Menstruationsbeschwerden und PMS
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Menstruationsbeschwerden: Ausnahmen von der Regel

Die Menstruation gibt im Leben einer Frau lange Zeit den Takt an. Nur bei den wenigsten läuft sie problemlos ab. Die Liste der Beschwerden ist lang – Zyklusstörungen, Dysmenorrhö, PMS sind nur einige. Was können Sie empfehlen?

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Eine Palette an Therapieoptionen

In der Selbstmedikation erfolgt die Behandlung der verschiedenen Menstruationsbeschwerden – Zyklusstörungen, Dysmenorrhöe, PMS – symptomorientiert. Der Therapieschwerpunkt liegt dabei auf den Beschwerden, die die Betroffenen am meisten beeinträchtigen. Da die Symptomatik individuell sehr verschiedenartig ist, gestaltet sich auch die Therapie unterschiedlich und mannigfaltig.

Allein bei PMS steht eine Vielzahl an Therapeutika aufgrund der enormen Diversität der Symptomatik zur Verfügung. Nicht alle Optionen sind im Rahmen der Selbstmedikation durchführbar, einige erfordern ein Rezept und damit den Gang zum Arzt. Nicht nur eine PMDS, auch Störungen im Blutungsmuster erfordern häufig verschreibungspflichtige Therapeutika.

Leichte bis mäßige Regelschmerzen im Rahmen einer primären Dysmenorrhö lassen sich hingegen in den meisten Fällen in Eigenregie effektiv bekämpfen. Bei starken Regelschmerzen als Folge von organischen Ursachen – also bei einer sekundären Dysmenorrhö – sind allerdings die Grenzen der Selbstmedikation erreicht. Hier muss der Gynäkologe eine ursächliche Behandlung einleiten, auch wenn eine begleitende Schmerztherapie oder der Einsatz hormonregulierender Phytotherapeutika bereits eine gewisse Linderung bringen können.

Gegen die Schmerzen

Ein zentraler Behandlungsbaustein zur Linderung der krampfartigen Schmerzen ist der Einsatz von Analgetika. Vor allem spielen in der Selbstmedikation nichtsteoridale Schmerzmittel (NSAR) wie Ibuprofen und Naproxen eine bedeutende Rolle, da sie kausal ins Schmerzgeschehen eingreifen. Durch Hemmung der Cyclooxigenase (COX) wird die Synthese der für die Schmerzen und Krämpfe verantwortlichen Prostaglandine verhindert. Besonders effektiv wirken beide Wirkstoffe bei rechtzeitiger Einnahme in einer ausreichend hohen Dosierung, wobei Anfangs- und Tagesdosis altersabhängig sind.

Lässt sich mit den NSAR keine ausreichende Beschwerdelinderung erzielen, kann Metamizol eine Alternative sein. Das Schmerzmittel verfügt ebenso wie diese über eine spasmolytische Komponente, ist aber verschreibungspflichtig.

Ibuprofen bei Regelschmerzen richtig dosieren – auch bei Kindern

Bei Ibuprofen beträgt für Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene die geeignete Initialdosis 400 Milligramm (mg). Danach können sie alle sechs Stunden wieder 200 bis 400 mg einnehmen, wobei die maximale Tageshöchstdosis von 1200 mg einzuhalten ist.

Jüngere Mädchen im Alter von zehn und elf Jahren dürfen lediglich eine Tablette à 200 mg erhalten und maximal 800 mg am Tag. 600 mg ist die Tageshöchstdosis für Kinder zwischen sechs und neun Jahren. Dies ist wichtig zu wissen. Obgleich das durchschnittliche Alter bei der Menarche in Deutschland bei 12,8 Jahren liegt, ist es dennoch möglich, dass schon Mädchen mit neun Jahren wegen Regelschmerzen in die Apotheke kommen und ein Schmerzmittel wünschen.

Naproxen bei Regelschmerzen richtig dosieren

Die Einnahme von Naproxen ist prinzipiell erst ab einem Alter von zwölf Jahren möglich, für Jüngere ist die Substanz nicht zugelassen. Als Initialdosis werden zwei Tabletten à 250 oder 200 mg empfohlen. Acht bis zwölf Stunden später kann mit 250 beziehungsweise 200 mg nachdosiert werden, wobei nicht mehr 750 mg am Tag in der Selbstmedikation eingenommen werden dürfen.

