Ein kleines Mädchen in einer Latzhose bläst die Samen einer verblühten Löwenzahnblüte weg. Die fallschirmartigen Samen gleiten durch die Luft.© PeopleImages / iStock / Getty Images
Die Temperaturen werden langsam wärmer und die ersten Pflanzen blühen: Es ist Heuschnupfenzeit. Was bei Heuschnupfen und allergischen Hautreaktionen hilft.

Reaktion

WAS HILFT BEI HEUSCHNUPFEN UND KONTAKTALLERGIEN?

Jeder Fünfte kennt es inzwischen: Die Nase kribbelt, die Augen tränen. Heuschnupfen ist auf dem Vormarsch, genau wie Kontaktallergien. Warum trifft es immer mehr Menschen? Ist übertriebene Hygiene der Grund oder sind es Zusatzstoffe in unserer Nahrung? Und mindestens genauso wichtig: Was hilft?

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Die allergische Rhinokonjunktivitis kann durch viele verschiedene Stoffe ausgelöst werden. Wenn Blütenpollen die Verursacher sind, spricht man von Heuschnupfen. Er tritt nur während der Blütezeit der auslösenden Pflanze auf. Tierhaare, Schimmelpilze und Hausstaubmilben lösen das ganze Jahr über Beschwerden aus. Schnupfen, Bindehautreizung, Husten und Juckreiz sind nicht nur lästig, sondern können sich zu schwereren Problemen entwickeln.

Auch die Haut bleibt nicht verschont. Rund 3000 Allergene wie Latex, Nickel, Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe sind bekannt, auch viele Pflanzen können Kontaktallergien auslösen. Rund acht Prozent der Bevölkerung sind betroffen, ein Zehntel aller Berufskrankheiten geht auf allergische Hautreaktionen zurück.

Komplexe Reaktion

Bei allergischem Schnupfen und bei Kontaktallergien handelt es sich um echte Allergien. Das heißt, das Immunsystem reagiert auf einen eigentlich harmlosen Auslöser und setzt eine Kaskade in Gang, die die Beschwerden verursacht. Je nachdem, welche Mechanismen dahinterstecken, treten unterschiedliche Symptome auf. Allen gemeinsam ist eine mehr oder weniger heftigeReaktion des Immunsystems auf einen Stoff, den andere Menschen problemlos vertragen.

So eine Allergie tritt immer erst bei wiederholtem Kontakt mit dem Allergen auf. Vorher findet unbemerkt eine Sensibilisierung statt, bei der dendritische Zellen in der Schleimhaut kleinste Mengen des Allergens aufnehmen und T-Zellen präsentieren. Diese sorgen dann bei erneutem Allergenkontakt für die Ausschüttung von Immunglobulin E (IgE), das an Rezeptoren auf der Oberfläche von Mastzellen bindet und die Freisetzung von Histamin auslöst.

Der Botenstoff Histamin ist hauptverantwortlich für die Symptome bei Heuschnupfen und Kontaktallergien. Reizungen zum Beispiel durch Chemikalien, die konzentrationsabhängig ohne Sensibilisierung auftreten, verlaufen dagegen ohne Aktivierung des Immunsystems.

Allergie ist nicht gleich Allergie

Man unterscheidet vier Typen einer allergischen Reaktion, begründet durch die Immunologen Robert Coombs und Philip Gell:

  • Typ 1 wird auch Allergie vom Soforttyp genannt. Die Symptome treten bereits nach Minuten auf und werden über die Freisetzung von Immunglobulin E (IgE) ausgelöst. Wie beschrieben kommt es zur Ausschüttung von Histamin aus den Mastzellen. Zu diesem Typ zählen die allergische Rhinokonjunktivitis, das Angioödem, allergisches Asthma und die potenziell tödliche Anaphylaxie.
  • Typ 2 ist die seltene humorale zytotoxische Immunreaktion, bei der Teile des Allergens an Thrombozyten binden und über Botenstoffe zu deren Zerstörung führen. Heparine oder Penicilline können die Reaktion nach sechs bis zwölf Stunden in Gang setzen. Auch Transfusionsreaktionen verlaufen nach diesem Muster.
  • Ebenfalls selten tritt Typ 3 auf, die Immunkomplex-vermittelte Immunreaktion. Immunkomplexe aus Antigenen (wie Beta-Lactamen, Sulfonamiden oder aus Mikroorganismen) und Antikörpern binden an die Basalmembran der Gefäße und zerstören diese. Eine systemische Reaktion mit Fieber, Bauchschmerzen und Gefäßentzündung nach sechs bis zwölf Stunden ist die Folge.
  • Typ 4, die zelluläre Spättyp-Reaktion, ist recht häufig. Symptome zeigen sich erst nach ein bis drei Tagen. Nach einer vorherigen Sensibilisierung von T-Gedächtnis-Lymphozyten bilden Effektor-T-Zellen in der Haut bei erneutem Allergenkontakt Zytokine, die wiederum Histamin freisetzen. Einige Autoimmunerkrankungen verlaufen nach diesem Muster, aber auch die Kontaktallergie und das potenziell tödliche Arzneimittel-Exanthem. Bei letzterem können sich große Teile der Epidermis lösen oder Niere, Leber oder Lunge beteiligt sein.

