Frau putzt sich die Nase.© bernardbodo / iStock /Getty Images Plus
In den Herbst- und Wintermonaten funktioniert der Selbstreinigungsmechanismus der Schleimhäute nicht optimal und die Viren werden nicht rechtzeitig wieder aus dem Organismus hinausbefördert.

Erkältungszeit

BERATUNGSTIPPS BEI HALSSCHMERZEN UND SCHNUPFEN

Rachen und Nase sind die Eintrittspforten für Erkältungskrankheiten. Halsschmerzen und Schnupfen zählen entsprechend zu den ersten Symptomen eines grippalen Infekts und sind für viele so beeinträchtigend, dass sie Hilfe in der Apotheke suchen.

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Diesen Herbst und Winter scheinen sich besonders viele Menschen mit Erkältungen herumzuplagen. Erklärt wird dieses Phänomen als Ergebnis der vielfältigen Schutzmaßnahmen, die in den letzten zwei Jahren aufgrund der Corona-Pandemie erforderlich waren. 

Das Immunsystem konnte sich durch Abstand halten und Masken tragen nicht mit den vielfältigen Krankheitserregern auseinandersetzen, wodurch es sich nicht auf die bevorstehende Erkältungssaison vorbereiten konnte. Ein fehlender Immunschutz ist die Folge, der die Menschen nun für respiratorische Atemwegsinfektionen empfänglicher macht.

Eintrittspforte: Schleimhäute

Die Übertragung der Erreger erfolgt überwiegend durch Tröpfcheninfektion, bei der keimbeladene Sekrettröpfchen von Infizierten beim Niesen, Husten oder Sprechen in die Luft ausstoßen und anschließend von anderen eingeatmet werden und somit direkt auf deren Atemwegsschleimhäuten landen. Weiterhin werden die Erreger über Schmierinfektionen, das heißt über Hände oder über Gegenstände, an die Schleimhäute von Nase und Auge, weitergereicht. 

Da damit die Schleimhäute im Hals-Nasen-Rachenraum in der Regel die ersten Kontaktstellen sind, reagiert das Immunsystem auch dort gleich zu Anfang der Infektion mit den entsprechenden Entzündungsreaktionen. Im Hals machen sie sich als Kratzen, Brennen oder einem trockenen Gefühl bemerkbar, das sich dann zu mehr oder weniger starken Halsschmerzen ausweiten kann. Bei 80 Prozent der Infizierten tritt nahezu zeitgleich eine laufende oder verstopfte Nase auf. Auch ein isolierter Schnupfen ist möglich.

Meist viraler Infekt

Zumeist werden Halsschmerzen und Schnupfen viral ausgelöst. Über 200 Viren zählen zu den potenziellen Übeltätern, wobei humane Rhinoviren mit Abstand die häufigsten sind. Daneben werden vor allem Humane Corona-, Adeno-, Parainfluenza-, Influenza-, Entero- und RS-Viren (Respiratory syncytical Viren) nachgewiesen.

Auch spielt SARS-CoV-2 zunehmend eine Rolle. Bakterien sind – wenn überhaupt – meist erst im weiteren Verlauf der Infektion beteiligt, wenn die Abwehrkräfte zunehmend herabgesetzt und die Schleimhäute verstärkt angegriffen sind.

In den Herbst- und Wintermonaten gelingt es den Erregern besonders gut, sich im Hals-Nasen-Rachenraum festzusetzen. Häufig sind die Schleimhäute durch die trockene Heizungsluft schon stark angegriffen, sodass es die Viren besonders leicht haben einzudringen. Zudem sind bei den kalten Temperaturen die Schleimhäute schlechter durchblutet.

Damit funktioniert zum einen der Selbstreinigungsmechanismus der Schleimhäute, die mukoziliäre Clearance, nicht optimal und die Viren werden nicht rechtzeitig wieder aus dem Organismus hinausbefördert. Zudem gelangen aufgrund der geringeren Durchblutung weniger körpereigene Abwehrzellen zum Ort des Geschehens, was die Virusvermehrung erleichtert. 

