Reinigungsprodukte für die Vulva, denen manchmal noch Salbei-, Kamille- oder Hamamelisextrakte zugesetzt sind. Die Waschsubstanzen sind besonders schleimhautverträglich. Pflegende oder rückfettende Zusätze sowie Milchsäure zur pH-Wert-Einstellung komplettieren die Produkte.

Der Vaginalbereich benötigt gar keine Reinigungsmittel, da er sich bei intakter Vaginalflora selbst reinigt. Spülungen oder Ähnliches dürfen nur auf ausdrückliche ärztliche Anweisung zum Einsatz kommen. Bei der Analhygiene wischt frau sich am besten von vorn nach hinten ab, um Keime des Darms nicht in die Vagina zu befördern. Von Intimsprays, Deos und Tüchern ist dringend abzuraten. Sie reizen die empfindliche Schleimhaut unnötig und stören das Gleichgewicht. Männer verwenden am besten eine seifenfreie Waschlotion, die etwa dem natürlichen pH-Wert der Haut von 5,5 entspricht.

Ein gesunder weiblicher Intimbereich riecht kaum oder leicht säuerlich. Das ist völlig normal. Bei starkem Geruch, zum Beispiel nach Fisch, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Es kann eine bakterielle Infektion dahinterstecken. Verändern sich Konsistenz, Menge oder Farbe des Vaginalsekrets deutlich, kann auch das ein Zeichen für eine Infektion sein.

Pflege nach Wahl

Während und nach den Wechseljahren verändert sich die Vaginalflora. Der Östrogenmangel führt zu verminderter Durchblutung der Schleimhaut, die Laktobazillenzahl sinkt. Auch die Produktion von Vaginalsekret nimmt ab, was häufig zu Beschwerden wie Trockenheit, Juckreiz, Brennen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führt. Dem kann unterschiedlich Abhilfe geschaffen werden.

Feuchtigkeit spenden Hyaluronsäure oder Polysaccharidkomplexe, die gut an der Schleimhaut haften und lange wirken. Sie gibt es meist als Hydrogele auf Carbomer- oder Hypromellosebasis. Cremes enthalten einen schleimhautverträglichen Emulgator, eine flüssige Lipidphase und einen Konsistenzgeber wie Fettalkohole, bei Gelcremes kann das auch Carbomer sein.
Salben sind sehr stark rückfettend und bieten langanhaltende Linderung. Zäpfchen bestehen meist aus Hartfett mit einem Emulgator, dadurch bildet sich beim Schmelzen mit dem Vaginalsekret eine Creme.

Reicht die Befeuchtung oder Rückfettung nicht aus, kann der Gynäkologe östrogenhaltige Salben oder Zäpfchen verordnen. Diese erhöhen durch die lokale Wirkung auf die Schleimhaut die Sekretproduktion und werden meist nur ein- bis zweimal in der Woche angewendet.
Wichtig ist die genaue Beachtung der Dosierung, da es sonst zu systemischer Aufnahme des Östrogens kommen kann. Im hinteren Bereich der Vagina liegt nämlich ein Gefäßgeflecht, das direkt in die Lebervene mündet. So kann man, wenn gewünscht, den First-Pass- Effekt umgehen. Diese Besonderheit machen sich Verhütungsringe zunutze.

Achtung! Die Anwendung lipidhaltiger Arzneiformen im Vaginalbereich kann die Reißfestigkeit von Latexkondomen oder Diaphragmen beeinträchtigen! Darauf sollten Sie bei der Beratung hinweisen.

Empfindliches Gleichgewicht

In jeder Vagina befinden sich auch Streptokokken, Staphylokokken, Mykoplasmen und Pilzsporen. Diese werden gewöhnlich durch die Selbstreinigung der Schleimhaut in Schach gehalten. Übermäßige oder falsche Reinigung, eine Infektion durch Keime aus dem Analbereich oder vom Partner, Trockenheit oder die Einnahme von Antibiotika können das sensible Gleichgewicht stören und dazu führen, dass sich Infektionen festsetzen.