Lästige Beschwerden

Der klassische allergische Schnupfen ist meist 15 bis 20 Minuten nach Allergenkontakt am stärksten. Das erste Symptom ist Niesreiz, der rasch übergeht in die Bildung von wässrigem Sekret. Oft ist die Nase verstopft, weil die Schleimhäute anschwellen. Die Augen können gerötet sein, jucken und tränen. Häufig tritt auch ein Fremdkörpergefühl auf, ebenso Halsschmerzen, Schwellungen im Gesicht und Husten.

Das Tückische: Bei einem Drittel aller Heuschnupfen-Patienten entwickelt sich über Jahre ein allergisches Asthma. Diesen Vorgang nennt man auch „Etagenwechsel“. Vielfach entwickelt sich Heuschnupfen im Laufe des Lebens recht plötzlich. In der Apotheke fällt dann der Satz: „Aber das hatte ich ja noch nie!“ Warum auf einmal eine Sensibilisierung eintritt, ist bisher nicht geklärt.

Besonders gemein: Kreuzallergien

Als wäre Heuschnupfen nicht lästig genug, neigen viele Betroffene zugleich zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten, also Kreuzallergien zwischen Pollen und Nahrungsmitteln. Allergiker, die auf Birke, Erle und Haselnusspollen reagieren, vertragen oft rohe Äpfel, Pfirsiche, Pflaumen und Kirschen nicht. Das liegt an der botanischen Verwandtschaft der Allergieauslöser mit den Rosengewächsen, zu denen die Obstsorten gehören. Die Pollen ähneln sich biochemisch stark.

Beifuß-Allergiker reagieren oft auf Korbblütler (Chrysantheme, Löwenzahn, Kamille) oder Nachtschattengewächse (Tomate, Paprika). Bei Gräser- oder Getreidepollen-Allergikern kommen aber auch Kreuzallergien vor, die nichts mit botanischer Verwandtschaft zu tun haben, wie zum Beispiel gegen Soja oder Erdnuss.

Da viele Nahrungsmittel-Allergene hitzelabil sind, kann Kochen helfen.

Was tun gegen Heuschnupfen?

Die Therapie allergischer Beschwerden besteht aus drei Komponenten: Allergenvermeidung, medikamentöse Therapie und spezifische Immuntherapie, die sogenannte Desensibilisierung.

Die Allergenvermeidung besteht darin, den Kontakt mit dem Auslöser so gering wie möglich zu halten. Pollenallergiker sollten ihre getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer lagern, weil daran Pollen haften, sowie vor dem Schlafengehen die Haare waschen. Lüften sollte man bei geringem Pollenflug, also in der Stadt morgens, auf dem Land abends. Wäsche trocknet am besten drinnen.

Hausstaubmilben kommen im Gebirge ab 1500 Metern übrigens nicht vor, außerdem reduziert der verminderte Pflanzenwuchs den Pollenflug. Am Meer löst die salzhaltige Luft hartnäckigen Schleim, Seewinde bringen pollenarme Luft. Ein Aufenthalt in den Bergen oder am Meer kann also kurzfristig helfen. Aber Achtung: Bei ablandigem Wind kommt die Luft vom Land, nur bei auflandigem Wind kommt sie vom Meer.

Histamin blockieren

Die aktuellen Leitlinien empfehlen als medikamentöse Therapie den Einsatz von Antihistaminika. Es gibt sie als Tabletten, Tropfen oder Saft und als Augentropfen und Nasenspray. Die lokale Anwendung eignet sich für leichte oder gelegentliche Beschwerden.

Die Wirkung dieser Stoffe beruht auf ihrem Antagonismus am H1-Rezeptor, einem von vier Histamin-Rezeptoren. Im Gehirn regelt dieser unter anderem den Wachzustand. In der Peripherie bewirkt eine Bindung von Histamin an den H1-Rezeptor Gefäßerweiterung, erhöhte Permeabilität der Gefäßwände, entzündliche Reaktion durch Leukozytenmigration und Juckreiz durch Angriff auf Nervenzellen.