Beschwerden lindern

Eine banale virale Erkältung besitzt eine hohe Selbstheilungstendenz, bei der sich die Beschwerden meist innerhalb von ein bis zwei Tagen spürbar bessern. Bei circa einem Drittel der Betroffenen sind sie bereits nach drei Tagen abgeklungen und spätestens nach einer Woche sind 80 bis 90 Prozent beschwerdefrei. 

Auch wenn eine virale Infektion nicht ursächlich behandelt und ihre Dauer nicht verkürzt werden kann, wünschen sich Kunden häufig eine Linderung ihrer Beschwerden. Dafür stehen im Rahmen der Selbstmedikation unterschiedliche Arzneistoffgruppen mit verschiedenen Wirkprinzipien zur Verfügung, nicht alle sind jedoch empfehlenswert.

Große Palette an Halsschmerztherapeutika

Banale Halsschmerzen, die durch virale Infektionen der oberen Atemwege verursacht werden, können prinzipiell lokal oder systemisch behandelt werden. Auch wenn die Gabe systemisch wirksamer Analgetika wie Ibuprofen oder Naproxen zur kurzzeitigen Linderung von Rachenbeschwerden sehr wirkungsvoll und auch leitliniengerecht ist, bevorzugen die meisten Betroffenen lokal wirksame Halsschmerzmittel. 

Sie können bei den Lokaltherapeutika aus einer breiten Palette an Präparaten mit unterschiedlichen Wirkstoffen (antibiotisch, antiseptisch, lokalanästhetisch oder antiphlogistisch wirksame Substanzen) in verschiedenen Darreichungsformen (zum Lutschen, Gurgeln, Sprühen) wählen.

Neu ist ein Gel zum Gurgeln auf Basis von Xanthan und Natriumhyaluronat. Viren werden rein mechanisch entfernt die Schleimhaut wird von einem schützenden Gelfilm überzogen.

Lutschpräparate: Keine Antibiotika oder Antiseptika gegen Halsschmerzen

Häufig wünschen die Kunden ein wohlschmeckendes Präparat. Nicht selten fällt ihre Wahl daher auf Tabletten zum Lutschen, die nach Zitrone schmecken und Tyrothricin enthalten. Es ist inzwischen das einzige Lokalantibiotikum, das sich noch gegen Halsschmerzen auf dem Markt befindet. Allerdings weisen die 2020 aktualisierten Leitlinien darauf hin, dass bei den mehrheitlich viral bedingten Infektionen eine antibiotische Behandlung nicht nachvollziehbar und auch nicht sinnvoll ist.

Zudem birgt ein unnötiger Antibiotikaeinsatz die Gefahr der Resistenzbildung. Daher empfehlen die Experten, auf antibiotische Lutschtabletten zu verzichten. Sie gehen sogar noch weiter. Selbst bakteriell ausgelöste Rachenbeschwerden stellen heute im Sinne der Leitlinien keine generelle Indikation für eine Antibiotikagabe dar. 

Praxistipps zur optimalen Anwendung der Arzneimittel

+ Prinzipiell sollten alle Rachentherapeutika gleichmäßig über den Tag verteilt nach den Mahlzeiten zum Einsatz kommen. Nach ihrer Anwendung sollte mindestens 30 Minuten nichts gegessen werden, damit der Wirkstoff möglichst lange im Mund- und Rachenraum wirken kann.

+ Halstabletten sollten für eine optimale Wirkung langsam gelutscht werden, möglich ist auch ein „Parken“ in der Backentasche. Zuckerfreie Präparate sind nicht nur für Diabetiker eine gute Empfehlung, sie verhindern zudem, dass die Zähne leiden.

+ Gurgellösungen müssen ausreichend lange im Mund verweilen (am besten 30 bis 60 Sekunden gurgeln), anschließend wird die Lösung ausgespuckt.

+ Vor der Applikation von Nasalia ist die Nase durch Schnäuzen von Sekret zu befreien, damit das abschwellende alpha-Sympathomimetikum besser wirken kann.

+ Während der Applikation von Sprays leicht durch die Nase einatmen.

