Repetitorium – Teil 1
SPORTVERLETZUNGEN UND IHRE VERLETZUNGSMUSTER
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Sport macht Spaß. Sport hilft Stress abzubauen. Sport hält fit und gesund. Drei gute Gründe, warum so viele Menschen Sport treiben. Doch wer Sport macht, kann sich auch schnell verletzen. Nach Angaben der Unfallversicherer sind von den 23 Millionen Bundesbürgern, die regelmäßig sportlich aktiv sind, pro Jahr 1,25 Millionen so schwer verletzt, dass sie eine ärztliche Versorgung benötigen.
(K)ein Fall für die Selbstmedikation
Bei den meisten Verletzungen ist der Gang zum Arzt aber überflüssig. Kleine Wunden und leichte Sportverletzungen wie Zerrungen, Prellungen oder Verstauchungen, die mit moderaten Schmerzen und Schwellungen einhergehen, können nach erfolgter Akutversorgung oft in Eigenregie mit topischen und oralen Medikamenten sowie geeignetem Verbandmaterial aus der Apotheke versorgt werden.
Tritt allerdings zwei Tage nach dem Unfall trotz Selbstmedikation keine Besserung ein, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Ebenso sollte sich der Verletzte ärztlich untersuchen lassen, wenn das Gelenk in der Bewegung deutlich eingeschränkt oder extrem geschwollen ist, oder sich Gefühls- und Funktionseinschränkungen, Blockaden sowie eine Instabilität eines Gelenkes zeigt. Das kann alles ein Hinweis auf eine schwere Verletzung, wie beispielsweise einen Bänderriss oder eine Fraktur sein.
Auch bei Verletzungen an der Wirbelsäule oder am Kopf ist ebenso wie bei großflächigen, stark blutenden oder klaffenden Wunden und Platzwunden am Auge immer der Arzt gefragt. Die Wunden benötigen Spezialpflaster oder müssen genäht oder geklammert werden. Eventuell wurden auch Nerven und Sehnen geschädigt, die chirurgisch versorgt werden müssen.
Durch den Unfallhergang (z. B. Aufprallstürze gegen Metallkanten wie einem Fußballtor) können zudem tiefer liegende Gewebeschichten verletzt sein, was mit bloßem Auge nicht zu sehen ist. Oder es sind Fremdkörper (z. B. Metallsplitter, Granulat) so tief in die Wunde eingedrungen, dass sie nicht vom Laien entfernt werden können.
Vielfältige Ursachen
Nicht nur Extremsportler oder Sportler gefährlicher Sportarten, die mit hoher Risikofreudigkeit und hohem Leistungseinsatz trainieren, sind für Verletzungen prädestiniert. Es trifft vor allem auch ehrgeizige Sportanfänger und untrainierte Wiedereinsteiger. Mangelnde Technik, ungewohnte Belastung bei mangelndem Trainingszustand und unzureichendes Leistungsvermögen erhöhen ihr Risiko für Verletzungen.
Vor allem ehrgeizige Sportanfänger und untrainierte Wiedereinsteiger, die ihr Leistungsvermögen falsch einschätzen und sich zu viel zumuten, sind unfallgefährdet.
Ältere und Untrainierte stürzen auch häufiger und ungeschickter, was schmerzhafte Folgen nach sich ziehen kann. Ebenso provozieren ungenügendes Aufwärmen, noch nicht vollständig ausgeheilte Blessuren oder eine mangelhafte Sportausstattung beziehungsweise fehlende Schutzausrüstung die unterschiedlichsten Sportverletzungen.
Akute Sportverletzungen
Bleibt die Haut unverletzt, spricht man von stumpfen Verletzungen. Sie nehmen den ersten Rang unter den akuten Sportverletzungen ein. Je nachdem ob Muskeln, Sehnen, Gelenke, Knochen oder Bänder lädiert sind, werden verschiedene Traumata differenziert. Nicht immer sind die einzelnen Verletzungen genau lokalisierbar und voneinander abzugrenzen, zumal sie mit ähnlichen Beschwerden wie Schmerzen, Schwellungen, Blutergüssen (Hämatome) und einer eingeschränkten Beweglichkeit einhergehen.