Ist die Vaginalflora nicht in Ordnung, können Produkte mit Milch- oder Ascorbinsäure helfen. Sie unterstützen die Abwehr, indem sie den pH-Wert wieder in den sauren Bereich verschieben. Nach einer überstandenen Infektion oder Antibiotikatherapie kann es sinnvoll sein, die Milchsäurebakterien selbst zu ergänzen. Das geschieht am besten mit Vaginalkapseln, die spezielle Stämme der Laktobazillen enthalten. Auch Probiotika zur Einnahme eignen sich. Die Bakterien werden mit dem Stuhl ausgeschieden und gelangen dann über den Damm an ihren Wirkort. Das klingt merkwürdig, funktioniert aber.

Bakterien raus aus der Freiwahl!

Seit dem 1. Mai dürfen Vaginaltherapeutika, die lebende Bakterien enthalten, nur noch mit Arzneimittelzulassung verkauft werden. Hintergrund ist, dass die Europäische Union die Medizinprodukteverordnung neu geregelt hat. Viele Hersteller haben aber rechtzeitig reagiert und besitzen für ihre Produkte den entsprechenden Arzneimittelstatus. Diese sind damit jetzt apothekenpflichtig.

Vaginalmykosen

Gerät die Vaginalflora richtig durcheinander, können sich Pilze, vor allem Candida oder Bakterien einnisten. Drei Viertel aller Frauen ereilt in ihrem Leben mindestens einmal eine Vaginalmykose, auch Scheidenpilz genannt. Typische Symptome sind Juckreiz und ein flockiger, quarkähnlicher Ausfluss ohne Geruch. Kommt eine Kundin mit diesen Symptomen in die Apotheke, sollten die Beschwerden genau abgeklärt werden. Bei Schmerzen im Unterbauch, gefärbtem oder stark riechendem Ausfluss kommt man um einen Arztbesuch nicht herum, ebenso bei Frauen, die das erste Mal Beschwerden haben.

Für die Selbstmedikation ist Clotrimazol das Mittel der Wahl, am besten als Kombination aus Vaginal- und Vulvabehandlung. Im Handel befinden sich Drei-Tages-Therapien und Einmalbehandlungen, bei denen die Vaginaltablette höher dosiert ist. Anders verhält es sich mit der dazugehörigen Creme! Sie enthält weniger Wirkstoff und muss daher mindestens eine Woche angewendet werden, besser zwei. Die Applikation der Vaginaltabletten erfolgt am besten abends vor dem Schlafengehen, die Creme muss dreimal täglich aufgetragen werden. Wichtig ist dabei die Mitbehandlung des Dammes, denn auch dort können sich die Pilze verstecken. Partnerbehandlung macht nur bei Beschwerden des Partners Sinn. Schwangere schickt man immer zum Arzt, genau wie Frauen, bei denen die Selbstbehandlung nach drei Tagen keinen Erfolg bringt. Auch bei mehr als zwei Erkrankungen im Jahr sollte die Frau zum Arzt geschickt werden.

Sie äußern sich selten durch Juckreiz. Oft tritt ein starker fischartiger Geruch auf, verursacht durch Stoffwechselprodukte des Erregers Gardnerella vaginalis. Der Ausfluss ist dünnflüssig und gräulich, der vaginale pH steigt an. Weil die Erreger oft schier undurchdringliche Biofilme auf der Schleimhaut bilden, wirken Antibiotika wie Metronidazol oder Clindamycin nicht mehr richtig.

Die Rückfallquote ist hoch. Auch Resistenzen sind häufig. Aus diesen Gründen empfehlen die aktualisierten Therapieleitlinien als Alternative Antiseptika wie Octenidin, Dequaliniumchlorid oder PVP-Jod. Sie zeigen vielversprechende Behandlungserfolge bei chronisch rezidivierenden Vaginosen. Die Kombination aus Octenidin und Phenoxyethanol wirkt gegen Bakterien und Pilze. Wichtig ist jedoch immer eine ärztliche Diagnose.

Zur Prophylaxe von Rezidiven eignen sich auch Milchsäurebakterien als Vaginalkapseln oder zum Einnehmen. Präbiotika wie Inulin schaden zwar nicht, ihr Nutzen ist aber nicht belegt. Die Normalisierung der Vaginalflora kann Wochen oder Monate dauern. Hygiene ist hier das A und O. Dafür ist die Apotheke der richtige Ansprechpartner und kann helfen, ein passendes Reinigungsprodukt auszuwählen.

Und bei Männern?