+ Bei der Applikation von Nasentropfen sollte das Kind liegen und der Kopf abwechselnd leicht zu beiden Seiten geneigt werden. So verteilen sich die Tropfen gleichmäßig im Nasenraum, zugleich wird ein Hinunterlaufen in den Rachen vermieden. Auch gelangen sie so besser in die Eustach‘sche Röhre und können damit einer Otitis media entgegenwirken.

+ Häufig reichen niedrige Dosierungen eines alpha-Sympathomimetikums. Gegebenenfalls lässt sich ein zweiter Sprühstoß oder Tropfen applizieren. Es sollte aber nicht zu früh nachdosiert werden, da sich die gefäßverengende Wirkung erst nach circa zehn Minuten optimal entfaltet.

+ Nach jeder Anwendung Sprühkopf oder Pipette mit sauberem Tuch säubern, um Keime zu entfernen.

Ebenso raten sie von antiseptisch wirksamen Therapeutika ab. Zum einen sind auch die meisten Antiseptika vorrangig gegen Bakterien und damit gegen die zumeist viral ausgelösten Halsschmerzen nur begrenzt effektiv. Zudem wirken sie nur oberflächlich und nicht in den tieferen Gewebeschichten, in denen sich aber die eigentliche Infektion abspielt.

Das Angebot an Antiseptika ist dennoch groß. Eine ausgeprägt bakterizid wirksame Kombination besteht aus Amylmetacresol und Dichlorbenzylalkohol. Zudem kommen quartäre Ammoniumverbindungen wie Benzalkoniumchlorid, Cetylpyridiniumchlorid, Cetrimoniumbromid oder Dequaliniumchlorid zur Anwendung. 

Häufig werden auch Chlorhexidin und Hexetidin zum Gurgeln oder als Spray bei Rachenentzündungen eingesetzt, obgleich sie nicht zur Behandlung von Halsschmerzen zugelassen, sondern nur zur kurzzeitigen Keimzahlreduktion im Mund- und Rachenraum bei Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündungen gedacht sind.

Beide Wirkstoffe zeigen bakterizide und virustatische Effekte, Hexetidin wirkt zudem noch antimykotisch gegen Candida-Infektionen. Gängig sind zudem Antiseptika mit Aluminiumchlorid oder Hexamidin.

Hier finden Sie Hintergrundinformationen zu Husten – einem weiteren Erkältungssymptom mit Beratungsbedarf

Besser: Lokalanästhetika und NSAR zum Lutschen

Alternativ raten die Leitlinienautoren zu Lutschtabletten, die Lokalanästhetika und/oder nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) enthalten. Potente Lokalanästhetika sind die schon seit langem erhältlichen Substanzen Benzocain und Lidocain. Allerdings lösen beide Wirkstoffe relativ häufig Allergien aus, wobei Lidocain ein geringeres Allergierisiko als Benzocain aufweist.

Darüber hinaus hat sich inzwischen das ursprünglich als Schleimlöser bekannte Ambroxol in Form von Lutschtabletten als Lokalanästhetikum bewährt. 

Entzündete Schleimhäute im Nasen- und Rachenraum profitieren von reichlichem Trinken, Wärmeanwendungen und Inhalieren. Sie schwellen besser ab, eingedicktes und angestautes Sekret verflüssigt sich und kann leichter abfließen.

Für Kunden, die das pelzige Gefühl, das sich durch den örtlich betäubenden Effekt einstellt, nicht mögen, sind Lutschtabletten oder ein Spray mit Flurbiprofen eine leitliniengerechte Behandlungsoption. Zu beachten ist dabei, dass bei 30 bis 50 Prozent der Anwender Nebenwirkungen wie Geschmacksstörungen, Taubheit, trockener Mund und Übelkeit auftreten.

Ein weiteres häufig in der Praxis zur Anwendung kommendes Antiphlogistikum, das zudem noch leicht lokalanästhetische und antimikrobielle Eigenschaften besitzt, ist Benzdyamin. Und diese Maßnahmen können Sie Kunden mit Kindern empfehlen. 