Am häufigsten wird der Muskelapparat geschädigt, was sich durch Prellungen, Muskelzerrungen oder Muskelfaserrisse zeigt. Aber auch Bänder, Sehnen, Knochen und Gelenke können in Mitleidenschaft gezogen werden – vorrangig an den unteren Extremitäten. Sie führen zu Bänder- und Sehnenrissen, Knochenfrakturen sowie zu Verstauchungen und Verrenkungen an Sprung- und Kniegelenken. Fast die Hälfte aller Verletzungen spielt sich dort ab.
Seltener sind Schulter, Arme, Ellenbogen oder die Hände betroffen. Nur etwa ein Viertel aller Sportverletzungen sind dort lokalisiert. Die restlichen Verletzungen betreffen andere Körperteile wie beispielsweise Kopf, Wirbelsäule oder Oberkörper. Wurden die oberen Hautschichten durchtrennt, handelt es sich um offene Wunden. Bei Sportunfällen sind grundsätzlich alle Wundarten möglich, wobei besonders häufig Schürf-, Riss- oder Platzwunden zu verzeichnen sind.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Ballsportarten zählen zu den unfallträchtigsten Sportarten. So verletzten sich die männlichen Sportreibenden am häufigsten beim Fuß-, Hand- und Volleyball. Beim weiblichen Geschlecht führen insbesondere Hand- und Volleyball zu Läsionen, wobei im Frauen-Handball Verletzungen zahlreicher sind als im Männerbereich.
Generell sind beim Handball die unteren Extremitäten mit Sprunggelenksdistorsionen und Knieverletzungen häufiger betroffen, als dass es zu Fingerverletzungen kommt. Allerdings gibt es hier geschlechterspezifische Unterschiede im Verletzungsmuster. Bei den Handballerinnen wird vor allem das Knie überlastet.
Frauen verletzen sich bei Sportarten anders, als Männer.
Rupturen des vorderen Kreuzbandes sind keine Seltenheit, was sowohl auf die weibliche Anatomie als auch auf den Hormonhaushalt der Frau zurückgeführt wird. Auch in anderen Sportarten verletzen sich Frauen anders als Männer. Beim Cross-Country-Lauf beispielsweise ziehen sich Frauen relativ häufig Verletzungen der Hüfte und Leiste zu, während Männer eher Blessuren am Sprunggelenk davontragen.
Oder im Schwimmsport sind bei den Schwimmerinnen akute Verletzungen und Überlastungsschäden der Schulter häufiger zu verzeichnen als bei den männlichen Schwimmern
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Sportartspezifische Verletzungsmuster
Prinzipiell können beim Sport alle Körperteile in Mitleidenschaft gezogen werden. Letztendlich bedingt aber jede Sportart durch ihre charakteristischen Bewegungsabläufe typische Verletzungsmuster. Beim Fußball sind es die plötzlichen Stopps, kurzfristigen Spitzenbelastungen, zahlreichen Drehbewegungen, schnellen Richtungswechsel und intensiven Zweikämpfe. Dabei kommt es zu Verletzungen der unteren Extremitäten, vor allem des Sprunggelenks, die sich meist als Verstauchungen manifestieren.
Aber auch Sprunggelenkfrakturen und Muskelfaserrisse der Muskeln von Ober- und Unterschenkel sind keine Seltenheit. Fast genauso häufig sind bei Kickern die Knie lädiert, wobei vor allem ihre Bänder und die Menisken leiden. Kurzsprints lassen eine vorgeschädigte Achillessehne leicht reißen und Kopfballduelle enden schnell mit Platzwunden, Gehirnerschütterungen oder Frakturen, wobei Nasen- und Jochbeinbrüche am zahlreichsten vorkommen.
Beim Skifahren lösen Übermüdung, fehlende Kondition und mangelnde Konzentration Stürze und damit häufig Kopfblessuren sowie komplizierte Knie-, Oberarm- und Schulterverletzungen aus. Vor allem sind Innenband oder das vordere Kreuzband des Knies betroffen. Dreh- und Scherkräfte beim Carving-Ski lassen die Bänder leicht reißen. Eine klassische Verletzung ist zudem der Skidaumen, ein Bänderriss am Daumengrundgelenk.
Bei Snowboardern enden Stürze oft mit Frakturen des Unterarms oder der Handgelenke. Beim Inlineskaten lassen falsche Bremstechniken und hohe Geschwindigkeiten den Skater stürzen und verletzen, wobei typischerweise die oberen Extremitäten betroffen sind. Knochenfrakturen der Finger, des Handgelenks oder handgelenknaher Bereiche des Unterarms sind Klassiker. Ebenso sind Verstauchungen und Hautabschürfungen sowohl an den oberen als auch an den unteren Extremitäten sowie Band- und Gelenkkapselverletzungen am Knie häufig zu verzeichnen.
