Zwei Frauen sitzen auf dem Sofa und halten eine Tasse Kaffee. Eine Frau lässt aus einem Klickspender eine Süßstoff-Tablette in ihren Kaffee fallen.© AntonioGuillem / iStock / Getty Images Plus
Süßstoff als gesündere Alternative zu Zucker? Acesulfam und Aspartam bergen ihre Risiken.

Süßstoffe

KEINE KALORIEN, DAFÜR KREBS

Eine zuckerfreie Ernährung erfreut sich wachsender Beliebtheit. Doch statt komplett auf Süßes zu verzichten, greifen viele zu synthetischen Süßungsmitteln wie Aspartam oder Sucralose. Wie gesund sind die Süßstoffe wirklich?

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Wer nicht gerade Leistungssport betreibt, muss Kalorien reduzieren, um abzunehmen. Eine kalorienfreie oder fast freie Alternative zu Haushaltszucker bieten Süßstoffe – konkreter: Aspartam (E951), Acesulfam-K (E950) und Sucralose (E955). Ihre Süßkraft liegt dabei weit über der von Saccharose. Wer also Kalorien einsparen möchte, muss nicht unbedingt auf süße Lebensmittel verzichten. Die Lebensmittelindustrie nutzt die Austauschstoffe gerne, um ihren Produkte ein vermeintlich gesünderes Image zu verpassen. Doch nicht nur Light- oder Diätprodukte enthalten die synthetischen Süßer, auch herzhafte Fertiggerichte sollen durch den Zusatz noch schmackhafter werden.

So lange Süßstoffe schon genutzt werden, so lange wird auch schon über mögliche gesundheitliche Risiken diskutiert: eine veränderte Mikrobiota oder einen aus dem Takt geratenen Blutzuckerspiegel sollen die Stoffe auslösen. Auch das „Krebs-Image“ haftet den Süßstoffen schon lange an, doch dieser Zusammenhang galt bislang als weniger gut belegt.

Groß angelegte Kohortenstudie zeigt Krebsrisiko-Anstieg

Ein Team um Charlotte Debras von der Universität Sorbonne in Paris nutzte für ihre Untersuchung Daten der populationsbasierten Kohortenstudie NutriNet-Santé: Knapp 103 000 Teilnehmer*innen füllten durchschnittlich 7,8 Jahre lang Fragebögen zu

  • ihrem Gesundheitszustand,
  • ihren anthropometrischen Daten,
  • ihrer körperlichen Aktivität,
  • ihrem Lebensstil,
  • ihren soziodemografischen Charakteristika sowie
  • ihrer Ernährung aus.

Um eine sichere Aussage über den Zusammenhang zwischen der Nutzung von Süßstoffen und dem Krebsrisiko zu treffen, berücksichtigten die Forscher zahlreiche Faktoren, wie beispielsweise die Familienanamnese oder die sonstigen Ernährungsgewohnheiten der Proband*innen. Das Ergebnis: Wer massiv Süßstoffe konsumiert, trägt gegenüber Menschen, die gar keine Süßstoffe zu sich nehmen, ein dreizehn Prozent höheres Risiko an Krebs zu erkranken.

Aspartam, Acesulfam und der Brustkrebs

Vor allem der übermäßige Verzehr der beiden Süßstoffe Aspartam und Acesulfam erhöhten das Risiko spürbar. Bei Aspartam ließ sich zudem ein Zusammenhang zu einer bestimmten Krebsart nachweisen: Brustkrebs. So trat ein Mammakarzinom deutlich häufiger bei den Frauen auf, die viel Aspartam zu sich nahmen (mehr als 19 Milligramm pro Tag). Verglichen mit Frauen, die auf Süßstoff verzichten, tragen sie ein 22 Prozent höheres Risiko für diese Tumorgenese.

Hauptquellen der Süßstoffe aus der Studie waren zuckerfreie Softdrinks, Tafelsüßen (z.B. zum Süßen von Kaffee oder Tee) und Joghurt beziehungsweise Hüttenkäse.

Gerade im Hinblick auf die derzeitige Neubewertung der Süßstoffe durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft das Forschungsteam ihre Ergebnisse trotz aller möglichen Verzerrungen als relevant ein.

Damit stehen sie nicht allein da. Auch Professor Dr. James Brown von der Aston University in Birmingham, der die Studie kommentierte, teilt diese Ansicht. Wobei man differenzieren müsse – und zwar zwischen solchen künstlichen und natürlichen Süßstoffen wie etwa Stevia oder Xylitol, die neben einer Kalorienreduktion noch weitere positive Effekte für den Körper mitbringen könnten. Wichtig sei somit wohl nicht, möglichst wenig Süßstoff zu konsumieren, sondern den richtigen, so Brown.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

×