Pflanzliche Alternativen bei Halsschmerzen

Traditionell werden auch pflanzliche Zubereitungen wegen ihres breiten Wirkspektrums bei guter Verträglichkeit geschätzt. Je nach Präparat zeigen die eingesetzten pflanzlichen Bestandteile folgende Eigenschaften:

  • antiphlogistisch (z. B. Kamillenblüten, Salbeiblätter, Spitzwegerichblätter),
  • antiseptisch (z. B. Salbeiblätter, Thymiankraut),
  • schleimbildend (z. B. Spitzwegerichblätter, Isländisch Moos)
  • adstringierend (z. B. Salbeiblätter, Lindenblüten). 

Sie stehen als Hals- und Rachentees oder als Präparate zum Lutschen, Sprühen sowie als Gurgellösung zur Verfügung. Erprobt ist auch das Lutschen von Bonbons. Allein durch die Stimulation der Speichelbildung kommt es zur Befeuchtung der Schleimhäute, was mit einer Schmerzlinderung einhergeht. Darüberhinausgehende Effekte sind durch ihre Inhaltsstoffe begründet. So wirkt Menthol beispielsweise angenehm kühlend.

Salzhaltige Pastillen befeuchten die Rachenschleimhaut und lassen sie leicht abschwellen. Isländisch Moos legt sich wie ein schützender Film auf die angegriffenen Schleimhäute. Schleimhautauskleidende Eigenschaften besitzen auch Hyaluronsäure-haltige Lutschtabletten, die auf einem Hydrogel-Komplex beruhen, der sich beim Lutschen entfaltet.

Hausmittel bei Halsschmerzen und Husten

Die Befeuchtung der Schleimhäute lässt sich durch feuchte Umgebungsluft ebenso wie durch ausreichend hohe Flüssigkeitsaufnahme unterstützen. Dabei werden kalte Flüssigkeiten meist als sehr angenehm auf der gereizten Rachenschleimhaut empfunden.

Mit warmen Getränken kann die Durchblutung der Schleimhäute und damit die lokale Abwehr gefördert werden. In diesem Sinne lindern auch Wärmeanwendungen wie Halswickel die Beschwerden. Generell ist es empfehlenswert, nicht zu rauchen und eine Rauchexposition zu vermeiden.

Schnupfen und verstopfte Nasen

Bereits 48 bis 72 Stunden nach dem Virenkontakt meldet sich der Schnupfen, der sich im Rahmen der ablaufenden Entzündungsreaktion über die Tage hinweg verändert. Zunächst kommt es zu Niesreiz, Kitzeln oder Brennen in der Nase. Wenige Stunden später beginnt die Nase zu laufen.

Der Organismus versucht, durch Austritt von vermehrt dünnflüssigem Sekret, die Viren auszuschwemmen. Da ihm dies aber in der Regel nicht gelingt, aktiviert er sein Abwehrsystem, was mit stärker durchbluteten und damit stark geschwollenen Nasenschleimhäuten einhergeht. 

Zugleich geht der Fließschnupfen in einen Stockschnupfen über, bis schließlich die Nase völlig verstopft ist. Folge ist eine behinderte Nasenatmung, die zugleich Riechvermögen und Geschmacksempfinden einschränkt. In der Regel erreicht der Erkältungsschnupfen nach zwei bis drei Tagen seinen Höhepunkt und ist nach fünf bis sieben Tagen bereits wieder am Abklingen.

Häufig bleibt es aber nicht bei einem banalen Erkältungsschnupfen. In der Praxis zeigt sich, dass sich daraus schnell eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) entwickelt. Da die Nasennebenhöhlen mit der gleichen Schleimhaut wie die Nase ausgekleidet sind, kann sich die Entzündung leicht ausdehnen.

Daher sprechen Experten bei einem Schnupfen heute meist nicht mehr von einer Rhinitis (Entzündung der Nasenschleimhäute), sondern von einer Rhinosinusitis (Entzündung der Schleimhäute von Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen). Eine akute Rhinosinusitis ist wie eine einfache Entzündung der Nasenschleimhäute meist viral bedingt und kann ebenso wie diese im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden.

Grenzen der Selbstmedikation – wann zum Arzt?

