Antikörper© Gilnature / iStock / Getty Images Plus
Derzeit gibt es 82 Antikörper, die im Einsatz sind, als Wachstumsmotor für die medizinische Biotechnologie. Sie werden beispielsweise bei Migräne eingesetzt oder bremsen bei Osteoporose den Knochenzerfall und bilden letztlich selbst aktiv Knochenmasse.

Hoffnungsträger

ANTIKÖRPER SCHAFFEN DAS, WAS VORHER UNDENKBAR WAR

Sie sind derzeit die Shooting-Stars in der Medizin: Antikörper. Gerade für die Therapie von Krankheiten, die bisher nur unzureichend oder gar nicht behandelt werden konnten, sind sie von großer Bedeutung. Wohl auch deshalb steigt ihre Anzahl rapide: Es sind jetzt schon doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren.

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82 Antikörper sind zurzeit im Einsatz, sie sind Wachstumsmotor für die medizinische Biotechnologie. Sie werden gegen Migräne eingesetzt, einer bremst bei Osteoporose den Knochenzerfall und bildet selbst aktiv Knochenmasse. Und wieder ein anderer stellt die erste Therapie im Kampf gegen Alzheimer seit rund zwei Jahrzehnten dar. 

Der erste Antikörper gegen Krebserkrankungen wurde übrigens 1998 zugelassen – seitdem ging die Sterblichkeit bei Patienten mit dem Non-Hodgkin-Lymphom um ein Viertel zurück. Menschen mit einem metastasierten Hautkrebs hatten noch vor einem Jahrzehnt kein Jahr mehr zu leben – heute überleben sie dank rekombinanter Antikörper mehr als doppelt so lang. Und Menschen mit rheumatoider Arthritis verhelfen sie zu einem Dasein weitestgehend ohne Einschränkungen – was vorher undenkbar war.

Antikörper, das sind körpereigene Moleküle, die im Dienste des Immunsystems im Körper unterwegs sind. Mit der Entwicklung gentechnisch hergestellter Antikörper (sogenannte rekombinante) kann man sogar solche herstellen, die die Natur gar nicht kennt. Zwei Erkrankungen sollen hier beispielhaft als Erklärung dienen.
 

Migräne

Betablocker, Antidepressiva, Calcium-Antagonisten oder Antikonvulsiva: Viele Migräne-Patienten brechen die Behandlung ab, da die Wirkung dieser Medikamente erst nach sechs bis acht Wochen einsetzt, die Nebenwirkungen aber beinahe sofort. „Als quasi maßgeschneiderte Arzneistoffe stehen seit etwa zwei Jahren drei monoklonale Antikörper gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) beziehungsweise gegen den Rezeptor zur Verfügung. Die bisherigen Erfahrungen mit diesen neuen Arzneistoffen zeigen zweifelsfrei einen erheblichen therapeutischen Nutzen im Rahmen einer individualisierten Migräneprophylaxe“, sagt der Pharmazeut Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz.

Osteoporose

Hier haben Antikörper eine neue Ära der Behandlung eingeleitet. Diese richtet sich gegen das Protein Sklerostin. "Die Neutralisierung von Sklerostin mit Romosozumab fördert die Knochenneubildung. Die schnelle Zunahme an Knochenmasse reduziert das Frakturrisiko“, so Schubert-Zsilavesz.

Und auch bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie werden Antikörper eine große Rolle spielen, denn sie wirken gleich dreifach: bei der Diagnose (im Schnelltest), zur Verhinderung der Infektion oder deren Ausbreitung und bei der Behandlung eines schweren Verlaufes. Von sieben zurzeit bei der Europäischen Zulassungsbehörde EMA laufenden Prüfungen für COVID-19-Medikamente sind fünf Antikörper. Zum Vergleich: Ende 2020 zählte die Pharmabranche 657 klinische Projekte mit biopharmazeutischen Wirkstoffen – 429 (also 65 Prozent) sind rekombinante Antikörper.

Quelle: Pharma Fakten
 

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