Twincretin
NEUES ANTIDIABETIKUM MIT DOPPELWIRKUNG UNTERSTÜTZT GEWICHTSABNAHME
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22,5 Prozent: So lautet die doch recht bedeutsame Zahl im Zusammenhang mit Tirzepatid (Handelsname Mounjaro®). Denn um diesen Anteil sank das Körpergewicht der Probanden im Verlauf der Studie. Typ-2-Diabetiker sind oft übergewichtig und immerhin gut acht Millionen Menschen sind in Deutschland von der Stoffwechselerkrankung betroffen. Nicht bei allen führt eine rein medikamentöse Therapie zu einer optimalen Glucose-Einstellung.
Experten sprechen jetzt über eine neue Ära im Kampf gegen Diabetes. Dr. Patrick Anderson – Leiter der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA, Bereich Diabetes, wertete die Zulassung des Medikamentes im Mai dieses Jahres als „bedeutenden Fortschritt in der Behandlung von Diabetes Typ 2“. Für Europa ist die Zulassung von Tirzepatid durch die Europäische Kommission eben erfolgt.
Zweifach-Wirkung von Tirzepatid
Bei der Regelung des Blutzuckers spielen die beiden Darmhormone Glucagon-like Peptid 1 (GLP1) und das glucoseabhängige insulinotrope Peptid (GIP) eine zentrale Rolle. Beide Hormone werden auch Inkretine genannt. Während des Essens werden sie aus der Darmschleimhaut freigesetzt und regen dadurch die Bauchspeicheldrüse zur Ausschüttung von Insulin an. Der Blutzucker sinkt. Zudem wird die Magenentleerung verzögert, was im besten Fall ein Sättigungsgefühl auslöst.
GLP1-Agonisten wie Semaglutid und Liraglutid werden schon länger zur Behandlung des Typ-2-Diabetes eingesetzt. Tirzepatid ahmt als erster in der EU zugelassene Wirkstoff auch die Wirkung von GIP nach. Deshalb wird Tirzepatid auch als „Twincretin“ bezeichnet.
Mehr über die Therapie von Adipositas:
Indikation
Der Fertigpen Mounjaro® ist vorgesehen für die Behandlung von Erwachsenen mit unzureichend eingestelltem Diabetes mellitus Typ 2 als Ergänzung zu Ernährungsumstellung und Bewegung. Der neue Wirkstoff kann auch als Monotherapie verordnet werden, wenn Metformin aufgrund von Intoleranz und/oder Kontraindikation nicht passt. Tirzepatid darf auch zusätzlich zu einer anderen diabetischen Therapie eingesetzt werden.
In der Phase-III-Studie wurde Tirzepatid in verschiedenen Dosierungen als Mono- oder Kombinationstherapie mit Standarddiabetesmedikamenten wie Metformin und SGLT-2-Inhibitoren, Placebo, einem GLP-1-Rezeptoragonisten (Semaglutid) und zwei lang wirksamen Insulinen verglichen.
Zulassung auch getrennt von Diabetes?
Nebenwirkungen bestanden aus Hypoglykämien in Kombination mit Sulfonylharnstoffen oder Insulin, außerdem Beschwerden wie Übelkeit und Durchfall. Die durchaus spannende Frage, die sich nun stellt, ist: Wird Tirzepatid zeitnah auch zur Therapie der Adipositas zugelassen, ohne dass Diabetes vorliegt?
Quelle: Pharmazeutische Zeitung