im Hintergrund ein weiß gekleideter Mensch, der mit dem Finger auf ein Diagramm mit steigenden Zahlen im Vordergrund tippt.© Yudram_TA / iStock / Getty Images Plus
Und die Zahlen steigen weiter.

SARS-CoV-2

MEHRFACHE INFEKTION ERHÖHT RISIKO FÜR KOMPLIKATIONEN

Die Corona-Fallzahlen steigen wieder, trotz „Sommerpause“. Wer schon schwarz sieht für den kommenden Winter, wird jetzt auch nicht jubeln: Forschende der Washington University haben beobachtet, dass das Risiko für schwere Verläufe und Long-COVID mit jeder Infektion steigt.

Seite 1/1 2 Minuten

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Seit dem Auftritt der Omikron-Variante und spätestens seitdem die Untervariante BA.5 in Deutschland dominiert, durchseucht das Corona-Virus Deutschland, Europa und eigentlich die ganze Welt. Auch, dass sich mittlerweile Personen mehrmals mit dem Virus infiziert haben, ist eine Alltagsmeldung geworden.

Doch was passiert eigentlich mit dem Körper, wenn man mehr als einmal mit dem Virus konfrontiert wird? Wie hoch das Risiko für schwere Verläufe oder anschließende Beschwerden wie Long-COVID ausfällt und welchen Einfluss dabei eine (vollständige) Impfung nimmt, darüber konnte bislang nur spekuliert werden. Professor Dr. Ziyad Al-Aly und seine Kollegen von der Washington University und vom Veterans Affairs St. Louis Health Care System analysierten zur Beantwortung dieser Fragen verschiedene Krankheitsdaten – mit erschreckendem Ergebnis.

Große Datenmenge

Die Forschenden erlangten für ihre Untersuchungen Zugriff auf die nationalen Gesundheitsdatenbanken des US Department of Veterans Affairs – eine umfangreiche Datenmenge stand ihnen somit zur Verfügung. Daraus bildeten sie drei Kohorten:

  • rund 257 000 Personen, die sich einmal infiziert hatten,
  • knapp 39 000 Personen, die mindestens zweimal von COVID-19 genesen waren,
  • über 5 Millionen Personen, die noch nicht infiziert waren,

und werteten die Risiken für die Gesamtmortalität, Krankenhausaufenthalte und eine Reihe anderer, mit einer SARS-CoV-2-Infektion verbundenen Komplikationen für einen Zeitraum von sechs Monaten aus.

Risiko steigt in allen Bereichen

Die bittere Erkenntnis: Bei einer Reinfektion steigt im Vergleich zur Erstinfektion das Risiko in fast allen bekannten gesundheitlichen Bereichen, also

  • Gesamtmortalität,
  • Krankenhausaufenthalte,
  • Beeinträchtigung der Lungenfunktion und anderer Organsysteme wie zum Beispiel dem kardiovaskulären System,
  • Gerinnungs- und hämatologische Störungen,
  • Diabetes,
  • Fatigue,
  • gastrointestinale Störungen,
  • Nierenfunktionsstörungen,
  • psychische Störungen,
  • Erkrankungen des Bewegungsapparats und
  • neurologische Störungen.

Und zwar ungeachtet dessen, ob die Personen vor der erneuten Infektion geimpft wurde.

Die Risikoerhöhung fiel bei Gesamtmortalität und den Beeinträchtigungen von Lungen- und anderen Organsystemen doppelt so hoch aus, bei Krankenhausaufenthalten und den restlichen Störungen sogar dreimal so hoch. Zwar verhält sich das Risiko zu Beginn der Risikoinfektion am höchsten, ist aber bis Ablauf des Zeitraumes von sechs Monaten messbar gewesen.

Je häufiger, desto riskanter

Das Team konnte zudem einen Zusammenhang zwischen Häufigkeit und Risiko feststellen: Sie gehen in ihrer Arbeit davon aus, dass sich mit jeder neuen Infektion auch das Risiko erhöht. Sie resümieren daher, dass dringend Strategien zur Prävention von Reinfektionen erforderlich seien, um die Gesamtbelastung durch Tod und Krankheit zu minimieren.

Denn lag die Reinfektionsquote bei vorangegangenen Varianten noch niedrig, so steigt sie mit den neuen Omikron-Varianten merklich an. Das liegt an dem hohen Immunfluchtpotenzial von BA.2, BA.2.12.1, BA.4 und BA.5 – die Gedächtnisfunktion des Immunsystems wissen diese Varianten auch nach durchlebter Infektion geschickt zu umgehen. Und die Zahlen steigen.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
 

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