Mann mit Atemschutzmaske und Katze.© happyphoton / iStock / Getty Images

Allergien und Heuschnupfen

DARAUF REAGIERE ICH TOTAL ALLERGISCH

Das tun immer mehr Menschen, denn Allergien sind kontinuierlich auf dem Vormarsch. Besonders häufige Kandidaten bei den Allergenen sind Pollen von Samenpflanzen, tierische Quellen in Haaren oder Federn sowie Hausstaub.

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Zu Zeiten unserer Großeltern waren Allergien eher selten, inzwischen sind sie zu echten Volkskrankheiten geworden. So leidet heute etwa jeder vierte Bundesbürger, also beachtliche 25 Prozent der Bevölkerung, unter einer oder sogar mehreren allergischen Erkrankungen – Tendenz weiter steigend.

Immunsystem auf Irrwegen Der Begriff Allergie bedeutet übersetzt so viel wie „andere Reaktion“. Damit ist das Wesen einer allergischen Reaktion bereits ausgedrückt: anders als es normal und gesund wäre. Das Immunsystem verwechselt in diesem Fall etwas Entscheidendes und stuft harmlose Substanzen fälschlicherweise als gefährlich ein. So kommt es, dass beispielsweise Birkenpollen oder Katzenhaare mit einer völlig unangemessenen, überschießenden Immunreaktion bekämpft werden.

Die Palette der Symptome ist breit und äußerst unangenehm, manchmal auch lebensbedrohlich. Bis die Fähigkeit, harmlose von schädlichen Stoffen zu unterscheiden, fehlgesteuert ist, dauert es allerdings – eine Allergie entsteht nicht von heute auf morgen. Der irrtümlichen Einstufung liegen vielmehr wiederholte Kontakte mit der später allergieauslösenden Substanz zu Grunde. Das erste Aufeinandertreffen mit dem Allergen ruft in aller Regel keine Beschwerden hervor und bleibt so überwiegend unbemerkt.

Allerdings ist das Immunsystem nun durch den Kontakt sensibilisiert worden. Es hat den fraglichen Stoff gewissermaßen auf die Liste der Verdächtigen gesetzt und sicherheitshalber schon einmal seine Abwehrtruppen auf den Plan gerufen. In Folge dieser Bereitschaft werden Antikörper, meist vom Typ IgE, gegen das Allergen produziert. Beim erneuten Kontakt mit dem Allergen sorgen die Antikörper dann für die Freisetzung von körpereigenen Entzündungsbotenstoffen, vor allem Histamin.

Der Neurotransmitter erhöht die Gefäßdurchlässigkeit, sorgt für Gefäßerweiterung und Schleimsekretion, verursacht also die typischen allergischen Reaktionen, wie tränende Augen, laufende Nase, Atemnot, Schwellungen, Rötungen der Haut, Pusteln oder gar einen anaphylaktischen Schock. Zwischen der Sensibilisierung für ein Allergen und dem Auftreten der ersten Symptome können wenige Wochen, aber auch mehrere Jahre vergehen.

Unverträglichkeit ist nicht Allergie
Unverträglichkeit, also Intoleranz, und Allergie werden irrtümlich oft in einen Topf geworfen. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem auf eine bestimmte Substanz – allerdings leider falsch. Bei einer Unverträglichkeit hingegen ist es (mit Ausnahme der Gluten-Unverträglichkeit) nicht das Immunsystem, das reagiert, und der Körper bildet entsprechend auch keine Antikörper. Hier reagiert der Betroffene ab einer bestimmten Menge auf einen Stoff, die von anderen noch längst problemlos vertragen wird. Ursache kann zum Beispiel ein Enzymmangel oder ein Mangel an Transportproteinen im Dünndarm sein. Wird die individuelle Toleranzschwelle überschritten, kommt es zu den Beschwerden.

