Jojobaöl
ALLROUNDER AUS DER WÜSTE
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Auf den Wüstenstrauch und die besonderen Eigenschaften seines Öls wurde die Wissenschaft erst Mitte der 1930er Jahre aufmerksam. Seither hat sich Jojobaöl zum begehrten pflanzlichen Rohstoff mit vielversprechender Zukunftsperspektive gewandelt. Dabei handelt es sich chemisch gesehen gar nicht um ein Öl. Fette Öle sind bekanntlich bei Raumtemperatur flüssige Triglyceride. Jojobaöl ist jedoch ein Wachs, es besteht statt aus dem dreiwertigen Alkohol Glycerin aus einwertigen ungesättigten und gesättigten Alkoholen, die mit Fettsäuren verestert sind. Da es aber im Gegensatz zu den meisten Wachsen flüssig ist, wird es als Öl bezeichnet.
Einige Vorzüge Jojobaöl ist sehr lange haltbar, hierin unterscheidet es sich deutlich von den typischen hochwertigen pflanzlichen Ölen. Und dies macht es in der Kosmetikindustrie so beliebt. Noch dazu ist es extrem hitzebeständig. Es verträgt Temperaturen bis über dreihundert Grad Celsius, ohne sich dabei zu zersetzen.
Pflegender Inhaltsstoff Vom After Shave bis zum Zahnpflegemittel: Jojobaöl bewährt sich in zahllosen Kosmetik- und Pflegeprodukten. Es besitzt eine besondere Affinität zu unserer Haut. Da es die Talgproduktion regulieren kann, eignet es sich für jeden Hauttyp. Bei fettiger Haut sorgt das Öl für eine Reduzierung der Talgabsonderung, bei trockener und spröder Haut hingegen regt es sie an. Das Öl trägt damit ganz entscheidend dazu bei, der Haut ihre Elastizität und jugendliche Frische zu bewahren. Es glättet, wirkt der Bildung von Falten entgegen und macht die Haut am ganzen Körper samtig weich und geschmeidig.
Nicht zu vergessen sein hoher Gehalt an Vitamin E und Provitamin A. Es hat ohne weitere Zusätze einen Lichtschutzfaktor von drei bis vier und wird daher auch gerne als Bestandteil in Sonnenschutzprodukten eingesetzt. Aufgrund seiner speziellen Zusammensetzung wird Jojobaöl sehr rasch von der Haut aufgenommen. Es lässt sich gut verteilen, fettet nicht nach und hinterlässt keinen öligen Film auf der Hautoberfläche. Jojobaöl eignet sich auch zur täglichen Haarpflege.
Denn es hilft, den Schutzfilm um die Haare zu erhalten und wiederherzustellen. Besonders strapaziertem und trockenem Haar verleiht es auf diese Weise neue Spannkraft und seidigen Glanz. Das Pflanzenwachs vermag zudem Haarschäden wie beispielsweise Spliss und übermäßiger Brüchigkeit vorzubeugen oder die Schäden in Schach zu halten.
In der Medizin Im Zentrum der medizinischen Anwendung stehen die dermatologischen Heilwirkungen des Öls. Sie beruhen auf seinem Gehalt an entzündungshemmenden Stoffen. Studien haben gezeigt, dass Jojobaöl eine gute therapeutische Wirkung bei Akne besitzt. Nicht nur, weil es die entzündlichen Prozesse reduziert, sondern darüber hinaus die bei dieser Hauterkrankung übermäßige Talgabsonderung eindämmt. Auch bei hartnäckigen Ekzemen, Schuppenflechte und Kopfschuppen bewährt sich der regelmäßige Gebrauch.
Auch im technischen Bereich gefragt Sogar für die Herstellung von Industrieerzeugnissen wird Jojobaöl verwendet, durch seinen hohen Preis allerdings eher selten. Es kann als Schmiermittel für Maschinen dienen, die unter hohem Druck und hohen Temperaturen arbeiten, denn es behält seine Viskosität auch bei hohen Temperaturen und verändert sich nicht. Da es einen so hohen Siedepunkt besitzt und zudem keine Korrosion von Metallen hervorruft, kann es sogar für Kühlsysteme genutzt werden, die permanent verschlossen bleiben müssen.
Weiterhin dient das Öl als Polierwachs in der Autolackpflege und als Schutz für Erzeugnisse aus Leder wie etwa Schuhe, für Möbel aus Holz sowie für Stein- und Holzböden. Auch bei der Herstellung von Linoleum, von Kohlepapier (man nimmt es zur Beschichtung) und von hochwertigen Kerzen ist Jojobaöl zugegen. Ebenso findet es sich in Streichholzköpfen, Fettschreibstiften wie Wachsmalkreiden und Buntstiften sowie in Weichmachern für Kunststoffe, Farben und Lacke. Es dient als Ersatz für das mittlerweile verbotene Walrat, das früher aus Pottwalen gewonnen wurde.
Und auch so mancher Apfel und so mache Orange erhalten einen Schutzmantel durch das Einreiben mit dem Öl. Freilich weniger wegen des schönen Glanzes, sondern vielmehr, um die Früchte dadurch länger haltbar zu machen. Die Einnahme größerer Mengen wird nicht empfohlen, weil das Wachs nicht verdaut wird und zu Fettstühlen führen kann. Gelegentlich wird der Verzehr von Jojobasamen zur Gewichtsreduktion empfohlen. Der in den Samen enthaltene Stoff Simmondsin ist allerdings giftig, sodass von einem Verzehr dringend abzuraten ist.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 04/2022 ab Seite 76.
Birgit Frohn, Diplombiologin und Medizinjournalistin