Menstruationsbeschwerden: Ausnahmen von der Regel
22 Minuten
- 1Über den Zyklus
- 2Zyklusstörungen
- 3PMS & PMDS
- 4Selbstmedikation
- 5Pflanzliche Alternativen
- 6Hormontherapie
- 7Weitere Optionen
- 8PCOS & Endometriose
- 9Lernerfolgskontrolle
01. Mai 2025
Pflanzliche Alternativen
Zu den Pflanzen, die schon seit langem bei Menstruationsschmerzen Verwendung finden, gehören beispielsweise
- Gänsefingerkraut (Potentilla anserina),
- Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) und
- Schafgarbe (Achillea millefolium).
Alle drei wirken aufgrund ihrer spasmolytischen Eigenschaften auf die glatte Muskulatur schmerzstillend. Die Volksmedizin verwendet die Pflanzen vor allem in Form eines Tees, sowohl einzeln als auch in Kombination.
Ist die Menstruation zudem sehr stark, kann der Teemischung noch Hirtentäschel (Capsella) aufgrund seiner regulierenden Wirkung auf die Blutungsstärke als zusätzlicher Kombinationspartner zugefügt werden.
Zunehmend kommt auch das Rhizom des Ingwers (Zingiber officinale ROSCOE) bei PMS-Beschwerden und Dysmenorrhö zum Einsatz. Die Schmerzlinderung wird auf die Gingerole zurückgeführt, die die Expression der COX-2 inhibieren und somit als COX-2-Hemmer fungieren.
Stehen im Rahmen eines PMS Wassereinlagerungen und mastopathische Beschwerden im Vordergrund, sind entwässernde Drogen wie
- Brennnessel (Urtica),
- Schachtelhalm (Equisetum arvense),
- Birke (Betula pendula) oder
- Hauhechel (Ononis spinosa) empfehlenswert.
Sie finden sich in diversen Teemischungen oder pflanzlichen Fertigpräparaten, die eigentlich für die Durchspülungstherapie von Harnwegsentzündungen gedacht sind.
Schafgarbe und Hirtentäschel stehen zudem als Monopräparate zum Einnehmen zur Verfügung.
- Ein Präparat, das einen Trockenextrakt mit 250 mg Schafgarbenkraut enthält, richtet sich an Jugendliche ab zwölf Jahren zur symptomatischen Behandlung von leichten Krämpfen während der Menstruation. Das Besondere an dem Phytotherapeutikum ist, dass es sich im Gegensatz zu vielen anderen pflanzlichen Therapien für die akute Behandlung von Regelkrämpfen eignet. Ab dem ersten Tag der Regelblutung kann eine Tablette zwei- bis dreimal täglich über maximal sieben Tage eingenommen werden.
- Gegen starke Regelblutungen bei Frauen ab 18 Jahren richtet sich ein Präparat mit 400 mg Hirtentäschelkraut-Trockenextrakt. Empfohlen wird, die Therapie drei bis fünf Tage vor der Menstruation zu beginnen und während der Menstruation dreimal täglich fortzuführen.
Klassiker Mönchspfeffer
Bei PMS und unregelmäßigen Regelblutungen ist Mönchspfeffer (Synonym Keuschlamm, Vitex agnus castus) Mittel der Wahl. Seine Früchte werden seit Generationen zur Wiederherstellung eines normalen Zyklus und zur Linderung verschiedener Beschwerden bei PMS erfolgreich eingesetzt. Das bestätigt auch die Kommission E, die den Lippenblütler positiv für diese Anwendungsgebiete monografiert hat. Die Monografie der ESCOP konkretisiert die Indikationen, indem sie Menstruationsstörungen wie zu häufige (Polymenorrhoe), zu wenige (Oligomenorrhoe) oder fehlende Regelblutungen (Amenorrhoe) explizit aufführt.
Mönchspfeffer fungiert als Dopamin-Agonist. In zahlreichen Studien konnte eine dopaminerge und prolaktinsenkende Wirkung nachgewiesen werden. Durch Bindung an Dopaminrezeptoren des Subtyps D2 in der Hypophyse wird weniger Prolaktin ausgeschüttet, woraus eine Senkung pathologisch erhöhter Prolaktinspiegel resultiert.
Unphysiologisch erhöhte Prolaktinspiegel können mit einem Spannungsgefühl und Schmerzen in der Brust einhergehen und damit an der Entstehung prämenstrueller Beschwerden beteiligt sein. Zudem hat Prolaktin eine hemmende Wirkung auf die Eierstöcke. Dadurch wird das hormonelle Gleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron gestört, was Unregelmäßigkeiten im hormonellen Zyklusgeschehen bedingen kann.
Die Verwendung der Droge als Tee ist nicht gebräuchlich. Bei der Zubereitung eines Teeaufgusses würden zu geringe Mengen und vor allem nicht alle wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe ausgezogen (Lipidfraktionen fehlen). Mönchspfefferfrüchte sollten daher nur in Form von ethanolisch ausgezogenen Trockenextrakten, die zu Fertigarzneimitteln verarbeitet sind, zur Anwendung kommen.