Die häufigsten Allergien Im Ranking ganz oben steht der Heuschnupfen, eine Überempfindlichkeitsreaktion gegen Eiweißbestandteile in Pollen von Bäumen, Gräsern, Kräutern und anderen Pflanzen. Diese winzigen Träger des männlichen Erbgutes von Samenpflanzen werden während der Blütezeit als Staub in die Luft abgegeben, um auf weibliche Blüten zu treffen und so für die Vermehrung zu sorgen. Typische Symptome einer Pollenallergie sind Kribbeln und Jucken in Nase und Rachen, verbunden mit starkem Niesreiz, sowie tränende, juckende und verquollene Augen.

Darüber hinaus schwillt die Nasenschleimhaut an und sondert ein klares Sekret ab. Der Begriff Heuschnupfen wird heute nur noch umgangssprachlich verwendet. Fachlich korrekt fasst man Allergien auf verschiedene aerogene Allergene nach ihrem klinischen Erscheinungsbild unter dem Begriff allergische Rhinitis beziehungsweise allergische Rhinokonjunktivitis zusammen. Beliebte Haustiere, besonders Katzen, können Tierhaarallergien auslösen. Bei den verantwortlichen Allergenen handelt es sich allerdings nicht um die Haare selbst.

Vielmehr bewirken eiweißhaltige Bestandteile in Hautschuppen, Haaren, Federn, Speichel, Kot und Urin der Tiere, dass das Immunsystem überreagiert. Bei der Hausstauballergie werden die Beschwerden vor allem durch den Kot von Hausstaub- und Vorratsmilben ausgelöst. Die mikroskopisch kleinen Spinnentiere ernähren sich von Hautschuppen und anderen organischen Bestandteilen im Staub. Da sie es gerne warm haben, siedeln sie sich vorzugsweise in Bettwäsche und -laken, Teppichen, Polstermöbeln und Gardinen an. Die allergischen Symptome können prinzipiell ganzjährig auftreten.

In der winterlichen Heizperiode sind sie jedoch meist verstärkt, da die allergieauslösenden Kotbestandteile durch die warme Luft vermehrt aufgewirbelt werden. Bei immer mehr Menschen verursacht auch der Genuss bestimmter Nahrungsmittel regelmäßig Beschwerden in Form einer Unverträglichkeit oder einer echten Nahrungsmittelallergie. Und natürlich können auch Arzneistoffe wie Penicillin, Nickel aus Modeschmuck sowie Substanzen aus Kosmetikprodukten eine Allergie auslösen. Bei auf der Haut aufgetragenen Stoffen spricht man von einer Kontaktallergie.

Allergie gegen Milcheiweiß Wer auf Milcheiweiß allergisch ist, dessen Immunsystem kann entweder das darin enthaltene Kasein oder die Molkenproteine nicht vertragen. Je nachdem, welche der beiden Eiweißarten die allergische Reaktion auslöst, können bestimmte Milchprodukte konsumiert werden oder es muss gänzlich auf Milchprodukte verzichtet werden. Wer Molkenproteine nicht verträgt, kann auf Milch anderer Tiere wie der von Schafen oder Ziegen umsteigen. Denn Molkeneiweiß kommt nur in Kuhmilch vor.

Ist jedoch Kasein das Problem, kommen nur pflanzliche Alternativen zur Milch wie Hafer-, Mandel- oder Sojadrinks in Frage. Eine Allergie gegen Milcheiweiß zeigt sich meist unmittelbar nach dem Konsum von Milch, spätestens jedoch innerhalb von zwei Stunden. Bei schweren Ausprägungen der Allergie können bereits kleinste Mengen Milch für eine Reaktion ausreichen – es wird mithin nicht ein einziger Tropfen Milch vertragen. Typische Symptome sind Kribbeln im Mund, Juckreiz und Schwellungen an den Schleimhäuten und der Haut.

