Scherenschnitt zweier Köpfe: Im einen ist an der Position des Gehirns ein Faden als wirres Knäuel. Der Faden verläuft zum zweiten Kopf. Dort ist der Rest des Fadens ordentlich aufgerollt.© SiberianArt/iStock/Getty Images Plus
Ein Vitamin-B6-Mangel kann zu Gedächtnislücken, Lernschwierigkeiten und Depressionen führen. Forschende fanden eine Substanz, die den Abbau hemmt – das könnte effektiver sein, als einfach mehr B6 zuzuführen.

7,8-Dihydroflavon

VITAMIN-B6-ABBAU HEMMEN – DURCHBRUCH BEI DEPRESSIONEN?

Pyridoxin, besser bekannt als Vitamin B6, ist wichtig für den Gehirnstoffwechsel. Ein Mangel zeigt sich an Nerven und Psyche und lässt sich nicht einfach durch eine Nahrungsergänzung beheben. Was Würzburger Forschende nun entdeckten, zeigt völlig neue Therapieansätze auf.

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Schon länger weiß man, dass vielen psychischen Störungen wahrscheinlich eine Unterversorgung vor allem der Nervenzellen mit Pyridoxin zugrunde liegt. Ein B6-Mangel kann zum Beispiel zu Depressionen führen. Auch Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis und Lernvermögen bis hin zu Gedächtnisverlust und Demenz sind möglich. Nur: Durch eine ausreichende Zufuhr ist es leider nicht getan.

Forschern gelang es nun, genau an diesem Punkt anzusetzen. Sie fanden eine Substanz, die gezielt ein bestimmtes Enzym im Abbauweg von Vitamin B6 hemmt.
Das könnte den Grundstein für einen neuen Therapieansatz bei Depressionen und neurodegenerativen Erkrankungen legen.

Vitamin B6-Abbau hemmen

Die Entdeckung machte ein Team aus Bioimaging-Experten, Molekular-Pharmakologen und klinischen Neurologen aus Würzburg und Berlin um die Professorin für Biochemische Pharmakologie an der Uni Würzburg,
Professorin Dr. Antje Gohla. Schaltet man in Mäusen ein Pyridoxin-Abbauenzym gentechnisch aus, bessert sich das räumliche Lern- und Erinnerungsvermögen. Aus diesem Grund suchten die Forscher gezielt nach einer Substanz, die das verantwortliche Enzym Pyridoxal-Phosphatase selektiv bindet und hemmt.

Steckbrief: Vitamin B6 – Pyridoxin

  • Beteiligt an zahlreichen enzymatischen Stoffwechselreaktionen sowie der Blutbildung, der Prostaglandinsynthese, im Lipidmetabolismus und bei der Regulation des Wasserhaushaltes
  • Kommt vor in (Vollkorn-)Getreide, grünem Gemüse, Fleisch (vor allem Innereien), Eigelb, Hefe, Nüssen und Bananen
  • Achtung: wird durch Erhitzen teilweise zerstört!
  • Bedarf ist an die Menge des Proteinumsatzes eines Menschen gekoppelt, bei Männern 1,5 mg pro Tag, bei Frauen 1,2 mg pro Tag
  • Rauchen, Alkoholkonsum, Schwangerschaft und Stillen erhöhen den Bedarf, außerdem bestimmte Medikamente (orale Kontrazeptiva, Isoniacid, Antiepileptika und Antidepressiva!!!)
  • Mangel führt zu Appetitlosigkeit, Übelkeit, Durchfall, Dermatitis, Anämie, Schlafstörungen, Missempfindungen und Depressionen, bei älteren Menschen zu Demenz. Auch das Komplikationsrisiko in der Schwangerschaft steigt.

Naturstoff hemmt Pyridoxin-Abbau

In ihren Untersuchungen stießen sie auf den Naturstoff 7,8-Dihydroflavon, der in Primeln, bestimmten Asterazeen und tropischen Bäumen vorkommt. Die Substanz hemmt das Abbauenzym Pyridoxal-Phosphatase und erhöht so den B6-Spiegel – vor allem in den Nervenzellen, die für Lern- und Gedächtnisprozesse wichtig sind.

Bereits vorher wurde 7,8-Dihydroflavon im Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen untersucht. Dabei wurde nachgewiesen, dass es unter anderem antientzündlich wirkt sowie Lern- und Merkvorgänge bei verschiedenen psychischen Störungen verbessert. Die alleinige Substitution über Nahrungsergänzungsmittel scheint aber nicht auszureichen, um den intrazellulären Spiegel zu erhöhen.

Mechanismen der Psyche besser verstehen

Die genaue Rolle von Pyridoxin bei psychischen Erkrankungen ist bisher nicht geklärt. Die neuen Erkenntnisse tragen aber dazu bei, die Mechanismen bei diesen Störungen besser zu verstehen. Die Forscher hoffen, dass sogar ein neuer Therapieansatz daraus entsteht. Die Pyridoxal-Phosphatase gehört nämlich einer Enzymklasse an, die als besonders herausfordernd für die Wirkstoff-Entwicklung angesehen wird. Einen selektiven Hemmstoff zu finden ist also ein großer Erfolg, so die Autoren der Studie.

Bis zu einer Therapie ist es aber noch ein weiter Weg. Im nächsten Schritt wollen die Forscher verbesserte Substanzen entwickeln, die das Enzym präzise und hochwirksam hemmen. Dann sollen gezielte Studien folgen, ob eine Erhöhung des intrazellulären B6-Spiegels tatsächlich bei psychischen und neurodegenerativen Erkrankungen wirksam ist.

Quellen:
https://idw-online.de/de/news835285
https://elifesciences.org/articles/93094
https://flexikon.doccheck.com/de/Pyridoxin

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