Einer Frau in einem roten Top werden von sechs Armen aus dem Bildrand sechs verschiedene Verhütungsmittel angereicht. Sie schaut kritisch und zeigt auf den Blisterstreifen einer Mikropille.© JLco - Julia Amaral/iStock/Getty Images Plus
Wenn Frauen sich für ein Verhütungsmittel entscheiden, halten viele die Hormonspirale für „sanfter“ als die Pille – was nicht stimmt, wie eine Studie zum Brustkrebsrisiko jetzt zeigt.

Brustkrebs

HÄUFIGER KREBS DURCH HORMONSPIRALE

Viele Frauen setzen im Bereich Verhütung auf die langfristige Lösung einer Hormonspirale. Der Eingriff sowie die Anwendung gelten als sicher und nebenwirkungsarm. Doch eine dänische Studie warnt nun vor einem erhöhten Brustkrebsrisiko.

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Eine Hormonspirale ist ein kleines T-förmiges Medizinprodukt, das bei einem Eingriff in die Gebärmutter eingesetzt wird. Dabei hält der Querbalken die Hormonspirale an Ort und Stelle, während der T-Stamm mit Levonorgestrel beladen ist. Das Gestagen wird dann kontinuierlich in den Körper abgegeben.

Während die Hormonspirale für viele als die „sanftere“ Alternative zur Gestagen-haltigen Pille gilt, bemängeln Kritiker schon länger eine schlechte Aufklärung. So sei die Hormonspirale weder geringer dosiert als eine Minipille, noch wirke sie lokal. In einem Brief an das JAMA Network forderten nun auch Forschende um Dr. Lina Steinrud Mørch vom dänischen Krebsinstitut in Kopenhagen mehr Aufklärung für die Anwenderinnen von Hormonspiralen. Sie teilten die Ergebnisse ihrer Registerstudie, die mittels der Daten aller Frauen Dänemarks erstellt wurde.

Brustkrebsrisiko erhöht unter Hormonspirale

Das Team wertete Daten von Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren aus, die in den Jahren 2000 bis 2019 eine Hormonspirale eingesetzt bekamen. Die knapp 80000 Frauen wurden nur in dem Zeitraum beobachtet, in dem auch wirklich eine Levonorgestrel-haltige Hormonspirale lag, oder bis sie schwanger wurden, eine Hormonersatztherapie begannen oder an Krebs erkrankten.

Für die Vergleichsgruppe, die keine Hormonspirale anwendete, galten die gleichen Regeln – im Durchschnitt wurden sie so jedoch fast zwei Jahre länger beobachtet. Deshalb zeigen sich in den absoluten Zahlen ans Krebsfällen keine starken Auffälligkeiten. Doch rechnet man den Zeitbereich mit ein (in der Statistik heißt das relatives Risiko oder HR für Hazard Ratio), zeigt sich: Anwenderinnen von Hormonspiralen haben ein 40 Prozent höheres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.

Da bei Frauen bis 49 Jahren seltener Brustkrebs auftritt als in höherem Alter, sei die Hormonspirale daher ein bedeutender Risikofaktor. Der Risikoanstieg sei gleichbedeutend mit 14 zusätzlichen Brustkrebsfällen pro 10000 Frauen, schreiben die Autoren. Liegt die Hormonspirale länger, erhöht sich jedoch nicht das Risiko. Auch einen Zusammenhang mit der Dosierung konnten die Forschenden nicht feststellen. Wobei sie Verzerrungen in der Studienauswertung dabei nicht ausschließen können.

Hormonspirale – Krebsrisiko so hoch wie bei Pille

Zusammenfassend ist der beobachtete Risikoanstieg mit einer Hormonspirale vergleichbar mit dem von Anwenderinnen oraler hormoneller Verhütungsmittel wie der Pille. Die Autoren fordern genau darüber mehr Aufklärung im Beratungsgespräch rund um die Hormonspirale als Verhütungsmittel.

Während in Dänemark laut den Autoren die Mehrheit der Frauen über 30 Jahren eine Hormonspirale benutzt, gaben bei einer Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) nur 14 Prozent der Frauen an, eine Spirale zu nutzen (Kupfer- oder Hormonspirale).

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/brustkrebsrisiko-bei-anwendung-der-hormonspirale-erhoeht-150771/ 
Mørch LS, Meaidi A, Corn G, Hargreave M, Wessel Skovlund C.: “Breast Cancer in Users of Levonorgestrel-Releasing Intrauterine Systems”, JAMA, 16. Oktober 2024. doi:10.1001/jama.2024.18575 

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