Weiterhin kann es zu Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen, Koliken, Erbrechen sowie Durchfall kommen. Bei Anzeichen für diese Allergie wird zunächst empfohlen, zwei bis vier Wochen komplett auf Kuhmilch in der Ernährung zu verzichten: die sogenannte „Eliminationsdiät“. Verringern sich die Beschwerden daraufhin oder gehen sie völlig zurück, kann die Diagnose mit einem Allergietest, dem sogenannten Prick-Test, bestätigt werden. Dabei wird ein Tropfen Milcheiweißlösung auf die Haut des Unterarmes des Patienten geträufelt und die Hautstelle oberflächlich eingeritzt. Besteht tatsächlich eine Allergie gegen Kuhmilcheiweiß, reagiert die Haut nach einigen Minuten mit einer Rötung, oft auch mit einer Schwellung oder Bläschenbildung.

Ursachen weiter fraglich Warum das Immunsystem einer wachsenden Zahl von Menschen auf bestimmte Stoffe überreagiert, ist trotz reger Forschungen nach wie vor noch nicht geklärt. Ziemlich sicher – darin sind sich die Experten einig – sind für Entstehung von Allergien mehrere Faktoren gemeinsam verantwortlich. Eine wichtige ursächliche Rolle scheinen die Gene zu spielen: Man geht heute davon aus, dass die Veranlagung, im Laufe seines Lebens eine Allergie zu entwickeln, angeboren ist und vererbt werden kann.

Mit auf der Liste der möglichen Ursachen stehen Luftverschmutzung und der vermehrte Kontakt mit Umweltschadstoffen, wie etwa Pestiziden. Dies, so die Vermutung, kann das Abwehrsystem dauerhaft überfordern und so seine Funktionen zum Entgleisen bringen. Als gesichert gilt auch, dass sich Allergene an Feinstaub-Partikel anlagern können und dies ihre Wirkung verstärkt. Auch unsere Ernährungsweise kann das Allergierisiko beeinflussen, und zwar bereits von klein auf. So zeigten Untersuchungen, dass Babys, die ausreichend lange gestillt wurden, besser vor Allergien geschützt sind. Grund dafür sind Immunfaktoren in der Muttermilch, die sich positiv auf die gesunde abwehrstärkende Besiedelung des Darmmikrobioms auswirken.

Übertriebene Hygiene? Eine sehr naheliegende Überlegung zur steten Zunahme von Allergien ist die Hygienehypothese. Sie geht davon aus, dass möglicherweise übertriebene Hygiene mit für die Allergieentstehung verantwortlich ist. Gut nachvollziehbar, denn durch eine mehr oder weniger keimfreie Umgebung könnte das Immunsystem quasi arbeitslos werden und sich in Folge dessen neue Betätigungsfelder suchen. Studien ergaben zumindest, dass kleine Kinder, die häufiger leichte Infekte durchgemacht haben, seltener an Allergien leiden.

Der wohlgemeinte Schutz vor Krankheitserregern mindert offensichtlich gerade bei Heranwachsenden die Chancen, dass sich ihr Immunsystem zur starken körpereigenen Abwehr entwickelt. Solcherart schwach, weil untrainiert, ist das Abwehrsystem dann anfälliger für Fehlreaktionen. Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass man auf Impfungen im Kindesalter verzichten sollte. Geimpft wird gegen Erkrankungen, die ein Risiko für schwere Komplikationen tragen. Das Immunsystem wird durch die unzähligen harmlosen Erreger ausreichend trainiert, wenn man es mit der Hygiene nicht übertreibt.

Behandlung von Allergien Eine medikamentöse Therapie kann Allergien und die zum Teil sehr belastenden oder auch gefährlichen Symptome nur lindern. Für diese symptomatische Therapie stehen heute synthetisch-definierte und naturmedizinische Wirkstoffe zur Verfügung.