Die erste Generation der systemischen Antihistaminika mit Dimetindenmaleat und Diphenhydramin ist stark lipophil, kann also die Blut-Hirn-Schranke leicht überwinden. Das führt zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit, aber auch zu anticholinergen Effekten wie Mundtrockenheit, Pupillenerweiterung und Tachykardie. Wechselwirkungen sind zu beachten. Der Einsatz dieser Substanzen kann zum Beispiel nachts sinnvoll sein.

Die Wirkstoffe der zweiten Generation, Cetirizin, Loratadin und Bilastin, wirken kaum sedierend. Bilastin kann in der Selbstmedikation ab zwölf, Cetirizin ab zwei Jahren gegeben werden. Nach ärztlicher Diagnose ist eine Langzeitbehandlung möglich. Meist reicht die einmal tägliche Einnahme, bei Kindern wird die Tagesdosis auf zwei Einnahmen verteilt. Loratadin ist ein Prodrug und daher erst nach ein bis drei Stunden wirksam, die anderen nach 30 bis 60 Minuten. Durch die notwendige Aktivierung in der Leber besteht ein Wechselwirkungspotenzial. Loratadin kann wie Cetirizin unabhängig von Mahlzeiten eingenommen werden. Bilastin muss man nüchtern schlucken, weil Nahrungsmittel die Bioverfügbarkeit um 30 Prozent verringern.

Praxistipp

Am besten setzen Heuschnupfen-Patienten die Therapie mit Antihistaminika über die gesamte Pollensaison fort. Nach Unterbrechungen findet das beim nächsten Allergenkontakt freigesetzte Histamin sonst viele freie Rezeptoren und die Beschwerden fallen heftiger aus. Außerdem sinkt die Wahrscheinlichkeit für Etagenwechsel.

Als Vertreter der dritten Generation werden Levocetirizin und Desloratadin bezeichnet. Bei Cetirizin handelt es sich um eine Mischung aus zwei Enantiomeren, also spiegelverkehrten Formen des Wirkstoffes. Nur die L-Form, das Levocetirizin, passt räumlich in den Rezeptor. Daher braucht man bei Levocetirizin nur die halbe Wirkstoffmenge. Das vermeidet Nebenwirkungen. Desloratadin ist die Wirkform von Loratadin. Hier entfällt die enzymatische Aktivierung, was den Wirkeintritt beschleunigt und das Interaktionspotenzial reduziert.

Loratadin und Desloratadin besitzen mit 27 Stunden eine längere Plasmahalbwertszeit als Cetirizin, Levocetirizin und Bilastin mit 10 Stunden. Bei Nieren- und Leberinsuffizienz empfiehlt sich Bilastin. Schwangere und Stillende können, wenn nötig, mit Cetirizin oder Loratadin behandelt werden.

An Auge oder Nase kommen die Antihistaminika Levocabastin, Azelastin und Ketotifen in Frage. Ketotifen stabilisiert auch die Mastzellen. Alle wirken schnell und werden mehrfach am Tag appliziert. Levocabastin kann ab einem, Azelastin ab vier Jahren angewendet werden. Konservierungsmittel beeinträchtigen die Stabilität des Tränenfilms, was die Beschwerden bei trockenen Augen verstärken kann. Hier und bei Kontaktlinsenträgern und Daueranwendern sollten unkonservierte Produkte bevorzugt werden.

Eine Option für Schwangere, Stillende und Kleinkinder stellt die Cromoglicinsäure dar. Sie stabilisiert die Mastzellen und wirkt prophylaktisch. Daher beginnt man mit der Therapie zwei Wochen vor Beginn des Pollenfluges und führt sie kontinuierlich fort.

Entzündungen hemmen

Die Therapieleitlinien empfehlen neben Antihistaminika die Anwendung von nasalen Glucocorticoiden (NGC). Beide Optionen sind erste Wahl, keiner wird der Vorzug gegeben. Eine Kombination empfehlen die Experten jedoch nicht. Die Substanzen Mometason, Fluticason und Beclomethason stehen hier für die Selbstmedikation zur Verfügung, ab 18 Jahren und nach ärztlicher Erstdiagnose.

Sie eignen sich auch für stärkere Beschwerden und die längerfristige Anwendung. Die entzündungshemmende Wirkung lindert oftmals auch Beschwerden an den Augen. Eine systemische Aufnahme findet kaum statt. Der Wirkeintritt ist verzögert und die maximale Wirkung erst nach ein bis zwei Wochen erreicht. Darauf sollte man bei der Abgabe hinweisen.