Vor allem Jungen vor der Pubertät, deren Vorhaut noch sehr eng ist, aber auch Männer können unter Entzündungen von Eichel und Penis leiden. Der Präputialraum, also der Zwischenraum zwischen Vorhaut und Eichel, ist ein guter Nährboden für Bakterien und Pilze. Eine Mykose macht sich durch meist starken Juckreiz bemerkbar, bakterielle Entzündungen durch Rötung und schmerzhafte Schwellung, die den ganzen Penis betreffen kann. Behandelt wird sie durch ein Lokalantibiotikum. Hilft das nicht, muss auch an andere Ursachen gedacht werden, wie eine sexuell übertragbare Infektion.

Wenn das Date Folgen hat

Sexuell übertragbare Infektionen (STI) sind hierzulande leider wieder auf dem Vormarsch. Grund dafür könnten die sozialen Medien sein, die die Kontaktaufnahme für schnellen Sex erleichtern.

  • Die häufigste STI ist eine Infektion mit Chlamydien. Rund 300 000 Fälle zählt Deutschland jedes Jahr. Die Bakterien wandern, wie auch andere Erreger, in Eileiter beziehungsweise die Prostata oder die Hoden und können zu Unfruchtbarkeit führen. Behandelt wird die Infektion mit Doxycyclin.
  • Auch die Syphilis kommt mit 8000 Fällen häufiger vor als früher. Bei rund der Hälfte der Erkrankten bildet sich ein kleines Geschwür an der Stelle, an der der Erreger in den Körper gelangt ist. Das kann am Penis, der Vulva, Vagina, im Mund oder am Anus der Fall sein. Das Geschwür heilt innerhalb von zwei bis drei Wochen ab. Die Infektion kann aber systemisch werden und sich dann durch einen sehr erregerreichen Ausschlag äußern, der in größer werdenden Abständen auftritt. Über Jahre schädigt die Erkrankung die Nerven und Organe massiv. Die einzige Therapie: Penicillin, und das rechtzeitig.
  • Rund 25 000 Diagnosen von Gonorrhoe, auch Tripper genannt, pro Jahr gehen auf das Konto von Neisseria gonorrhoeae. Die Erkrankung verursacht wenig Beschwerden. Typisch bei Männern ist der eitrige „Bonjour-Tropfen“, der morgens beim Aufstehen aus der Harnröhre läuft. Auch die Gonorrhoe kann systemisch werden und dann zu einer mitunter tödlichen Sepsis führen. Ein großes Problem bei der Behandlung stellen die zahlreichen Resistenzen dar; nur bestimmte Cephalosporine, Azithromycin und Ciprofloxacin helfen noch.
  • Trichomonaden sind Einzeller, die bei beiden Geschlechtern ansteckende Schleimhautentzündungen verursachen. Nur in rund 30 Prozent der Fälle treten Symptome auf. Bei Männern ähneln diese denen einer Blasenentzündung. Hier sollten Sie also hellhörig werden! Einzige Behandlungsmethode ist Metronidazol.
  • Auch Viren können sexuell übertragen werden. Dazu zählen Herpesviren, im Genitalbereich meist Herpes simplex Typ 2. Das Virus verursacht die charakteristischen schmerzhaften Bläschen und wird mit antiviralen Medikamenten behandelt. Es gibt Menschen, die den Erreger gut in Schach halten und so als symptomfreie Überträger fungieren können! Andererseits leiden manche Menschen wiederholt an der lästigen Erkrankung, was auf eine Immunschwäche hindeuten kann und untersucht werden sollte.
  • Das Humane Papillomvirus (HPV) ist unglaublich verbreitet. Es verursacht nicht nur Warzen und Tumore des Gebärmutterhalses, sondern begünstigt auch Anal- und Peniskrebs. Und das ist noch nicht alles: Rund 50 Prozent aller Kehlkopftumore werden durch HPV ausgelöst. Eine Therapie gegen das Virus gibt es nicht. Aus diesem Grund empfiehlt die Impfkommission die Impfung bei Jungen und Mädchen zwischen dem neunten und dem vierzehnten Lebensjahr, also in der Regel vor der Aufnahme sexueller Kontakte.
  • Das HI-Virus kann heute mit modernen Wirkstoffen gut in Schach gehalten werden. Die Lebenserwartung Infizierter ist normal. Einen Impfstoff gibt es nicht, weil das Virus extrem schnell mutiert und so kein zuverlässiger Schutz erreicht werden kann. Vor und bis zu 72 Stunden nach einem Viruskontakt kann eine Infektion wirksam medikamentös verhindert werden.
  • Hepatitis B und C können ebenfalls sexuell übertragen werden, Hepatitis A lösen eher Lebensmittel aus. Gegen Hepatitis A und B existieren Impfstoffe, die Behandlung der Hepatitis B besteht lediglich in der Unterdrückung der Erkrankung. Hepatitis C kann dagegen meist behandelt werden.