Zustand der Toleranz Die Spezifische Immuntherapie (SIT), auch Hyposensibilisierung genannt, führt hingegen längerfristig dazu, die Symptome zu lindern, sodass die Betroffenen die Medikamente reduzieren oder sogar ganz weggelassen können. Immer mehr Allergologen raten zu diesem Schritt, insbesondere bei Kindern, denn Allergien sind keineswegs zu verharmlosen. Die Betroffenen können durch allergische Reaktionen einerseits in lebensbedrohliche Situationen geraten, beispielsweise durch Insektenstiche oder bei einer Nahrungsmittelallergie, andererseits tritt bei einer Überempfindlichkeit gegen Aeroallergene oftmals ein Etagenwechsel von einer allergischen Rhinokonjunktivitis zum allergischen Asthma auf.

Heute werden sowohl die Subkutane Immuntherapie (SCIT) angewendet, bei der das Allergen unter die Haut gespritzt wird, als auch die Sublinguale Immuntherapie (SLIT), hier erfolgt die Applikation des Agens unter der Zunge. Sie erstreckt sich in der Regel über drei Jahre. Entgegen der weitverbreiteten Meinung, dass das Allergen in winzigen Mengen appliziert wird, bekommt der Patient erhebliche Mengen der Substanz verabreicht, weshalb die Therapie unbedingt in die Hand eines erfahrenen Allergologen gehört. Diese Provokationen durch das Allergen sollen beim Patienten zu einem Zustand der Toleranz führen.

H1-Antihistaminika Am häufigsten werden in der Apotheke H1-Antihistaminika verlangt. Diese Substanzen blockieren die H1-Rezeptoren und hemmen so die Wirkung des bei der Allergie ausgeschütteten Botenstoffes Histamin. Während die Antihistaminika der ersten Generation bei oraler Einnahme sedierend wirken, da sie die Blut-Hirn-Schranke leicht passieren können und dadurch auch zentrale Histamin1- Rezeptoren blockieren, tritt diese meist unerwünschte Nebenwirkung bei den modernen H1-Antihistaminika kaum mehr auf.

Sie ist jedoch insbesondere im Zusammenhang mit Alkohol nicht völlig auszuschließen, sodass Sie bei der Beratung einen entsprechenden Hinweis darauf geben sollten. Die bedeutsamsten systemischen Wirkstoffe sind Cetirizin und Loratadin (Altersfreigabe 2 Jahre). Mit Hilfe dieser inzwischen rezeptfreien Wirkstoffe, die sich auch durch einen schnellen Wirkeintritt auszeichnen, lassen sich allergisch bedingte Reaktion meist recht gut managen. Es wird zunehmend empfohlen, sie beispielsweise bei einer Pollenallergie nicht nur kurzfristig, sondern während der gesamten Pollensaison einzunehmen.

Als Antihistaminikum der ersten Generation kann Dimetinden auch oral als Dragee oder Tropfen eingenommen werden. Es wirkt zusätzlich sedierend, was zuweilen bei Kindern, die allergisch bedingt an starkem Juckreiz leiden, erwünscht ist. Zur lokalen Therapie am Auge sowie als Nasenspray stehen bei allergischer Rhinokonjunktivitis die Wirkstoffe Azelastin und Levocabastin zur Verfügung. Ketotifen gibt es nur in Form von Augentropfen. Sie werden meist bei leichten Symptomen oder für Kindern verwendet (Altersfreigabe Azelastin 1 Jahr, Levocabastin 4 Jahre, Ketotifen 3 Jahre).

Bei Kontaktallergien werden H1- Antihistaminika auch lokal auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Bewährt haben sich zum Beispiel die Wirkstoffe Dimetinden, Bamipin oder Tripelenamin in Gelzubereitungen oder als Stick. Bei Heuschnupfen, allergischer Bindehautentzündung und Asthma können Sie Ihren Kunden zudem Augentropfen oder ein Nasenspray mit Cromoglicinsäure empfehlen. Der Wirkstoff ist gut verträglich und kann auch über einen längeren Zeitraum und von Kindern gut verwendet werden.

