Lachendes Ehepaar im Freien Mann trägt Frau Huckepack© CherriesJD / iStock / Getty Images Plus
Die Lebenserwartung der Menschen steigt stetig. Natürlich möchte man gesund altern, fit im Kopf sein, gelenkig bleiben und nicht von Krankheiten geplagt werden oder einsam sein.

Alternsforschung

RESILIENTE MENSCHEN ALTERN GESÜNDER

Gesund altern, das möchte jeder. Doch wie geht das eigentlich? Um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen, haben Forschende aus 15 Einrichtungen der Leibniz-Gesellschaft den Verbund „Altern und Resilienz“ gegründet.

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In den vergangenen 150 Jahren hat sich die Lebenserwartung in Deutschland nahezu verdoppelt. Neugeborene Jungen können, statistisch betrachtet, durchschnittlich 78,6 Jahre alt werden, Frauen sogar 83,4 Jahre. Die Vereinten Nationen haben daher 2021 bis 2030 zum „Jahrzehnt des gesunden Alterns“ erklärt.

Denn die Lebensjahre sind es ja nicht allein – wir möchten gesund alt werden, fit im Kopf, einigermaßen gelenkig und nicht von Krankheiten geplagt oder einsam. Wie geht das? Von welchen Faktoren hängt das ab?
 

Strategieentwicklung für gesundes Altern

Das Leibniz-Institut für Alternsforschung in Jena und das für Resilienzforschung in Mainz haben sich vorgenommen, das Altern aus einer umfassenden Perspektive zu untersuchen. Sie nehmen dazu den individuellen biologischen Alternsprozess im Zusammenhang mit Lebensstil, Ernährung, Bildung und weiteren sozioökonomischen und sozialpolitischen Faktoren in den Blick.

Ziel der Forschung ist es, Strategien zu entwickeln, damit mehr Menschen gesund alt werden können und die Gesellschaft zudem nicht durch steigende Gesundheitskosten überlastet wird. Dafür wurde das ursprünglich in der psychosozialen Forschung entwickelte Konzept der Resilienz auf die biologische Alternsforschung ausgeweitet.
 

Resilienz in Hirn und Organen

Denn Menschen, die über Resilienz verfügen – was am besten mit seelischer Widerstandskraft übersetzt werden kann –, bringen es trotz innerer und äußerer Stressfaktoren fertig, gesund zu bleiben. Auch im Alter. So zeigten Studien beispielsweise, dass bestimmte ältere Menschen ihre kognitiven Fähigkeiten behalten können, wenn in ihrem Gehirn die mit Demenz in Verbindung stehenden Eiweiß-Ablagerungen (Beta-Amyloid) nachgewiesen wurden. 
„Resilienz-Mechanismen gibt es aber nicht nur im Gehirn, sondern in allen Organen, und die wollen wie verstehen und für gesundes Altern nutzbar machen“, erklärt Professor Dr. Oliver Tüscher vom Leibniz-Institut in Mainz.
 

Viele Einflussfaktoren entscheidend

Jetzt gilt es herauszubekommen, wer dazu gehört: Denn ob jemand zu denen zählt, die trotz biologischer Alterungsmerkmale praktisch keine Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten erleben – also resilient gegenüber dem Altern des Gehirns sind –, hängt von vielen Einflussfaktoren ab. Man geht dabei von der These aus, dass nicht nur das Gehirn, sondern der menschliche Organismus allgemein über diese Anpassungskapazität verfügt.  

Biologen, Psychologen, Ökologen, Mediziner, Epidemiologen, Ernährungswissenschaftler, Sozialwissenschaftler und Ökonomen wollen nun folgende Faktoren untersuchen: 

  • genetische Dispositionen
  • gesundheitliche Belastungen
  • Ernährung und Lebensstil
  • Umwelteinflüsse
  • Einkommen und Bildung
  • die Rolle der sozialen Stellung
  • die Anerkennung in der Gesellschaft

Studiendaten einbeziehen

Man wirft für dieses Forschungsprojekt alles in die Waagschale, was wissenschaftlich valide ist: Nicht nur Erkenntnisse und Untersuchungsergebnisse auf mikroskopischer und makroskopischer Ebene kommen hier zum Zuge, sondern auch Daten aus Deutschlands größter Gesundheitsstudie NAKO oder solche aus Befragungen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), der größten und am längsten laufenden multidisziplinären Langzeitstudie in Deutschland. 

„Anhand dieser Daten wollen wir herausfinden, welche genetischen und molekularen Faktoren zum Wohlbefinden in den alternden Bevölkerungsgruppen dazu beitragen; wie diese Faktoren miteinander agieren und ob es Kipppunkte gibt, an denen sich zeigt, ob ein Lebensweg in Richtung gesundes oder ungesundes Altern weist“, sagt die Professorin Helen Morrison. Diese Kipppunkte möchte man vorhersagen können – um durch gezielte Beeinflussung resilientes Altern zu fördern. 

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
 

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