Hirnschlag
SCHLAGANFALL: IMMER MEHR JÜNGERE BETROFFEN
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Wir haben Glück gehabt – liest man die Zahlen der Studie genau. Denn in Europa kommt es durch die flächendeckend guten medizinischen Versorgungsstrukturen zu einer Stagnation der Zahlen – und in Deutschland sogar zu einer rückläufigen Tendenz. Dennoch gilt auch bei uns: Die Prävention muss unbedingt einen höheren Stellenwert erhalten, damit auch hier die Schlaganfall-Inzidenz unter 55 Jahren nicht steigt.
Oft unterschätzt, sind Schlaganfälle weltweit
- die häufigste Todesursache und
- dritthäufigste Ursache für Behinderung und
- eine der häufigsten Ursachen für Demenz.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich schon lange auf die Fahnen geschrieben, dass die Zahl der Schlaganfälle sinken möge und stützt sich dabei unter anderem auf eine zweite Studie1 aus England. Die besagt, dass bis 2050 weltweit die absolute Zahl der Menschen, die an Schlaganfällen sterben, um fünfzig Prozent steigen wird. Da nicht alle Menschen daran sterben, wird auch die Belastung durch Behinderungen im gleichen Zeitraum zunehmen.
Je ärmer das Land, desto mehr Schlaganfälle
Dabei hat sich die absolute Zahl der Menschen, die von einem Schlaganfall betroffen sind, in den letzten drei Jahrzehnten bereits verdoppelt. Und das ist, wie so oft, an Armut und Reichtum gekoppelt. Der größte Teil der aktuellen Schlaganfall-Last entfällt demnach auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen. In Zahlen sind das 86 Prozent der Todesfälle, 89 Prozent der gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Dagegen ist in Ländern mit hohem Einkommen kein Anstieg, sondern eine rückläufige Tendenz der Schlaganfall-Last zu erwarten, von weltweit 920 000 auf 910 000 Todesfälle; von 15,95 auf 15,56 DALYs (disability-adjustet life-years; Lebensjahre mit Beeinträchtigung durch Behinderung). Das wird die Kluft zwischen armen und reichen Ländern weiter vergrößern. Parallel dazu ist ein Kostenanstieg durch Behandlung und Rehabilitation zu erwarten: 2017 betrugen diese weltweit bereits über 891 Milliarden US-Dollar. 2050 werden es 2,31 Billionen US-Dollar sein.
Die Analyse deutet – natürlich – darauf hin, dass unzureichende Versorgungsstrukturen und ein ungleicher Zugang zu hochwertigen Präventions-, Akut- und Rehabilitationsmaßnahmen eine große Rolle spielen, besonders in sogenannten low-income-Ländern. Und hier bereitet wie oben beschrieben besondere Sorge, dass das Ereignis Schlaganfall sowohl in armen wie in reichen Ländern bei Menschen unter 55 Jahren zunimmt. Diese Zunahme, so die Kommission, stimme mit dem Prävalenzanstieg von Diabetes mellitus und Übergewicht in jüngeren Altersgruppen überein.
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Lösungsvorschläge setzen auf Monitoring und Prävention
Die beiden vorgeschlagenen Lösungen nennen folgende Maßnahmen:
- Erstens ein verbessertes Monitoring, zum Beispiel mit nationalen Schlaganfallregistern. Diese umfassen Daten zu Inzidenz, Prävalenz, Rückfallraten und die Folgen (Mortalität, Behinderung) sowie zur Qualität der Versorgung und darüber, ob Risikofaktoren vorlagen.
- Zweitens setzt man auf die Stärkung und Verbesserung der Prävention. Zu den wichtigsten veränderbaren Risiken gehören Bluthochdruck, Diabetes, Vorhofflimmern, Übergewicht, erhöhte Blutfette und eine ungesunde Lebensweise.
Diese besteht, wie wir alle wissen, in schlechter Ernährung, Bewegungsmangel, Stress, Rauchen und übermäßigem Alkoholgenuss. Aber auch psychosoziale Faktoren und Umwelteinflüsse wie zum Beispiel Luftverschmutzung kommen dazu. Ein Beispiel: Auf Bevölkerungsebene kann eine Senkung des systolischen Blutdrucks um nur 2 mmHg zu einem Rückgang der Schlaganfallneuerkrankungsrate um etwa 10 bis 24 Prozent führen. Den Schwerpunkt präventiver Strategien müsste nach Ansicht der Lancet Kommission eine Änderung des Lebensstils bilden. Und dazu sollte ein fester Anteil des jährlichen Gesundheitsbudgets für die Schlaganfallprävention bereit gestellt werden.
Professor Dr. Peter Berlit, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, unterstützt das: „Obwohl wir in Deutschland im weltweiten Vergleich, insbesondere bei der akuten Schlaganfallversorgung, sehr gut dastehen, ist auch bei uns im Bereich der Prävention noch viel Raum für Verbesserungen. Gemeinsam mit der Deutschen Hirnstiftung leisten wir hier gern unseren Beitrag zur Information der Bevölkerung.“
Quellen:
1 The Lancet Neurology Commission
Neurologen und Psychiater im Netz
Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)