Menstruationsbeschwerden: Ausnahmen von der Regel
22 Minuten
- 1Über den Zyklus
- 2Zyklusstörungen
- 3PMS & PMDS
- 4Selbstmedikation
- 5Pflanzliche Alternativen
- 6Hormontherapie
- 7Weitere Optionen
- 8PCOS & Endometriose
- 9Lernerfolgskontrolle
01. Mai 2025
Zyklus aus dem Takt
Zykluslängen zwischen 25 und 35 Tage gelten als physiologisch. Die Abstände zur nächsten Blutung stellen sich bei jeder Frau individuell ein. Sie sind dann über Jahre hinweg konstant, wobei geringe Abweichungen von Monat zu Monat normal sind.
Auslöser für natürliche Schwankungen sind zahlreich.
- Seelischer oder körperlicher Stress,
- Leistungssport,
- Diäten oder
- Infekte
sind nur einige der vielen möglichen Ursachen.
Von einer Zyklusstörung spricht man erst, wenn die Zeitspanne bis zur nächsten Blutung kürzer oder länger (< 25 und > 35 Tage) und damit die Häufigkeit (Frequenz) verändert ist. Ebenso liegt eine Zyklusstörung vor, wenn Dauer und Stärke (Quantität) der Regelblutung nicht der Norm entsprechen. Von einer normalen Blutungsstärke wird ausgegangen, wenn die menstruierende Frau pro Tag etwa fünf bis sechs Binden oder vier bis fünf Tampons verbraucht.
Tempoanomalien
Zyklusstörungen, bei denen die Frequenz der Menstruation verändert ist, werden mit dem Begriff Tempoanomalien zusammengefasst. Dazu gehört die Oligomenorrhö, bei der sich nur selten Blutungen einstellen (seltener als alle 35 Tage). Zugleich liegen dann verlängerte Zyklen vor. Im Gegensatz dazu ist eine Polymenorrhö durch übermäßig häufige Blutungen (öfter als alle 24 Tage) mit verkürzten Zyklen gekennzeichnet. Treten zwischen zwei Menstruationen wiederholt Zwischenblutungen auf, handelt es sich um eine Metrorrhagie oder azyklische Blutungen. Bei der Amenorrhö bleibt die Monatsblutung ganz aus.
Typusanomalien
Bei den Typusanomalien ist die Quantität und Dauer der Menstruation gestört. Die Blutungen sind also zu stark oder zu schwach beziehungsweise zu lang oder zu kurz. Dementsprechend macht sich eine Hypermenorrhö mit einer zu starken Blutung bemerkbar, die mehr als fünf Vorlagen beziehungsweise Tampons am Tag erfordert. Die Dauer der Menstruation ist dennoch normal. Ist die Blutung verstärkt und verlängert (länger als sieben Tage), liegt eine Menorrhagie vor. Bei der Hypomenorrhö ist die Menstruationsblutung sehr schwach und die Blutungsdauer zugleich meist verkürzt.
(K)ein Grund zur Sorge
Die Ursachen für Zyklusstörungen sind vielfältig. Sowohl die ersten als auch die letzten Zyklen einer Frau können sehr unregelmäßig verlaufen.
- Bei jungen Mädchen sind in den ersten zwei Jahren mehr als die Hälfte aller Zyklen noch ohne Eisprung (Ovulation) und dadurch verkürzt. Bis sich der Zyklus eingespielt hat, kann es noch bis zu drei weitere Jahre dauern. Bis dahin gelten Zyklusunregelmäßigkeiten als physiologisch und meist als nicht therapiebedürftig.
- Ebenso sind verkürzte Zyklen zu Anfang der Wechseljahre typisch. Der Abschied von der Fruchtbarkeit ist durch verstärkte Zyklusschwankungen geprägt. Denn die Ovulation bleibt aufgrund der nachlassenden Funktionsfähigkeit der Eierstöcke (Ovarien) immer häufiger aus.
Daneben können Zyklusstörungen aber auch Symptom organischer Veränderungen beziehungsweise von Erkrankungen sein. Diese müssen ärztlich diagnostiziert und behandelt werden. Beispielsweise gehen mit einer erhöhten und verlängerten Blutungsintensität meist einher:
- gutartige Geschwulste in der Gebärmuttermuskulatur (Myome)
- Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter (Endometriose)
- Karzinome an Ovar oder Uterus
- Gerinnungsstörungen (z. B. Mangel an dem für die Blutgerinnung wichtigen Von-Willebrand-Faktor)
- die Einlage eines Intrauterinpessars (z. B. Kupferspirale)
Zu schwachen Blutungen liegen häufig Störungen des Körpergewichts zugrunde, beispielsweise durch starke Gewichtsabnahmen oder Magersucht (Anorexie).
Bei Frauen, die unter einem Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) leiden, sind Zyklusstörungen mit seltenen oder ausbleibenden Blutungen typisch. Letztendlich lässt sich nur durch eine gynäkologische Untersuchung die Ursache klären.