Zur Überbrückung eignen sich abschwellende Nasensprays, sie dürfen aber nur wenige Tage benutzt werden.

Wichtig ist auch der Hinweis, die NGC-Sprays vor der Anwendung zu schütteln und nicht in Richtung der Nasenscheidewand zu sprühen. Das erreicht man am besten, indem mit der linken Hand ins rechte und der rechten Hand ins linke Nasenloch gesprüht wird. Nach dem Eintritt der Wirkung sollte die geringste wirksame Erhaltungsdosis angewendet werden.

An ein bestimmtes Allergen gewöhnen

Neben der Linderung der Beschwerden bietet sich vor allem bei Pollen-, Hausstaub- und Insektengiftallergikern eine spezifische Immuntherapie (SIT)an. So kann oft ein Etagenwechsel verhindert werden. Die Behandlung besteht in der Verabreichung kleiner Mengen des allergieauslösenden Stoffes über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren. Hierfür stehen sublinguale Lösungen oder subkutane Injektionen zur Verfügung, die der Patient in regelmäßigen Abständen verabreicht bekommt. Ziel ist, dass sich das Immunsystem an das Allergen gewöhnt.

Ein ganz anderer Ansatz

Studien an Kindern, die in einer Bauernhofumgebung mit traditioneller Kuhhaltung aufwachsen, zeigen, dass ihr Allergierisiko deutlich niedriger liegt als das von Stadtkindern. Dieser Bauernhof-Effekt war bereits in den 1920er-Jahren bekannt. Bei der Analyse der Inhaltsstoffe des aus den Kuhställen gesammelten Staubs sowie von Rohmilch fand sich ein Protein, das Beta-Lactoglobulin (BLG), das, wenn es mit komplexiertem Eisen, Vitamin A und Zink beladen ist, die Immunresilienz stärkt. Erhältlich ist die „Kuhstallpille“ als Lutschtablette. 

Faustregel für die Apotheke

Beschwerden über mehr als vier Tage pro Woche, länger als vier Wochen oder mit Verdacht auf Etagenwechsel beziehungsweise fehlender Besserung gehören ärztlich abgeklärt. Auch die Erstdiagnose ist Arztsache. Weitere Arzneimittel, die der Arzt verordnen kann, sind Bronchodilatatoren wie Salbutamol gegen asthmatische Beschwerden und in schweren Fällen systemische Glucocorticoide. Diese bremsen neben ihrer antientzündlichen Wirkung die Neusynthese von Histamin und wirken in hohen Dosen membranstabilisierend.

Wie testet der Arzt?

Beim Prick-Test werden Allergenlösungen auf die angeritzte Haut des Unterarms aufgetragen und die individuelle Reaktion beobachtet. Der Epicutantest enthält ein Pflaster, das auf den Rücken aufgeklebt und nach einer festgelegten Zeit entfernt wird. Um eine Spättyp-Reaktion zu erkennen, darf die Auswertung erst nach 72 bis 96 Stunden erfolgen. Auch der direkte Nachweis von IgE im Blut gibt Aufschluss. Bei der Auswahl der Test-Allergene kann das Führen eines Beschwerdetagebuchs für einige Wochen vor dem Arztbesuch helfen.

Wenn die Haut verrücktspielt

Eine andere Form der Allergie ist das Kontaktekzem, auch Kontaktallergie oder allergische Dermatitis genannt. Hier reagiert die Haut mit Rötung, Schwellung und Juckreiz, später bilden sich Bläschen, die anschließend nässen oder Krusten bilden können. Anschließend heilt die Stelle unter Schuppenbildung ab. Manchmal entstehen Streuherde durch Wanderung aktivierter T-Zellen. Die Beschwerden beginnen meist nach 24 bis 96 Stunden. Auch hier hat, wie beim Heuschnupfen, vorher unbemerkt eine Sensibilisierung stattgefunden.

Auch bei einer Kontaktallergie sollte der Arzt helfen, den Auslöser zu finden, damit ihn der Betroffene in Zukunft meiden kann, und das lebenslang. Hier gibt es keine Möglichkeit einer Immuntherapie.

Was hilft bei Kontaktallergie – und was nicht

Die Behandlung besteht in einer antientzündlichen Therapie und einer Stärkung der gestörten Hautbarriere. Mittel der Wahl sind Glucocorticoide, weil sie stark entzündungshemmend und antiexsudativ wirken. Die Wahl der Grundlage ist hier allerdings auch entscheidend! Es gilt der Grundsatz: „feucht auf feucht, fett auf trocken“, das heißt, bei nässenden Läsionen sollten leichte Cremes, bei trockenen Stellen Salben eingesetzt werden.