Für beide Substanzen, Ibuprofen und Naproxen, ist die Selbstmedikation auf vier Tage begrenzt. Bei länger bestehenden Regelschmerzen sollte ohnehin ein Arztbesuch erfolgen, um organische Ursachen auszuschließen. Wird mit der NSAR-Einnahme bereits ein bis zwei Tage vor Einsetzen der Regelblutung begonnen, lässt sich eine besonders gute Wirkung erzielen.

Naproxen hat gegenüber Ibuprofen den Vorteil einer vergleichsweise langen Wirkdauer von bis zu zwölf Stunden, weshalb sich der Wirkstoff besonders gut zum Kupieren der Schmerzen über Nacht eignet. Ibuprofen muss hingegen in der Regel alle vier bis sechs Stunden nachdosiert werden. Bezüglich der erreichten Analgesie gibt es nahezu keinen Unterschied zwischen Ibuprofen und Naproxen, wobei individuelle Präferenzen bestehen können. Meist wissen die Frauen aus Erfahrung, welches Schmerzmittel bei ihnen am besten wirkt.

Acetylsalicylsäure (ASS) ist bei Menstruationsbeschwerden aufgrund gerinnungshemmender und damit blutungsverlängernder Eigenschaften weniger empfehlenswert. Zudem ist es nicht für junge Mädchen ohne ärztliche Überwachung geeignet, da es in sehr seltenen Fällen das lebensgefährliche Reye-Syndrom auslösen kann.

Ebenso gilt Paracetamol bei Regelschmerzen als ein Schmerzmittel der zweiten Wahl. Da es nicht zu den NSAR zählt, lässt sich im Allgemeinen bei Dysmenorrhö eine deutlich schwächere Analgesie als bei den Prostaglandin-Inhibitoren erzielen. Vorteilhaft ist allerdings, dass Paracetamol im Gegensatz zu ASS nicht die menstruationsbedingte Blutung verstärkt.

Krämpfe im Fokus

Besser als Paracetamol alleine wirkt meist eine Kombination aus Paracetamol mit dem Spasmolytikum Butylscopolamin, das zusätzlich die glatte Muskulatur der Gebärmutter erschlaffen lässt. Das Kombinationspräparat kann ab einem Alter von zwölf Jahren als Filmtablette (dreimal zwei Tabletten, maximal über fünf Tage) oder als Zäpfchen (bis zu drei- bis viermal täglich ein Zäpfchen) zur Anwendung kommen. Der zeitliche Abstand soll mindestens sechs Stunden (Zäpfchen) beziehungsweise acht Stunden (Filmtabletten) betragen.

Butylscolopamin wird aus Scopolamin, einem natürlichen Inhaltsstoff aus der Duboisia-Pflanze, halbsynthetisch hergestellt. Das Derivat hemmt über eine Blockierung muscarinerger Rezeptoren die Wirkung von Acetylcholin an der glatten Muskulatur. Damit ist der Wirkstoff als Muscarinrezeptor-Antagonist in der Lage, spastische Kontraktionen der Uterusmuskulatur um 30 Prozent zu vermindern. Der Krampflöser steht auch als Monopräparat zur Verfügung, sodass es sich auch mit einem NSAR kombinieren lässt.

Magnesiumpräparate wirken ebenfalls relaxierend. Empfehlenswert sind Tagesdosierungen von 300 mg.

Alternativmedizin

Als Magnesium phosphoricum D6 hat Magnesium sich auch in der Schüßler-Therapie bewährt („Die heiße 7“). Es findet sich auch in homöopathischen Komplexmitteln, die Magnesium phosphoricum mit weiteren als krampflösend und schmerzstillend geltenden Substanzen wie Chamomilla, Aesculus, Colocynthis und Potentilla anserina kombinieren.

Bei krampfartigen Schmerzen profitieren die Frauen auch von Wärme. Bewährt haben sich warme Vollbäder ebenso wie das Auflegen einer Wärmflasche oder eines Kirschkernkissens. Zudem stehen speziell für diese Indikation entwickelte Wärmeauflagen mit Eisenpulver und Aktivkohle zur Verfügung. Diese werden auf die schmerzenden Bereiche beziehungsweise auf die dort bedeckende Kleidung, also etwa die Unterwäsche, aufgeklebt. Durch den Kontakt mit Sauerstoff entwickeln sie über mindestens acht beziehungsweise zwölf Stunden eine gleichmäßige Wärme. 

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