Für eine erfolgreiche Wirksamkeit ist eine regelmäßige tägliche Einnahme (auch während der Regelblutung) über mindestens drei Monate notwendig. Als wirksam gelten standardisierte Präparate mit einer Tagesdosis von 30 bis 40 mg Droge. Ihre Wirkung setzt nicht sofort, sondern erst nach mehreren Wochen ein.
Geeignet sind Mönchspfefferpräparate ab einem Alter von 18 Jahren. Auch wenn Regelschmerzen nicht in den verschiedenen Monografien aufgeführt sind, hat sich Mönchspfeffer in der Praxis auch bei Dysmenorrhö für viele Frauen als wirksam erwiesen.
Tausendsassa Traubensilberkerze
Eine weitere pflanzliche Alternative ist die Traubensilberkerze (Actaea racemosa, Synonym Cimicifuga racemosa L.). Wässrig-alkoholische Extrakte aus dem Wurzelstock senken ebenfalls die Prolaktinsekretion und sind daher von der Kommission E positiv bei prämenstruellen und dysmenorrhoischen Beschwerden monografiert. Am besten untersucht sind Phytotherapeutika mit dem isopropanolischen Cimicifuga racemosa (iCR)-Spezialextrakt, die eigentlich für die Behandlung von Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen zugelassen sind.
Die Wirksamkeit scheint auf vielfältigen Angriffspunkten zu basieren, die sich synergistisch ergänzen. Ein Mechanismus betrifft die Modulation an zentralnervösen Rezeptoren in den Regulationszentren für Stimmungslage und Körpertemperatur, was sich auch positiv bei psychischen Symptomen des PMS auszuwirken scheint. Daher können Präparate mit dem Wurzelstock der Traubensilberkerze auch bei prämenstrueller Symptomatik eine gute Therapieoption sein.
Die wirksame Tagesdosis beträgt 40 mg Droge, was bei Trockenextrakten je nach Herstellung des Präparates zwischen 4,2 und 7,5 mg und damit in der Regel ein bis zwei Tabletten entspricht (genaue Informationen nehmen Sie dem Beipackzettel des jeweiligen Präparats). In Kombinationspräparaten (z. B. mit Johanniskraut) können auch geringere Dosen wirksam sein, da von einer synergistischen Wirkung ausgegangen wird.
Da trotz der guten Datenlage ein Einfluss auf Tumoren der Brust nicht vollständig ausgeschlossen werden kann, wird im Allgemeinen Frauen, die wegen Brustkrebs oder anderer hormonabhängiger Tumoren behandelt werden oder wurden, empfohlen, keine Cimicifuga-haltigen Präparate ohne ärztlichen Rat einzunehmen.
Johanniskraut & Co.
Bei leichten depressiven Verstimmungen und Unruhezuständen im Rahmen eines PMS können auch Monopräparate mit stimmungsaufhellendem Johanniskraut (Hypericum perforatum) eine Therapieoption sein. Damit die Phytotherapeutika eine Wirkung zeigen, müssen sie regelmäßig über einen längeren Zeitraum eingenommen werden (circa mindestens vier bis sechs Wochen).
Zu beachten sind die zahlreichen Wechselwirkungen, die Johanniskraut mit anderen Medikamenten eingehen kann. Zudem sollte die Verwenderin auf potenzielle fototoxische Nebenwirkungen aufmerksam gemacht werden.
Ebenso wirken sich Präparate mit Melisse (Melissa officinalis), Baldrian (Valeriana officinalis), Hopfen (Humulus lupulus) und Passionsblume (Passiflora incarnata) positiv bei PMS aus, da sie die Reizbarkeit dämpfen und das Ein- und Durchschlafen fördern.
Und wenn pflanzliche Stimmungsaufheller nicht ausreichen?
Stärkere psychische Probleme erfordern häufig verschreibungspflichtige Antidepressiva, vor allem selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Sie erhöhen die Konzentration des Botenstoffes Serotonin im Gehirn, die bei Frauen mit PMS oft erniedrigt ist.
Aus demselben Grund kann Vitamin B6 (Pyridoxin) in Dosierungen zwischen 50 und 100 mg psychische PMS-Beschwerden verringern. Erklärt werden die positiven Effekte mit der Funktion des Pyridoxins als Cofaktor bei der Serotoninsynthese.
Indikation | Passendes Phytotherapeutikum |
---|---|
Menstruationsschmerzen | Gänsefingerkraut, Frauenmantel, Schafgarbe |
Wassereinlagerungen, geschwollene oder spannende Brüste | Brennnessel, Schachtelhalm, Birke, Hauhechel |
Unregelmäßige Blutungen, PMS | Mönchspfeffer |
Regelschmerzen, PMS | Traubensilberkerze |
Leichte depressive Verstimmung, Unruhe | Johanniskraut |
Reizbarkeit, Schlafprobleme | Melisse, Baldrian, Hopfen, Passionsblume |