Frau mit grünem Wintermantel und Bommelmütze putzt sich die Nase© CentralITAlliance / iStock / Getty Images Plus
Das nasse und kalte Wetter setzt den Menschen zu und Erkältungen treten vermehrt auf.

Erkältung

IMMUNSYSTEM STÄRKEN, SCHLEIMHÄUTE PFLEGEN

Schon länger weiß man: befeuchtete Schleimhäute sind weniger anfällig für Erkältungsviren. Doch wie bedeutend die Schleimhäute für die Erregerabwehr wirklich sind und wie wichtig es ist, sie gut zu pflegen, erfahren Sie hier.

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Es ist Erkältungszeit. Das nasse Wetter setzt uns draußen zu und in den Innenräumen strapaziert trockene Heizungsluft unsere Schleimhäute. Dabei sind gut durchblutete und befeuchtete Schleimhäute gerade jetzt so wichtig. Sie bilden eine erste Abwehrbarriere gegen eindringende Viren und Bakterien.

Daher sitzen Schleimhäute auch an strategisch sinnvollen Plätzen: im Nasen- und Rachenbereich, in der Bindehaut, im Gastrointestinaltrakt und im Darm. In ihrer Submukosa befindet sich lymphatisches Gewebe. Dieses Mukosa-assoziierte lymphatische Gewebe (MALT) steht in ständigem Kontakt mit der Schleimhaut. Gut versorgte Schleimhäute und ihr MALT sind stets in Alarmbereitschaft und gehören zu den ersten Kräften vor Ort, sollte es ein Erreger einmal in den Körper schaffen.

MALT-System
Das Mukosa-assoziierte lymphatische Gewebe, kurz MALT, gehört zu den sekundären lymphatischen Organen. Es besteht aus lymphatischem Gewebe und diffus darin verteilten Abwehrzellen, wie Makrophagen, Lymphozyten oder Dendritischen Zellen, und findet sich in jeder Schleimhaut, sogar in der Bindehaut. Gelangen Antigene durch die Schleimhaut zum MALT, produzieren dort ansässige B-Zellen Antikörper vom Typ IgA und IgM. Das MALT verhindert, dass sich Erreger ans Epithel anheften und in tiefliegende Körperschichten gelangen. Auch das dort ansässige Mikrobiom scheint eine Rolle zu spielen.

Schleimhäute und ihr MALT

Je nachdem wo sich die Schleimhaut im Körper befindet, ist auch das MALT ausgestattet und funktional angepasst. Es unterscheidet sich demnach in folgende Untertypen:

  • CALT (Conjunktiva-assoziiertes lymphatisches Gewebe) in der Bindehaut,
  • VALT (Vagina-assoziiertes lymphatisches Gewebe) der Vaginalschleimhaut,
  • LALT (Larynx-assoziiertes lymphatisches Gewebe) des Kehlkopfes,
  • BALT (Bronchus-assoziiertes lymphatisches Gewebe) der Bronchialschleimhaut,
  • NALT (Nasen-assoziiertes lymphatisches Gewebe) der Nasenschleimhaut mit ausgedehnten lymphatischen Strukturen, dem Waldeyer Rachenring, zu dem unter anderem die Mandeln zählen. Das NALT spielt eine wichtige Rolle bei der sogenannten Schleimhautimmunität.
  • GALT (Darm-assoziiertes lymphatisches Gewebe) des Magen-Darm-Traktes gilt als am besten untersucht. Dazu zählen die Lymphfollikel im Dünndarm, die sogenannten Peyer’s Plaques, der Blinddarm und einzelne lymphatische Follikel im gesamten Darm.

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Schleimhäute pflegen

Auf den Schleimhäuten liegt der viskose Schleim wie ein Gelfilm auf und unterstützt so die Barrierefunktion. Heizungsluft, Pollen, Krankheitserreger, aber auch Medikamente wie einige Antidepressiva oder Antihistaminika, sowie häufiges Sprechen können den Gelfilm beeinträchtigen. Eine beanspruchte oder ausgetrocknete Schleimhaut fühlt sich nicht nur unangenehm, mitunter sogar schmerzhaft an, sie kann auch ihrer Abwehrfunktion nicht mehr ausreichend nachkommen.

Lutschen, Sprühen, Gurgeln für gesunde Schleimhäute

Schleimhaut befeuchtende Präparate gibt es mittlerweile einige in der Apotheke. Die in den klassischen Schleimdrogen, wie Eibisch, Primel oder isländisch Moos, enthaltenen polysaccharide bilden zusammen mit dem Speichel einen gelartigen Schutzfilm, der sich auf wunde Stellen in der Schleimhaut legt, sie pflegt und reizlindernd wirkt. Lutschpastillen aus Emser Salz regen den Speichelfluss an und führen so zu einer konstanten Durchfeuchtung der Mund- und Rachenschleimhaut. Auch natürliche Feuchthaltefaktoren, die auch in Dermatika angewendet werden, wie Glycerin oder Hyaluronsäure, gibt es mittlerweile auch zum Sprühen oder Lutschen. Sie binden Wasser aus dem Speichel und halten so die Schleimhäute feucht. Zusammen mit Carbomer, Xanthan und isländisch Moos-Extrakt bildet Hyaluronsäure einen Hydrogel-Komplex aus, der sich auf wunde Stellen in der Schleimhaut legt und sie langanhaltend befeuchtet. Eine schützende Wirkung wird auch Ectoin zugeschrieben. Dabei handelt es sich um eine zyklische Aminosäure, die aus Bakterien gewonnen wird, die sich mit Hilfe des Ectoins derartig angepasst haben, dass sie extremen Umweltbedingungen standhalten.

Beratungstipps in der Erkältungszeit

Die meisten Kund*innen fragen erst nach Präparaten, wenn sie bereits unter Halsschmerzen leiden. Meistens wünschen sie sich schnelle Schmerzlinderung durch zugesetzte Schmerzmittel oder lokalen Betäubungsmitteln. In der Beratung können Sie darauf hinweisen, dass befeuchtende Lutschpräparate eine vergleichbare Reizlinderung und dazu noch die anhaltende Pflege der Schleimhäute bieten. Dadurch wird das Immunsystem bei der Erregerabwehr unterstützt.

In der Erkältungszeit können Sie sogar die präventive Schleimhautpflege empfehlen – und das nicht nur Vielsprechern oder Personen mit vielen Kontakten. Während der COVID-19-Pandemie sprach die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene im Winter 2022 eine Gurgelempfehlung aus, um sich vor Atemwegsinfektionen zu schützen. „Die Befeuchtung der Schleimhäute von Mund und Nase wirkt der Anhaftung von Viren entgegen und ist daher selbst ohne Anwendung von Lösungen und Sprays mit antiviraler Eigenwirkung präventiv wirksam.“

Den längsten Schutz für die Schleimhäute bieten Rezepturen, die lange haften. Wie beispielsweise Hyaluronsäurepräparate oder andere Gelbildner. Doch die Darreichungsform muss auch zum Anwender passen, nicht jeder kommt mit einer Gurgellösung oder einem Rachenspray zurecht. Zudem empfinden manche die Gelbildung als sehr unangenehm – bleiben Sie mit dem Kunden im Gespräch, was seine Vorlieben für Geschmack, Darreichungsform oder Routinen angeht. Generell sollten alle Präparate langsam gelutscht oder gekaut werden. Auch sollte kurz nach der Anwendung nichts getrunken oder gegessen werden, damit der Wirkstoff möglichst lange am Wirkort verbleiben kann.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

 

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