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SILDENAFIL BLEIBT REZEPTPFLICHTIG, NALOXON ALS NASENSPRAY BALD REZEPTFREI
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Die Entscheidung, dass Sildenafil weiter rezeptpflichtig bleibt, enttäuscht den Hersteller Viatris. Dieser hatte den mittlerweile dritten Antrag gestellt und mit der Patientensicherheit argumentiert. Die Ablehnung des Ausschusses stößt auch auf weitere Kritik.
Naloxon in Form eines Nasensprays gegen potenziell tödliche Opioid-Überdosierungen könnte dagegen bald rezeptfrei erhältlich sein. Damit können auch Laien Leben retten, wie sich gezeigt hat.
Sildenafil in anderen Ländern nicht rezeptpflichtig
Sildenafil bleibt nach der Empfehlung der Expert*innen also weiter rezeptpflichtig. Die Begründung für die Empfehlung steht noch aus. Deutschland handhabt die Substanz also weiter anders als Großbritannien, Polen, Irland und Norwegen. Dort gibt es Sildenafil ohne Rezept.
Dass das bewährte Sildenafil rezeptpflichtig bleiben soll, enttäuscht den Hersteller Viatris.
Er hatte argumentiert, dass ein Zugang zu Sildenafil ohne Rezept die Patientensicherheit erhöhen und den Schwarzmarkt zurückdrängen könnte. Die Apotheken seien niedrigschwellige Anlaufstellen mit der Kernkompetenz Beratung und es gewohnt, Patient*innen bei Risikomerkmalen in die ärztliche Versorgung weiterzuleiten. Das könnten zum Beispiel unerkannte Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein, die bei der Anwendung von Sildenafil zum Risiko werden. Viatris legte mit seinem Antrag eine Metaanalyse vor, nach der Sildenafil und verwandte Substanzen das kardiovaskuläre Risiko sogar senken. Um den Zugang ohne Rezept zu ermöglichen, reichten die Argumente aber auch im dritten Anlauf nicht.
Das Sildenafil-Originalpräparat Viagra® ist das am häufigsten gefälschte Arzneimittel der Welt. Dass es rezeptpflichtig bleibt, enttäuscht auch den Verband Pharma Deutschland, der sich generell für OTC-Switches einsetzt. Den Schwarzmarkt mit Sildenafil zurückzudrängen, indem es nicht länger rezeptpflichtig ist, war seine Hoffnung gewesen. Der Verband will weiter daran arbeiten, den Zugang zu Sildenafil ohne Rezept zu ermöglichen.
Naloxon als Nasenspray wohl bald rezeptfrei
Der Opioid-Antagonist Naloxon in Form eines Nasensprays wird dagegen bald rezeptfrei erhältlich sein, wenn das Bundesgesundheitsministerium der Empfehlung des Ausschusses folgt. Naloxon als Nasenspray ist zugelassen für den Fall einer vermuteten oder tatsächlichen Überdosis mit Opioiden wie Heroin oder Fentanyl. Die sonst oft tödliche Atemdepression, die das Opioid verursacht, kann Naloxon rasch aufheben und so Leben retten.
Der rezeptfreie Zugang zu dem Notfallmedikament erleichtert es Angehörigen und anderen Laien, im Falle einer Überdosis Leben zu retten. Ein Modellprojekt in Bayern hat das deutlich gezeigt. In Zukunft sollen mehr Schulungen für Angehörige von Drogenabhängigen angeboten werden, damit Naloxon-Nasenspray nicht nur rezeptfrei erhältlich ist, sondern auch richtig angewendet wird.
Auch für die Fixkombination aus Prednisolon und Salicylsäure zur Anwendung auf der Kopfhaut gab der Sachverständigenausschuss grünes Licht. Das Präparat Alpicort® von Dr. Wolff ist damit neben Naloxon als Nasenspray in Zukunft wohl rezeptfrei erhältlich. Wie es mit Sildenafil weitergeht und ob es weiter rezeptpflichtig bleibt, muss sich zu einem späteren Zeitpunkt zeigen.
Quellen:
https://doi.org/10.1093/ehjcvp/pvae029
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/sildenafil-und-naloxon-auf-der-tagesordnung-152587/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/geschulte-laien-retten-leben-mit-naloxon-spray-121959/