Ärztin misst Patientin den Blutdruck.© AlexRaths / iStock / Getty Images Plus
Durch den regelmäßigen Check-Up bei Arzt oder Ärztin können Risiken frühzeitig ausgemacht werden.

Früherkennung

DAS BRINGT DER CHECK-UP BEIM HAUSARZT

Volkskrankheiten wie Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes mellitus kosten Menschen Leben und die Sozialgemeinschaft Geld. Mit dem Check-up beim Hausarzt sollen diese Krankheiten sowie sonstige gesundheitliche Risiken frühzeitig erkannt werden.

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Die Zahlen sprechen für sich: Herzkreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache hierzulande, etwa sieben Millionen Menschen sind an Diabetes mellitus erkrankt, Tendenz steigend, und etwa zwei Millionen sind von einer chronischen Nierenerkrankung betroffen. Die dazugehörigen Risikofaktoren wie beispielsweise Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen weisen noch viel mehr Menschen auf. 

Häufig treten mehrere Erkrankungen und Risikofaktoren gemeinsam auf, beeinflussen sich gegenseitig und verschlechtern die Prognose zusätzlich. Die Rationale hinter dem Check-up lautet daher: Wenn man sie frühzeitig entdeckt – und erfolgreich etwas dagegen unternimmt – könnten sich schwerwiegende Folgen abwenden lassen. Das gilt natürlich auch für die zahlreichen weiteren Organsysteme, die ebenfalls im Rahmen des Gesundheits-Check-ups beim Hausarzt untersucht werden.

Umfassende Untersuchung

Der Check-up beim Hausarzt erfolgt in mehreren Schritten:

  • Anamnese: Der Arzt erfragt die bisherige Krankengeschichte, aktuelle Beschwerden sowie das Vorkommen von Krankheiten in der Familie. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf den bereits genannten kardiovaskulären Risikofaktoren und Erkrankungen sowie Nierenerkrankungen, aber auch auf Lungen- und onkologischen Krankheiten. Natürlich sind auch alle sonstigen Krankheiten von Interesse. Ausdrücklich werden persönliche Risikofaktoren wie Adipositas, Nicotin- und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und dauerhafte emotionale Belastungsfaktoren erfasst. Falls entsprechende Anhaltspunkte vorliegen, wird das kardiovaskuläre Risiko – also etwa die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall – berechnet. 
  • Klinische Untersuchung: Sie umfasst den Brustkorb (Inspektion), das Abhören von Herz und Lunge, das Abtasten des Abdomens, das Messen des Pulses und das Abhören der Karotisarterie. Außerdem werden der Bewegungsapparat, die Haut, die Sinnesorgane und das Nervensystem beurteilt und nach dem psychischen Befinden gefragt. Zudem werden Gewicht und Größe erhoben und der Blutdruck gemessen. 
  • Laboruntersuchungen: Die Blutuntersuchung konzentriert sich auf die häufigen Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen und Diabetes mellitus. Sie umfasst das Gesamt-, LDL- und HDL-Cholesterin, die Triglyceride sowie die Nüchternplasmaglucose. Der Urin wird auf Eiweiß, Glucose, Erythrozyten, Leukozyten und Nitrit untersucht.
  • Impfstatus: Der Impfstatus wird anhand des Impfausweises kontrolliert.
  • Beratung und Aufklärung: Schließlich wird der Arzt den Patienten basierend auf den Ergebnissen über seinen Gesundheitsstatus und die individuellen Risiken aufklären und beraten, wie sich diese verbessern lassen. Sollte sich ein Verdacht auf eine Krankheit ergeben haben, wird dieser selbstverständlich weiter abgeklärt. Außerdem kann der Arzt Empfehlungen für Präventionskurse etwa zu den Themen Ernährung oder Bewegung aussprechen, und er wird den Patienten auf weitere passenden Vorsorgemaßnahmen etwa zur Krebsfrüherkennung hinweisen.

Wer hat Anspruch auf den Check-up?

Alle Versicherten ab 35 Jahren können den hausärztlichen Check-up alle drei Jahre in Anspruch nehmen. Versicherte zwischen 18 und 35 Jahren haben einen einmaligen Anspruch; bei ihnen werden die Laboruntersuchungen nur bei entsprechendem Risikoprofil durchgeführt.

  • Screening auf Hepatitis B und C: Seit vergangenem Jahr können darüber hinaus alle Versicherten ab 35 Jahren einmalig ein Screening auf eine Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Virusinfektion durchführen lassen. Ziel ist es, diese verhältnismäßig häufigen Infektionen frühzeitig zu entdecken, da sie ansonsten typischerweise erst Beschwerden bereiten, wenn sie bereits fortgeschritten sind. 
  • Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen: Männer ab 65 Jahren haben einmalig Anspruch auf eine Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen, weil große Aneurysmen bei ihnen relativ häufig auftreten.

IGeL versus gesetzliche Vorsorgeleistungen

Über die genannten von den Krankenkassen erstatteten Leistungen hinaus bieten zahlreiche Hausarztpraxen weitere Vorsorgeuntersuchungen an, die allerdings vom Patienten selbst zu bezahlen sind, die individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) . Dazu gehören etwa

  • ein (Belastungs-) EKG,
  • ein Lungenfunktionstest,
  • Ultraschall von Schilddrüse, Leber, Galle, Nieren und Milz,
  • ergänzende Laboruntersuchungen wie beispielsweise ein großes Blutbild. 

Einschätzungen, wie sinnvoll solche Leistungen sind, liefert der IGeL-Monitor vom Medizinischen Dienst Bund. Das Team dort sieht ein Vorsorge-EKG für Menschen, die keine Beschwerden haben, um einem Herzinfarkt oder einer anderen Herzerkrankung vorzubeugen, kritisch. Dasselbe gilt für die Früherkennung von Asthma oder COPD mittels Spirometrie bei beschwerdefreien Menschen.

Zu beiden Fragestellungen konnte das Team keine Studien finden, sodass ein möglicher Nutzen unklar ist. Aufgrund möglicher schädlicher Auswirkungen wie etwa Fehlalarmen wegen Befunden, die keine gesundheitliche Bedeutung haben, bewertet der IGeL-Monitor diese Leistung insgesamt als tendenziell negativ. 

Eine weitere IgEL, die von vielen Ärzten angeboten wird, ist die Untersuchung der Halsschlagader mittels Ultraschall zur Schlaganfallvorsorge. Die Idee dahinter: Eine verengte Halsschlagader kann die Ursache für einen Schlaganfall sein. Wird sie frühzeitig erkannt, könnte dies dazu beitragen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko zu senken.

Laut IGeL-Monitor gibt es allerdings auch hier keine Untersuchungen, die zeigen, dass eine Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader bei beschwerdefreien Menschen das Risiko für einen Schlaganfall senken kann. Weil auch hier ein negativer Effekt der Untersuchung aufgrund möglicher zufälliger anderer Befunde – die dann eventuell mit Röntgen- oder Kontrastmitteluntersuchungen weiterverfolgt werden – nicht ausgeschlossen werden kann, lautet auch hier die Gesamtbewertung: tendenziell negativ.

Jedoch wird die Halsschlagader im Rahmen des regulären, von den Kassen erstatteten Gesundheits-Check-ups ohnehin abgehört, um darüber mögliche Veränderungen zu erkennen. Ergibt sich dabei ein Verdacht auf eine Verengung, ist der Ultraschall Kassenleistung.

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