Eine Person in weißem Kittel präsentiert vor ihrem Oberkörper zwischen den Händen ein schwebendes Modell eines Y-förmigen Antikörpers.© ClaudioVentrella / iStock / Getty Images Plus
Welche Arzneimittel werden 2022 wohl neu zugelassen? Es sind viele Antikörper dabei.

Arzneimittelneuzulassungen

NEUE ANTIKÖRPER IM NEUEN JAHR

Genaues ist noch nicht bekannt. Doch einige Wirkstoffe haben bereits das Go der Europäischen Zulassungsbehörde EMA erhalten. Mit diesen Markteinführungen können wir 2022 rechnen.

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Bereits vergangenes Jahr ging es biotechnologisch gesehen hoch her – viele Antikörper oder Konjugate wurden zur Behandlung verschiedener Leiden in Deutschland zugelassen. Beispielsweise Tafasitamab zur Behandlung des großzelligen B-Zell-Lymphoms oder Dostarlimab bei rezidivierendem beziehungsweise fortgeschrittenem Endometriumkarzinom. Auch in diesem Jahr werden einige Ergänzungen im onkologischen Behandlungsrepertoire erwartet.

Mit Enhertu®, das das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Trastuzumab Deruxtecan enthält, soll Frauen mit metastasierenden oder nicht beziehungsweise unvollständig entfernten Brustkrebstumoren helfen, die bereits mindestens zwei Therapien erhalten haben. Der Antikörper richtet sich gegen HER2-positive Brustkrebszellen und kann als Monotherapie verordnet werden. Der monoklonale Antikörper Trastuzumab blockiert die HER2-vermittelte Signalkaskade und das Zellgift Deruxtecan, das erst in der Tumorzelle aus dem Konjugat freigesetzt wird, führt als Topoisomerase-1-Hemmer zu DNA-Schäden. Die Tumorzelle stirbt ab.

Neu, allerdings kein Antikörper, wird auch der Kinasehemmer Duvelisib (Copiktra®) auf dem deutschen Arzneimittelmarkt erwartet. Durch ein spezielles Wirkprinzip werden die Signalwege der Krebszelle, die für die Proliferation und das Überleben notwendig sind, blockiert. Betroffene mit chronisch-lymphatischer Leukämie (CLL) und follikulären Lymphomen könnten künftig von der Behandlung profitieren.

Auch gegen das Multiple Myelom soll es einen weiteren Gegner geben: Selinexor blockiert das Protein Exportin 1 (XPO1), eine relevante Verteidigungsstrategie der Tumorzelle. Denn mit Hilfe dieses Transportproteins ist die Krebszelle in der Lage, Tumorsuppressor-Proteine aus seinem Zellkern zu befördern, bevor diese die Krebszelle abtöten können. Fehlt dem Tumor dieser Schutzschild, kann der Körper wieder gegen ihn vorgehen. Daher soll die Therapie nur in Kombination und nicht als Erstlinientherapie verordnet werden.

Antikörper gegen COVID-19

Vermutlich werden nach Casirivimab/Imdevimab (Ronapreve®) und Regdanvimab (Regkirona®) auch neue Wirkstoffe zur Behandlung von COVID-19-Erkrankungen zugelassen. Der oral verfügbare Wirkstoff Paxlovid™ befindet sich bereits im Rolling-Review-Verfahren der EMA, die Mitgliedsstaaten haben bereits grünes Licht für eine Notfallzulassung erhalten und Pfizer hat den Zulassungsantrag eingereicht. Die Kombination aus Nirmatrelvir (PF-07321332) und Ritonavir hemmt die Vermehrung des Coronavirus durch Blockade eines zentralen Replikation-Enzyms. Der bereits bekannte antivirale Wirkstoff Ritonavir soll den Abbau von Nirmatrelvir verlangsamen.

Das Spike-Protein von SARS-CoV-2 rückte schon früh als mögliches Target in den Fokus der Forschung. Auch die neu zu erwartende Kombination der monoklonalen Antikörper Tixagevimab/Cilgavimab (Evusheld®) richtet sich gegen diese Struktur. Das Präparat befindet sich ebenfalls derzeit in einem Rolling-Review-Verfahren.

Und außerdem?

Nicht nur im Bereich der Onkologie und COVID-19 findet pharmazeutisch-medizinische Forschung statt. Die EMA erteilte unlängst Zulassungsempfehlungen für weitere drei Wirkstoffkandidaten:

  • Glucarpidase (Voraxaze®):
    Die Carboxypeptidase soll Methotrexat (MTX) in seinen inaktiven Metaboliten DAMPA (2,4-Diamino-N10-methylpteroinsäure) und Glutamat überführen. Erwachsenen und Kindern ab vier Wochen mit verzögerter MTX-Elimination sollen so vor toxischen Plasmakonzentration beschützt werden.
  • Eptinezumab (Vyepti®):
    Bald könnte es einen weiteren monoklonalen Antikörper zur Migräne-Prophylaxe geben. Eptinezumab blockiert die Signalkaskade am Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP), dazu wird es intravenös verabreicht. Während und auch zwischen chronisch wiederkehrenden Migräneattacken finden sich hohe CGRP-Spiegel im Blut, daher wird dem Signalweg eine hohe Bedeutung zugeschrieben.
  • Avacopan (Tavneos®)
    Mit Avacopan wird ein kleiner Exot erwartet. Der Wirkstoff erhielt die Empfehlung zur Behandlung bestimmter Formen der anti-neutrophile zytoplasmatische Antikörper (ANCA)-assoziierten Vaskulitis. Bei dieser systemischen Erkrankung werden über eine Überaktivierung der Neutrophilen kleine Blutgefäße zerstört. Die Folge: Organschäden bis hin zu Organversagen. Bei Avacopan handelt es sich um einen oral verfügbaren selektiven Antagonist des humanen Komplement-5a(C5a)-Rezeptors. Wird der Rezeptor blockiert, reduziert dies nicht nur die Entzündungsreaktion an sich, sondern auch die Überaktivierung der Neutrophilen.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/diese-neuen-arzneistoffe-koennte-es-geben-130521/seite/alle/
https://www.gelbe-liste.de/neue-medikamente 
dpa

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