Verletzungen des Schädels und der Gesichtspartie sind zwar selten, aber wenn sie auftreten, sind sie oft mit dauerhaften Beeinträchtigungen verbunden. Bei Rennradfahrern und Mountainbikern führen Zusammenstöße aus schneller Fahrt, plötzlich auftauchende Hindernisse oder ein rutschiger Untergrund bei hohen Tempi zu Stürzen, die Schädel-Hirn-Traumen auslösen. Bei Aufprallunfällen sind auch Verletzungen des Schlüsselbeins sowie des Gelenkes zwischen Schlüsselbein und Schulterblatt (Akromioklavikular-Gelenk) und Brüche des Oberschenkelhalses, Ellenbogens, Unterarms und Handgelenkes keine Seltenheit.
Chronische Überlastungsschäden
Andere Sportarten sind hingegen weniger für akute Sportverletzungen prädestiniert, sondern gehen vor allem mit chronischen Beschwerden einher. Überlastungsschäden kommen beispielsweise häufig beim Tennis, Joggen oder Schwimmen vor. Beim Tennis lassen zwar die schnellen Starts und Stopps den Tennisspieler auf dem Platz ausrutschen oder umknicken sodass auch hier akute Verletzungen am Muskel oder Knie- und Sprunggelenk vorkommen. Gefürchtet sind beim Tennissport jedoch vielmehr chronische Sportschäden an Sehnen von Schultern und Ellenbogen durch wiederkehrende Fehl- oder Überlastungen, die einen schmerzhaften Tennisarm zur Folge haben.
Schwimmern macht die Schwimmerschulter lange Zeit Probleme. Extreme Über-Kopf-Bewegungen der Arme beim Rückenschwimmen, Kraulen oder Delfinstil belasten die Schultergelenke, die zu Entzündungen der Schleimbeutel und Sehen und somit zu schmerzhaften Schulterbeschwerden führen. Außerdem sind Kniebeschwerden (Brustschwimmerknie) aufgrund falscher Bewegungsabläufe beim Brustschwimmen oder eines zu intensiven Trainings mit Flossen keine Seltenheit.
Noch bekannter ist das Runner’s knee, das Läuferknie, das bei Joggern lange Ausfallzeiten bedingen kann. Etwa jeder vierte Läufer ist davon betroffen. Vor allem Langstreckenläufer und Marathonläufer können an dieser schmerzhaften Folge einer Über- oder Fehlbelastung leiden. Eine ständige Belastung löst eine Knorpelschädigung der Kniescheibe und/oder ihres Gleitlagers auf dem Oberschenkel aus und führt damit zu stechenden Schmerzen im Knie.
Zu Beginn schmerzen die Knie vor allem beim Bergablaufen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung ist dann aber auch normales Laufen und Gehen nicht mehr schmerzfrei möglich. Dasselbe gilt für Treppenstiegen, Sitzen mit gewinkelten Beinen und sogar einfaches Berühren der Kniescheibe.
Wadenkrampf und Muskelkater
Eigentlich zählen beide Muskelprobleme nicht zu den Sportverletzungen. Dennoch sind es zwei ungeliebte Phänomene, unter denen Sporttreibende häufig zu leiden haben. Wadenkrämpfe werden meist durch Verschiebungen im Mineralhaushalt hervorgerufen. Vor allem ist ein Mangel an Magnesium problematisch, da das Mineral bei der Weiterleitung von Nervensignalen eine wichtige Rolle übernimmt. Vor allem treten Wadenkrämpfe bei Ausdauersportlern auf, da sie viel Flüssigkeit und damit auch Magnesium verlieren.
Als erste Hilfemaßnahme leisten einfache Dehnübungen gute Dienste. Dafür sind die Zehen in Richtung Schienbein zu ziehen. Die Verhärtung löst sich dann durch Anspannung des Schienbeinmuskels, da dieser der Gegenspieler des betroffenen Wadenmuskels ist. Prophylaktisch können Supplemente mit 200 bis 400 Milligramm Magnesium pro Tag helfen.
Ein Muskelkater stellt sich meist bei Sportlern ein, die sich ungewohnten oder (zu) hohen körperlichen Belastungen aussetzen. Früher dachte man, dass sich nach starker Belastung Lactat im Muskel ablagert. Man versuchte, die Ablagerung der kleinen Milchsäurekristalle durch Dehnen vor und nach dem Training zu verhindern. Heute geht man von Mikroverletzungen in der Muskulatur aus, die zu schmerzhaften Entzündungsreaktionen mit anschließender Ödembildung führen.