Fetthaltige Grundlagen haben in Körperfalten und auf offenen Stellen nichts zu suchen, weil sie die Wasserdampf- und Wärmeabgabe hemmen und so die Entzündung verstärken. Übrigens: Gegen Beschwerden bei einer Kontaktdermatitis helfen H1-Antihistaminika nicht, weil hier der Juckreiz durch direkten Angriff des IgE auf Nervenzellen ausgelöst wird, nicht durch Histamin!

Offene, nässende Stellen können mit gerbstoffhaltigen Umschlägen gekühlt werden. Auf intakter Haut können Polidocanol, Menthol oder Gerbstoffe in Cremes, Sprays oder Lotionen ausprobiert und bei mangelndem Therapieerfolg auf ein Cortisonpräparat gewechselt werden. Hier stehen Hydrocortison und Hydrocortisonacetat in der Selbstmedikation zur Verfügung. Die Anwendung reicht ein- bis zweimal pro Tag. Unter der Therapie heilt eine Kontaktallergie in der Regel binnen weniger Tage ab.

Wichtig: große Flächen nicht selbst behandeln, kleine Kinder immer zum Arzt schicken!

Der Arzt kann bei in solchen Fällen oder bei fehlender Wirksamkeit der Selbstmedikation andere Glucocorticoide verordnen oder in schweren Fällen systemische Glucocorticoide für die Kurzzeittherapie. Bei offenen Läsionen wird ein Teil des Wirkstoffes aus topischen Zubereitungen systemisch resorbiert.

Geschädigte Hautbarriere wieder aufbauen

Zur Reinigung empfehlen sich milde Syndets mit rückfettenden Bestandteilen, die den Hautzustand verbessern und so das Eindringen von Allergenen erschweren. Allergenisierende oder reizende Stoffe wie Teebaumöl, Kamille oder Ethacridinlactat sollten vermieden werden, ebenso alles, was die Haut austrocknet. Dazu zählt langes, heißes Duschen oder Baden sowie starkes Schwitzen.

Allergien auf dem Vormarsch

Allergische Reaktionen werden immer häufiger. Die Ursache dafür ist unklar, es gibt verschiedene Theorien. Die wohl bekannteste, die sogenannte Hygienehypothese, geht davon aus, dass unsere sauberen Lebensbedingungen schuld daran sind. Weil die Menschen früher mehr Kontakt zu Keimen hatten, war ihr Immunsystem an mehr Stoffe gewöhnt, so die Theorie, und konnte sich daran austoben. Unsere modernen Reinigungsmethoden sorgen dafür, dass wir empfindlicher reagieren. Eine schwedische Studie zweifelt die Hypothese an und fordert, auch andere Umweltfaktoren zu erforschen. Dies könnten das Leben in Innenräumen, mangelnde körperliche Aktivität sowie Schadstoffe in der Umwelt sein.

Sicher scheint, dass das Allergierisiko durch in der Nahrung enthaltene Zusatzstoffe sowie durch hohen Fettkonsum ansteigt. Weiter erhöhen Haustiere, besonders Katzen und Nager, und ein stressreicher Lebensstil die Wahrscheinlichkeit, an einer Allergie zu erkranken, während bei einer Stillzeit von mindestens vier Monaten die Kinder später seltener allergisch reagieren.

Kinder von Allergikern sind öfter selbst betroffen. Rund 150 Gene sind mittlerweile bekannt, die im Zusammenhang mit Allergien stehen, aber auch die Epigenetik spielt eine große Rolle. Damit ist die Häufigkeit, mit der bestimmte Gene abgelesen und die entsprechenden Proteine exprimiert werden, gemeint. Die Epigenetik lässt sich durch Verhalten und Umweltfaktoren beeinflussen. Rauchen in der Schwangerschaft beispielsweise erhöht das Allergierisiko für das Kind und sogar noch für deren Kinder.

Ebenfalls ein wichtiger Einflussfaktor ist der Klimawandel. Die Blütezeiten der Pflanzen verlängern sich und Pflanzen, die bisher bei uns nicht heimisch waren, breiten sich aus. Das ist der Fall bei der hochallergenen Beifuß-Ambrosie, die aus dem Mittelmeerraum stammt. Heimische Pflanzen geraten durch Umweltgifte in Stress, so eine weitere Theorie, und bilden aggressivere Pollen. Welche Faktoren auch immer dahinterstecken, die Beratung von Betroffenen in der Apotheke wird in Zukunft wohl zunehmend wichtig.

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