Kohortenstudie
WARTEN AUF DIE RÜCKKEHR DES GESCHMACKS- UND GERUCHSSINNS
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Der Kaffee am frühen Morgen schmeckt nach nichts, das Lieblingsessen ebenfalls und man riecht die volle Windel des eigenen Kindes nicht – Dinge, die man für unmöglich gehalten hat, sind plötzlich bittere Realität. Diese Störungen des Geschmacks- und Geruchssinns zählten zu den häufigsten Symptomen bei einer COVID-19-Infektion, bevor sich die Omikron-Variante entwickelt hatte.
Paolo Boscolo-Rizzo und seine Kollegen von der Sektion für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde der Universität Padua in Treviso, Italien haben in einer kleinen Kohortenstudie untersucht, wie lange Betroffene unter dem Verlust ihrer Sinne leiden und ob sie sich vollständig erholen.
Geduld ist gefragt
Für ihre Untersuchung befragte das Forscherteam Menschen, die zwischen dem 19. und 22. März 2020 am Allgemeinkrankenhaus im italienischen Treviso positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Mehr als zwei Jahre befragten sie die Betroffenen immer wieder nach ihren Symptomen.
Zunächst wurden die Symptome in der akuten Phase der Erkrankung aufgenommen. Es folgten weitere Befragungen nach vier Wochen, acht Wochen, sechs Monaten und zwei Jahren. Anhand eines strukturierten Fragebogens, unter anderem mit dem Acute Respiratory Tract Infection Questionnaire und dem Sinonasal Outcome Test, wurden die vorhandenen Symptome ermittelt.
Insgesamt nahmen 174 (86,1 %) der 202 befragten Patienten an allen Folgebefragungen teil. Bei sechs Probanden wurde wegen (Verdachts auf) Reinfektionen mit SARS-CoV-2 die weitere Teilnahme vorzeitig beendet.
Störungen des Geschmacks- oder Geruchssinns
Die 168 verbliebenen Probanden hatten eine Altersstruktur zwischen 20 und 89 Jahren, etwas mehr als die Hälfte waren Frauen. Wirft man einen Blick auf die Ergebnisse der Befragung, so hatten in der akuten Phase 108 Teilnehmer Störungen des Geschmacks- oder Geruchssinns angegeben. Nach vier Wochen waren es noch 64, nach acht Wochen noch 29, nach sechs Monaten noch 27 und nach zwei Jahren noch 14 Probanden. Elf der 168 Teilnehmer gaben Störungen des Geschmacks- oder Geruchssinns erstmals bei der Folgebefragung nach vier Wochen an. Zu diesem Zeitpunkt fiel der Abstrichtest noch positiv auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 aus.
Von den 119 Probanden, die innerhalb von vier Wochen eine durch COVID-19 assoziierte Störung des Geschmacks- oder Geruchssinns festgestellt hatten, hatten 105 nach zwei Jahren keine solchen Symptome mehr. Bei elf Studienteilnehmern hatte sich die Schwere der Symptomatik reduziert und bei drei konnte keine Verbesserung beziehungsweise Verschlechterung der Symptome festgestellt werden.
13 Betroffene gaben eine späte Erholung des Geschmacks- oder Geruchssinn an (> 6 Monate nach Symptombeginn). Die Befragung nach zwei Jahren ergab, dass die häufigsten, nicht den Geschmacks- und Geruchssinn betreffenden Symptome Fatigue und Kurzatmigkeit waren. Bei der Befragung nach zwei Jahren gaben insgesamt 47 Probanden an, noch mindestens ein Symptom zu haben.
De Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass die Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden sollten, da die Teilnehmer selbst die Angaben gemacht haben. Zudem handelte es sich um eine kleine Stichprobe, die lediglich aus einem Krankenhaus stammt. Positiv ist hingegen die Erkenntnis für Patienten, zu wissen, dass sie sich von Störungen des Geschmacks- oder Geruchssinns auch nach vielen Monaten noch erholen können.
Quelle: Ärzteblatt
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