Starke Schmerzen
Ein Arztbesuch ist auch anzuraten, wenn die Menstruation sehr schmerzhaft verläuft. Bei zwei von drei Frauen sind die Kontraktionen des Uterus mit ausgeprägten Schmerzen verbunden. Diese können auf den Unterleib beschränkt bleiben, häufig strahlen sie aber bis in den Rücken aus, manchmal sogar bis in die Oberschenkel. Daneben sind Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, leichter Durchfall, Kreislaufbeschwerden oder Kopfschmerzen typisch.
Das gesamte Beschwerdebild wird als Dysmenorrhö (dys = gestört, menorrhoe = Regelblutung) bezeichnet. Die Symptome können sich bereits einige Stunden vor dem Einsetzen der Menstruation bemerkbar machen. Meist sind sie am Anfang der Blutung am stärksten und lassen nach zehn bis zwölf Stunden nach. Unter Stress oder durch einen unregelmäßigen Tagesablauf scheinen sich die Regelschmerzen noch zu verschlechtern.
Primäre Dysmenorrhö
Vor allem leiden junge Mädchen unter einer schmerzhaften Regelblutung. Jede zehnte Betroffene hat so starke Beschwerden, dass sie nicht am Schulunterricht teilnehmen oder ihrem Job nachgehen kann. Bestehen die Schmerzen seit der ersten Regelblutung, ohne dass organische Ursachen oder Erkrankungen dafür zu finden sind, sprechen Mediziner von einer primären Dysmenorrhö.
Im Laufe der Jahre werden die Beschwerden meistens schwächer, vor allem nach einer Geburt. Nur selten bleiben sie während der gesamten fertilen Phase bestehen. Typischerweise hat die Blutungsstärke keinen Einfluss auf die Intensität einer Dysmenorrhö. Selbst schwache Menstruationen können von starken Krämpfen und Schmerzen begleitet sein.
Man geht davon aus, dass die schmerzhafte Regelblutung auf einer gesteigerten Produktion von Prostaglandinen am Zyklusende beruht. Die Gründe, warum bei einigen Frauen vermehrt Prostaglandine gebildet werden, sind nicht bekannt. Sicher ist nur, dass vor allem Prostaglandin F2alpha (PGF2α) um ein Vielfaches erhöht ist. Es lässt den Uterus der Betroffenen stärker und häufiger kontrahieren als bei beschwerdefreien Frauen.
Zudem sind an dem Geschehen noch weitere muskelkontrahierende und gefäßverengende Botenstoffe wie Leukotriene und Vasopressin beteiligt.
Letztendlich wird das Gewebe der Gebärmutter schlechter durchblutet und mit weniger Sauerstoff versorgt. Pathophysiologisch handelt sich also um einen ischämischen Schmerz. Die typische Begleitsymptomatik entsteht, da die Botenstoffe über den Blutkreislauf durch den ganzen Körper zirkulieren. Darüber hinaus wird eine Senkung der Schmerzschwelle diskutiert, durch die der Uterus auf die freigesetzten Botenstoffe besonders empfindlich reagiert.
Sekundäre Dysmenorrhöe
Liegen den krampfartigen Schmerzen während der Menstruation organische Störungen zugrunde, werden diese definitionsgemäß als sekundäre Dysmenorrhö bezeichnet. Häufig stellen sich die Beschwerden dann erstmalig nach zahlreichen beschwerdearmen Zyklen bei Frauen zwischen dem 25. und 40. Lebensjahr ein. Ebenso weisen eine zunehmende Intensität der Schmerzen sowie stärkere und länger andauernde Menstruationen auf eine sekundäre Dysmenorrhö hin.
Diese ist typischerweise auf gutartige Gebärmuttergeschwulste (Myome), eine Endometriose, Ovarialzysten (auch PCOS) oder mechanische Verhütungsmittel (z. B. Intrauterinpessar) zurückzuführen. Aber auch angeborene Fehlbildungen beziehungsweise Lageanomalien der Gebärmutter können ursächlich verantwortlich sein, sodass auch schon jüngere Frauen betroffen sein können.
Wann zum Arzt?
Menstruationsbeschwerden erfordern prinzipiell immer dann eine ärztliche Kontrolle, wenn die Blutung
-
eine andere Farbe hat als sonst,
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plötzlich und ohne erkennbare Ursache ausbleibt,
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extrem stark ist,
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länger als sieben Tage dauert,
-
außerhalb des normalen Zyklus oder nach dem Geschlechtsverkehr auftritt,
-
von starken Schmerzen begleitet wird,
-
mit außergewöhnlich starken Schmerzen einhergeht, die sich nicht ausreichend mit NSAR behandeln lassen.
Zudem sollte sich eine Frau gynäkologisch untersuchen lassen, wenn sie außerhalb der monatlichen Menstruation unter starken Unterleibsschmerzen leidet.