Die Substanz wirkt allerdings nur prophylaktisch, denn sie erhöht die Reizschwelle zur Ausschüttung der Entzündungsmediatoren, indem sie die Mastzellmembran stabilisiert (vermutlich durch eine Blockade der Chloridkanäle). Ist die Ausschüttung von Histamin bereits erfolgt, kann sie dementsprechend nichts mehr ausrichten. Die Anwendung wird bereits zwei Wochen vor dem Eintritt der Pollensaison empfohlen. Die vielfach nachgefragten Nasensprays und -tropfen mit den abschwellend wirkenden Substanzen Oxymetazolin oder Tetryzolin sorgen zwar schnell für Atemluft und sind bei vielen Allergikern sehr beliebt, eignen sich aber nur zur kurzfristigen und nicht zur dauerhaften Anwendung. Darauf müssen Sie hinweisen.

Homöopatisch gegen Heuschnupfen
Auch homöopathisch gibt es Möglichkeiten gegen eine Pollenallergie vorzugehen. Die Wirkstoffe Luffa operculata, Galphimia glauca und Cardiospermum treten im Trio gegen die lästigen Symptome der Überreaktion des Immunsystems an..

Topische Glucocorticoide Steroide spielen wegen ihrer antientzündlichen Eigenschaften bei Allergien eine wichtige Rolle: Sie senken die Produktion von körpereigenen entzündungsfördernden Botenstoffen und fördern gleichzeitig die entzündungshemmenden Botenstoffe. Bei der allergischen Rhinitis gelten die intranasalen Steroide heute als Mittel der ersten Wahl. Da sie im Vergleich zu den klassischen Corticoiden stärker lipophil sind, können sie gut in die Nasenschleimhaut eindringen und erreichen dort eine hohe Wirkstoffkonzentration bei einem geringen Risiko für die unerwünschten Nebenwirkungen einer systemischen Therapie.

Topische Glucocorticoid-Nasensprays hemmen den andauernden Entzündungsprozess, der die Nasenschleimhaut innerhalb einer langandauernden Allergiesaison empfindlicher gegenüber Allergenen werden lässt. Nicht verschreibungspflichtig sind die Wirkstoffe Beclomethason und Momethason. Stärker als orale und systemische Antihistaminika lindern die Sprays die nasalen Symptome, insbesondere die verstopfte Nase – allerdings sind sie den Antihistaminika in Bezug auf die allergische Augensymptomatik unterlegen, sodass eine Kombination der beiden Therapieansätze bei entsprechender Vollsymptomatik sinnvoll sein kann.

Ein verschreibungspflichtiges Kombinationsnasenspray aus den beiden Wirkstoffen Azelastin und Fluticasondipropionat wurde inzwischen in Deutschland zugelassen. Machen Sie den Kunden in der Beratung darauf aufmerksam, dass das Nasenspray konsequent angewendet werden muss, da sich die Wirkung schrittweise aufbaut – zu Beginn zweimal täglich, nach Wirkeintritt einmal pro Tag. Vor Gebrauch muss das Fläschchen geschüttelt werden, um die Suspension zu redispergieren.

Intranasale Steroide sollen vor Gebrauch geschüttelt und von innen gegen die Nasenflügel gesprüht werden.

Vor der Anwendung sollte die Nase gesäubert werden. Der Sprühstoß sollte bei nach vorn geneigtem Kopf von innen gegen die Nasenaußenseite gerichtet werden und nicht in Richtung der Nasenscheidewand. Beachten Sie auch die Altersfreigabe der intranasalen Glucocorticoide: Im Rahmen der Selbstmedikation ist Beclomethason ab 12 und Momethason ab 18 Jahren zugelassen. Bei Allergien, die sich auf der Haut äußern, können Sie für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren Hydrocortison-haltige Cremes oder Sprays in einer Konzentration von 0,25 oder 0,5 Prozent abgeben.

