Menstruationsbeschwerden und PMS
PTA-Fortbildung

Menstruationsbeschwerden: Ausnahmen von der Regel

Die Menstruation gibt im Leben einer Frau lange Zeit den Takt an. Nur bei den wenigsten läuft sie problemlos ab. Die Liste der Beschwerden ist lang – Zyklusstörungen, Dysmenorrhö, PMS sind nur einige. Was können Sie empfehlen?

22 Minuten

PCOS – Komplexe Hormonstörung

Etwa zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden unter einem Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS). Oft bleibt es längere Zeit unerkannt und wird erst entdeckt, wenn Frauen trotz Kinderwunsch längere Zeit nicht schwanger werden.

Häufig macht sich die verminderte Fertilität zuvor schon mit

  • Zyklusstörungen wie
    • selten auftretende (Oligomenorrhö) oder
    • ausbleibende Menstruationen (Amenorrhö) bemerkbar.
  • Zudem leidet die Frau unter Androgenisierungserscheinungen wie
    • starker Akne und
    • einem männlichen Behaarungsmuster (vermehrte Gesichts- und Körperbehaarung (Hirsutismus), Haarausfall am Kopf (Alopezie)).
  • Im Ultraschall sieht der Gynäkologe polyzystische Ovarien.

Ursache für das PCOS sind aus dem Gleichgewicht geratene Hormone. Zum einen schüttet die Hypophyse zu viel LH aus, wodurch die Androgenproduktion im Ovar gesteigert wird. Zum anderen produziert die Hypophyse zu wenig FSH, was zur Ausbildung unreifer Follikel führt, die am Ovar stagnieren und nicht springen. Sie erscheinen im Ultraschall als Zysten, die sich wie eine Perlenkette aufreihen.

Darüber hinaus ist eine Insulin-Resistenz typisch, die zur Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 mit (und ohne) Übergewicht, kardiovaskulären Erkrankungen und Fettstoffwechselstörungen (metabolisches Syndrom) führen kann. Das Zuviel an Insulin lässt zudem den Testosteronspiegel ansteigen, was den Androgeneffekt noch zusätzlich verstärkt.

Die Therapie des PCOS erfolgt entsprechend der Symptomatik. Bei unerfülltem Kinderwunsch bekommt die Frau meist Clomifen, einen Östrogenrezeptor-Modulator, verordnet. Liegt aktuell kein Kinderwunsch vor, werden die Zyklusstörungen und Androgenisierungserscheinungen in der Regel mit kombinierten oralen Kontrazeptiva behandelt. Leidet die Frau trotz der Hormontherapie weiterhin unter Hirsutismus, ist die zusätzliche Gabe von spezifischen Antiandrogenen wie Cyproteron möglich. Off-label wird zudem meist noch Metformin verordnet. Das orale Antidiabetikum wirkt als Insulin-Sensitizer, der sich positiv auf die Insulin-Resistenz (Blutzuckersenkung), das Lipidprofil (Triglyceridsenkung) und das Körpergewicht der Betroffenen auswirkt.

Haut am falschen Ort

Bei einer Endometriose wächst Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutterhöhle. Die verirrten Gewebezellen können sich prinzipiell im gesamten Bauchraum ansiedeln, beispielsweise an den Eierstöcken, im Eileiter, in der Harnblase oder im Darm. Am häufigsten sind sie an den Eierstöcken anzutreffen, was als ovariale Endometriose bezeichnet wird.

Die Endometriumherde bauen sich wie das normale Endometrium zyklusabhängig auf und wieder ab. Allerdings können sie nicht wie sonst nach außen abgestoßen, also mit der Menstruation abgeblutet werden. Vielmehr breiten sie sich aus und können sich entzünden, was mit Verklebungen und Verwachsungen einhergehen kann.

Abhängig von ihrer Lokalisation kommt es an unterschiedlichen Stellen zu schmerzhaften Beschwerden, die allerdings nicht mit dem Ausmaß der Schleimhautwucherungen korrelieren müssen. Während die Schmerzen anfänglich zunächst nur zyklusabhängig auftreten, machen sie sich mit zunehmendem Krankheitsverlauf auch außerhalb der Regelblutung bemerkbar und können chronisch werden.

Bei Verklebungen von Darm und Uterus können beispielsweise Verdauungsbewegungen zu ständigen Unterleibsschmerzen oder chronischen Rückenproblemen führen. An eine Endometriose ist auch zu denken, wenn immer wieder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten. Verkleben Endometriumherde die Eileiter, kann dies mit Unfruchtbarkeit einhergehen.

Eine operative Entfernung von Endometrioseherden per Bauchspiegelung erfolgt heute nur noch sehr restriktiv.

Schätzungsweise liegt bei etwa 30 bis 50 Prozent aller Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch eine Endometriose vor. Insgesamt leiden etwa 15 Prozent aller gebärfähigen Frauen an einer Endometriose. Allerdings geht man von einer hohen Dunkelziffer aus, da die Erkrankung häufig unerkannt bleibt. Teilweise sind schon sehr junge Frauen betroffen, da sich die Gebärmutterschleimhaut bereits ab der Menarche außerhalb der Gebärmutterhöhle ansiedeln kann.

 

Über die Ursachen wird immer noch spekuliert.

  • Eine Überlegung zur Pathogenese geht von einer rückwärtsgerichteten Regelblutung (retrograde Menstruation) aus, bei der Gebärmutterschleimhaut mit dem Menstruationsblut über die Eileiter in die Bauchhöhle gelangt.
  • Eine andere – heute präferierte – Vermutung ist, dass bei Frauen, die unter besonders starken Gebärmutterkontraktionen während der Regelblutung leiden, Mikrorisse in der Schicht zwischen Muskulatur und Gebärmutterschleimhaut entstehen. Aus diesen Mikrotraumata lösen sich Gebärmutterschleimhautzellen, die verschleppt werden und sich an anderen Stellen ansiedeln.
  • Als erwiesen gilt eine genetische Beteiligung, da häufig eine positive Familienanamnese vorliegt.

Endometriose-App als DiGA

Frauen, die an einer Endometriose leiden, können sich eine Endo-App als digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) verschreiben lassen. Das virtuelle Angebot bietet eine evidenzbasierte Alltagsunterstützung, die ein Tagebuch, geführte Übungen gegen Schmerzen, Tipps zum Entspannen oder zur richtigen Ernährung enthält.


Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten. 

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