Eingelagertes Wasser löst Schmerzen und Steifigkeit des Muskels aus, die eine weitere intensive Belastung nicht mehr möglich machen. Muskelkater tritt vor allem beim Kraftsport auf, bei dem der Muskel unter Widerstand gedehnt wird. Auch Bewegungen mit hohen Bremskräften beispielsweise beim Bergabgehen oder bei Sprüngen gehen oft mit Muskelkater einher. Ein Muskelkater vergeht in der Regel von alleine.
Am besten lässt man den Körper ein paar Tage ohne Sportprogramm regenerieren. Nur leichte Bewegungen wie Radfahren oder Spaziergänge sind erlaubt. Sie erhöhen die Durchblutung, versorgen lädierte Areale mit Nährstoffen und unterstützt somit den Heilungsprozess. Aus dem gleichen Grund hilft Wärme. Ein erneuter Muskelkater lässt sich durch gezieltes Training mit langsamer Steigerung der Belastung verhindern.
Verletzungen vorbeugen
Verletzungen sind immer möglich, lassen sich aber durch verschiedene Maßnahmen minimieren:
- Warm-up ist Pflicht. Eine sorgfältige Aufwärmphase von mindestens 10 Minuten Dauer mit Lockerungsübungen und submaximalen Ausdauerbelastungen bringt nicht nur das Herz-Kreislauf-System schon mal in Schwung, sodass die Muskulatur besser durchblutet und mit Sauerstoff versorgt wird. Zudem werden Muskeln, Sehnen und Bänder gelockert und gedehnt und damit besser beweglich.
- Cool-down nicht vergessen. Auch nach dem Training zum Abschluss langsame und gleichmäßige Dehnübungen einplanen, um einem Verkürzen der Muskeln entgegenzuwirken.
- Langsam angehen lassen. Die sportliche Aktivität muss dem Leistungsvermögen angepasst werden. Anfänger und Wiedereinsteiger sollten sich zu Anfang maßvoll bewegen, um schrittweise ihre körperliche Fitness (wieder) zu erlangen und allmählich zu steigern. Auch Sehnen und Knochen brauchen Zeit, um sich an die Belastungen zu gewöhnen.+ Gut gerüstet sein. Eine adäquate Sportausstattung wie geeignete Schuhe, eine auf die Sportart abgestimmte Kleidung, Protektoren oder Helme schützen und können ebenso wie eine korrekte Technik das Verletzungsrisiko minimieren.
- Regelmäßig trainieren. Nur eine ausreichend trainierte Muskulatur ist auf die sportlichen Belastungen entsprechend vorbereitet.
- Korrekte Technik erlernen. So lässt sich bereits ein großer Risikofaktor für Verletzungen vermeiden.
- Gezieltes Training integrieren. Bestimmte Sportarten stärken und vernachlässigen zugleich bestimmte Muskeln. Gezieltes Krafttraining kann das verhindern.
- Sensomotorische Trainingseinheiten einbauen. Dadurch bilden sich körpereigene Sensoren in Muskeln, Sehnen und Gelenken so aus, dass sie die Lage im Raum und Bewegungen besser wahrnehmen. Dadurch können sich die Sportler in gefährlichen Situationen instinktiv richtig verhalten und beispielsweise Stürze vermeiden.
- Erholungspausen einlegen. Pausen bringen Power und schützen damit vor Unfällen. Muskeln, Sehnen, Bänder und Knorpel benötigen Erholungsphasen zwischen den Trainingstagen, um sich an die gestellten Anforderungen anzupassen.
- Verletzungspausen einhalten. Jede Verletzung braucht genügend Zeit zum Ausheilen. Erst nach Abklingen der Beschwerden sollte das verletzte Körperteil langsam wieder belastet werden.
- Auf den Körper hören. Schwellungen, Schmerzen, Taubheitsgefühle oder ein Gefühl der Instabilität der Gelenke nicht ignorieren, sondern die Belastung einstellen. Wird weitertrainiert, können sich aus kleinen Verletzungen schnell größere und chronische Schäden entwickeln.
- Nicht unter Alkoholeinfluss Sport treiben. Unter Alkohol erhöht sich das Risiko für Verletzungen.