Die Zunahme an sexuell übertragbaren Erkrankungen zeigt, dass noch viel Aufklärung nötig ist. Die Tabuisierung von Intimbeschwerden führt dazu, dass sich die Infektionen ausbreiten können. Hilfe und Rat bekommt man bei Gynäkologen und Urologen sowie bei Aidshilfen. Diese bieten umfangreiches Informationsmaterial, Gesundheitsämter stellen kostenlose Testkits zur Verfügung. Auch Sie in der Apotheke können durch einfühlsame Beratung dazu beitragen, dass Mythen und Tabus verschwinden.

Auch ohne Infektion kann der Intimbereich leiden

Nichtinfektiöse Erkrankungen des Intimbereiches sind verschiedene Lichen-Erkrankungen, Acne inversa oder die Vulvodynie. Lichen sclerosus und Lichen planus betreffen die kleinen Schamlippen, die Klitoris und die Dammregion und führen dort zu Verklebungen bis zur Blockade der Klitoris oder der Harnröhre. Charakteristisch für Lichen sclerosus sind weiß-rötliche Verfärbungen und Hautrisse. Beides sind Autoimmunerkrankungen, die Betroffene sehr belasten und die Lebensqualität stark einschränken. Sie leiden unter Schmerzen beim Sitzen, Wasserlassen und beim Sex. Nur eine Behandlung mit Cortison hilft. Seife muss gemieden und eine zweimal tägliche Pflege des Bereiches mit Fettsalbe konsequent durchgeführt werden.

Lichen simplex chronicus ist eine durch Reibung, Wärme, Schweiß oder chemische Substanzen getriggerte Hautreizung. Viele Betroffene haben eine Odyssee hinter sich, denn die Abgrenzung der Lichen-Erkrankungen zu Candidosen oder Ekzemen gestaltet sich mitunter schwierig. Auch Männer können unter Lichen-Erkrankungen leiden! Manchmal vernarbt dann die Vorhaut so sehr, dass eine Notfallbeschneidung nötig wird.

Bei Acne inversa hat man es mit einer Systemerkrankung zu tun, die die Hautfalten betrifft. Schmerzhafte Knoten, Abszesse und Fisteln kennzeichnen die chronisch-entzündliche Hauterkrankung, deren Ursache wahrscheinlich immunologisch bedingt ist. Behandlungen reichen von Antibiotika über – in schweren Fällen – Immunmodulatoren oder sogar operative Maßnahmen.

Bei der Vulvodynie, auch Burning Vulva-Syndrom genannt, handelt es sich um eine Schmerzstörung mit unklarer Ursache. Bei Berührung oder sogar spontan treten Brennen und Schmerzen auf. Die langwierige Behandlung besteht aus spezieller Physiotherapie zur Entspannung des Vulva- Damm-Bereiches, psychotherapeutischen Maßnahmen und Schmerztherapie.

Bekannte Mythen sind oft falsch

  • Joghurt hilft nicht gegen Trockenheit oder Infektionen
  • Ausfluss und Intimgeruch sind normal.
  • Intimbehaarung kann als Barriere gegen Infektionen dienen und ist keinesfalls unhygienisch.
  • Schwimmbäder oder fremde Toiletten sind keine Infektionsquellen für einen Scheidenpilz.
  • Mangelnde Hygiene löst keinen Pilz aus, sondern eher das Gegenteil ist der Fall.
  • Essig oder Teebaumöl haben in der Scheide nichts zu suchen!
  • Probleme „da unten“ gehören angesprochen, nicht verschämt verschwiegen.
  • Ärzte und Apotheken sind jederzeit mit einem offenen und diskreten Ohr zur Stelle.
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