Zu einer bakteriellen Besiedlung kommt es meist erst im weiteren Verlauf der Erkrankung. Hinweis darauf kann ein Schnupfen sein, der sich nach fünf Tagen deutlich verschlechtert oder länger als zehn Tage andauert und von einem schweren Krankheitsgefühl, eventuell auch von Fieber, begleitet wird. 

Die Farbe des Sekrets spielt hingegen keine Rolle. Verfärbt es sich im Laufe der Entzündung von nahezu farblos hin zu gelb oder grünlich, ist dies kein Indiz für eine Bakterienbeteiligung, vielmehr weist es auf abgestorbene Immunzellen hin. 

Besteht aber der Verdacht auf eine bakterielle Rhinosinusitis, sollte der Betroffene an den Arzt verwiesen werden. Ebenso sind die Grenzen der Selbstmedikation bei einer chronischen Rhinosinusitis erreicht. Diese liegt vor, wenn die Symptome länger als acht Wochen anhalten oder öfter als viermal im Jahr auftreten.

Ebenso erfordert ein banaler Erkältungsschnupfen beim Säugling besondere Beachtung und nicht selten eine ärztliche Behandlung. Säuglinge und auch noch Kleinkinder sind für äußerst schmerzhafte Entzündungen des Mittelohrs (Otitis media) prädestiniert, da die Erreger aus dem Nasen-Rachenraum aufgrund der besonderen anatomischen Verhältnisse leicht über die Ohrtrompete (Eustach‘sche Röhre) in das Mittelohr aufsteigen.

Daher muss ein Schnupfen bei den Kleinen immer therapiert werden, um schwerwiegende Folgen wie ein Einreißen des Trommelfells sowie eine potenzielle Schwerhörigkeit zu verhindern. Nur der Arzt kann durch einen Blick ins Ohr entscheiden, ob beziehungsweise wann verschreibungspflichtige Antibiotika notwendig werden.

Möglich ist auch, dass sich Erreger im anschließenden Rachenraum ansiedeln. Je nachdem in welcher Region sie sich dort einnisten, können sich folgende Folgeerkrankungen einstellen: 

  • Pharyngitis (Rachenschleimhautentzündung),
  • Tonsillitis (Entzündung der Gaumenmandeln),
  • Laryngitis (Entzündung des Kehlkopfes oder Kehlkopfdeckels),
  • Seitenstrangangina,
  • Bronchitis,
  • Lungenentzündung (Pneumonie), vor allem bei älteren und abwehrgeschwächten Personen.

Verstopfte Nasen befreien

Verschnupfte Kunden möchten vor allem schnell wieder durch ihre Nase atmen können, allein schon um wieder besser schlafen zu können. Mittel der Wahl sind lokale oder systemisch wirksame Therapeutika mit alpha-Sympathomimetika.

Sie verengen die Schleimhautgefäße (vasokonstriktorischer Effekt), was mit einem Abschwellen der Schleimhaut einhergeht. Dadurch kann vorhandenes Sekret ablaufen und die Nasenluftpassage wird innerhalb weniger Minuten wiederhergestellt. 

Zudem können hypertone Salzlösungen und ausgewählte Phytotherapeutika (z. B. Eukalyptus-Extrakte mit Cineol oder Myrtol, die Kombination aus fünf Pflanzenextrakten (Enzian, Schlüsselblume, Sauerampfer, Holunder und Eisenkraut)) in unterschiedlichem Maße dazu beitragen, eine ungehinderte Nasenatmung zu ermöglichen und einen Sekretstau zu vermeiden. Alle Optionen sind zudem leitliniengerecht. 

Abschwellende Präparate nach Alter dosieren

Als Dosiertropfer, Tropfen oder Dosierspray kommen vor allem die alpha-Sympathomimetika Xylometazolin und Oxymetazolin zur Anwendung. Ihre abschwellende Wirkung setzt innerhalb weniger Minuten ein und hält mehrere Stunden an. Oxymetazolin verfügt außerdem über eine antivirale Wirkkomponente. Zusätze mit ätherischen Ölen wie Menthol oder Cineol haben einen angenehmen kühlenden Effekt und verbessern die Nasenatmung zusätzlich.