Neben dem entzündungshemmenden Effekt spielt hier auch die juckreizstillende Wirkung des Wirkstoffs eine große Rolle. Systemische Glucocorticoide unterliegen der Rezeptpflicht und werden nur kurzzeitig, beispielsweise zur Anstoßtherapie oder im Falle eines Notfalls, verordnet. Einen anderen Ansatz bietet ein naturmedizinisches Präparat gegen allergische Beschwerden, das auch als Kuhstallpille bezeichnet wird. Das diätetische Lebensmittel enthält Beta-Lactoglobuline, das sind immunmodulierende Molkenproteine.

Auf ihnen basiert der schon seit längerem bekannte Bauernhofeffekt: Wer in der Nähe von Kuhställen lebt, ist deutlich besser gegen Allergien geschützt. Das Lactoglobulin ist in seinem Inneren mit Vitamin A, Eisen und Zink beladen. Dies verleiht ihm eine Schutzfunktion vor allergischen Reaktionen und stärkt die Widerstandsfähigkeit des Immunsystems. Die Wirkungen sind unspezifisch und allergenunabhängig, daher kann die Lutschtablette sowohl bei Pollen-, Hausstaubmilben- und Tierhaarallergie eingesetzt werden.

Tipps für Ihre allergiegeplagten Kunden
+ Staub- und Pollenfänger wie Teppiche, Gardinen weitgehend entfernen. Alternativen: Parkett- oder Linoleumböden und Jalousien.
+ In Matratzen und Kissen lauern besonders viele Hausstaubmilben. Deshalb mit Hüllen aus synthetischem Spezialmaterial – abziehbar und waschbar – versehen und diese einmal monatlich waschen.
+ Erde von Zimmerpflanzen mit Sand bedecken oder durch Hydrokultur ersetzen. Im Schlafzimmer sollte man ganz auf Pflanzen verzichten.
+ Der Staubsauger sollte mit einem Filter für Schwebstoffe (HEPA Filter) ausgestattet sein und ein großes Staubrückhaltevermögen aufweisen.
+ Beim Putzen Haushaltshandschuhe tragen.
+ Modeschmuck aus unedlen Metallen meiden.

Hilfe in der Not Bei einer Nahrungsmittelallergie oder einer Unverträglichkeit hilft in erster Linie, den entsprechenden Lebensmitteln aus dem Wege zu gehen. Klingt erst einmal nicht so schwierig, ist es aber manchmal doch, weil für einige Allergiker bereits Spuren von zum Beispiel Nüssen ausreichen können, eine heftige Reaktion mit Schwellungen im Hals- und Kopfbereich und Atemnot auszulösen. Der anaphylaktische Schock ist die schwerste Form der Allergie. Er tritt sehr plötzlich auf und kann durch das gleichzeitige Zusammenbrechen mehrerer Organsysteme Lebensgefahr bedeuten.

Bei Menschen mit starken Lebensmittel- oder Insektengiftallergien ist eine schnelle Behandlung erforderlich. Deshalb verschreibt ihnen der Arzt eine Notfallmedikation. Sie besteht meist aus einem Cortisonpräparat und einem Antihistaminikum, beides in flüssiger Form. Dazu gehört noch ein Adrenalin-Autoinjektor (Allergie-Pen). Er enthält Epinephrin und ist notwendig, wenn es zu einem anaphylaktischen Schock kommt. Epinephrin erweitert rasch die Bronchien und stabilisiert den Kreislauf. Der Adrenalin-Pen soll vom Patienten selbst oder von einer Begleitperson bereits bei den ersten Anzeichen einer schweren Reaktion verabreicht werden.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 02/2022 ab Seite 58.

Dipl. biol. Birgit Frohn, Medizinjournalistin
Dr. Susanne Poth, Apothekerin/Redaktion

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