Die Dosierung erfolgt altersgerecht, um Überdosierungen und Nebenwirkungen (z. B. Blutdruckanstieg, Tachykardie, Atemstörungen) zu vermeiden. Ebenso stehen für jedes Alter spezielle Darreichungsformen zur Verfügung. Nachdem es in der Vergangenheit bei den ganz Kleinen häufig mit Dosierpipetten durch Fehlanwendung zu Überdosierungen gekommen ist, stehen jetzt für verstopfte Babynasen bis zu zwei Jahren spezielle Dosiertropfer mit einem überspringenden Tropfen zur Verfügung.

Dosierpipetten sind nur noch für Kinder ab zwei Jahren zugelassen. Zudem ist zu beachten, dass die Präparate je nach Wirkstoff unterschiedlich für die jeweiligen Altersgruppen dosiert sind. So erhalten beispielsweise Kinder zwischen zwei und sechs Jahren Präparate mit 0,05 Prozent Xylometazolin, aber nur mit 0,025 Prozent Oxymetazolin. 

Jugendliche (präparateabhängig ab 12 oder 16 Jahren) und Erwachsene können alternativ systemisch wirksame Präparate mit Phenylephrin und Pseudoephedrin anwenden. Auch wenn Experten immer wieder diskutieren, ob diese sinnvoll sind, ist man sich darüber einig, dass sich mit ihnen eine besonders gute Belüftung der Nasennebenhöhlen erzielen lässt.

Nur kurzfristige Anwendung empfehlen

Abschwellende alpha-Sympathomimetika sollen ohne ärztliche Anordnung nur wenige Tage verwendet werden. Bei topischer Anwendung lautet die Faustregel, die Präparate nur bis zu sieben Tage in der vorgesehenen Dosierung (ein Sprühstoß oder 1 (bis 2) Tropfen pro Nasenloch) bis zu dreimal täglich zu applizieren. Bei längerfristigem Gebrauch kommt es zu einer Abnahme der Rezeptorsensibilität, sodass die Schleimhäute wieder verstärkt anschwellen (Rebound-Effekt). 

Verschnupfte Nasen Pflegen, Regenerieren, Befeuchten

Bevor sich eine Rhinitis medicamentosa entwickelt, trocknet die Nasenschleimhaut meist aus (Rhinitis sicca). Dann profitieren Schnupfengeplagte von pflegenden, regenerierenden und befeuchtenden Präparaten, wie beispielsweise einem Nasenöl zum Sprühen mit Sesamöl, Nasensalben mit Vitamin A oder Nasensprays mit befeuchtender Hyaluronsäure, regenerierendem Dexpanthenol, physiologischer Kochsalzlösung, Meersalz oder natürlichen Salzmischungen.

Während iso- und hypotone Präparate vor allem die Nasenschleimhaut befeuchten und reinigen, werden hypertone Salzlösungen als mild wirksame Alternative zum Abschwellen entzündeter Schleimhäute eingesetzt. All diese Präparate eignen sich für einen längerfristigen Gebrauch und können auch begleitend zur abschwellenden Behandlung verwendet werden. Zudem wird ihr präventiver Einsatz empfohlen, um trockenen Schleimhäuten entgegenzuwirken.

Dies verleitet zu einer wiederholten Applikation des Arzneimittels. Der Betroffene gerät in einen Teufelskreis, was einem Dauergebrauch Vorschub leistet und nicht selten in einer Abhängigkeit vom Schnupfenmittel endet. Die Folge ist eine Rhinitis medicamentosa (früher als Privinismus bezeichnet) mit chronisch geschwollenen Schleimhäuten, die schließlich atrophieren.

Da Konservierungsmittel wie Benzalkoniumchlorid eine Rhinitis medicamentosa begünstigen, sind konservierungsmittelfreie Präparate eine sinnvolle und auch leitliniengemäße Empfehlung. Auch für die systemischen Dekongestiva besteht eine Anwendungsbegrenzung. Sie sollen im Rahmen der Selbstmedikation nicht länger als drei Tage und nur bis zu dreimal täglich eingenommen werden. 

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