Diabetes-Praxiswissen: Typ-2-Therapie neu gedacht
17 Minuten
- 1Blutzucker-Stoffwechsel
- 2Erkrankungs-Typen
- 3Diabetes-Diagnose
- 4Typ-2-Therapie: Teil I
- 5Typ-2-Therapie: Teil II
- 6Insuline
- 7Lernerfolgskontrolle
01. März 2025
Basistherapie beim Typ-2-Diabetes
Die erste Maßnahme bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes besteht darin, den Lebensstil auf den Prüfstand zu stellen. Ausgewogene Ernährung, Gewichtsabnahme, Verzicht auf Nikotin und Alkohol sowie eine Steigerung der körperlichen Aktivität sind essenzielle Bestandteile der Basisbehandlung des Diabetes Typ 2. Denn in den meisten Fällen hat ein ungünstiger Lebensstil zur Glucosetoleranz geführt.
Bei der Umsetzung dieser Veränderungen können den Patienten Schulungen und die professionelle Unterstützung durch Diabetesassistenten helfen, die diabetische Schwerpunktpraxen oder Reha-Einrichtungen anbieten.
Ernährung und Bewegung
Sie sollten auf die nicht-medikamentösen Maßnahmen zur Verbesserung des Diabetes in der Beratung hinweisen. Da Übergewicht und Bewegungsmangel für viele Betroffene eine Hauptursache der Insulinresistenz sind, sollte dieses Thema angesprochen werden. Dabei geht es darum, den Patienten zu motivieren, mit kleinen Schritten seinen Lebensstil zu ändern – mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren, zum Beispiel die Treppe zu nehmen anstelle des Aufzugs oder bei kleinen Wegen auf das Auto zu verzichten und zu laufen. Viele Menschen wissen nicht genug über eine gesunde Ernährung.
Kurzfristige massive Diäten sind nicht nachhaltig. Häufig führt der Jo-Jo-Effekt wieder zur Gewichtszunahme. Typ-2-Diabetikern ist eine ausgewogene, mediterrane oder pflanzenbasierte Ernährung zu empfehlen. Regelmäßige leichte Mahlzeiten und der Verzicht auf hochkalorische und kohlenhydratreiche Fertigprodukte sind vorteilhaft. In der Apotheke können Sie Kunden auf externe Schulungsprogramme hinweisen.
Wenn Lebensstiländerungen nicht umsetzbar sind oder nicht greifen, wird die medikamentöse Therapie des Typ-2-Diabetes mit oralen Antidiabetika eingeleitet.
Am häufigsten verordnet - Metformin
Das Biguanid Metformin senkt den Blutzucker, indem es die Glucoseaufnahme im Darm verlangsamt und die Freisetzung von Glucose aus der Leber hemmt. Die Insulinwirkung wird verbessert, was zu einer Steigerung der Glucoseaufnahme und des Glucoseverbrauchs durch Muskel- und Fettzellen führt. Metformin ist das Mittel der ersten Wahl für Menschen mit Typ 2 Diabetes ohne hohes kardiovaskuläres Risiko. Gibt es keine Kontraindikation, wird die Pharmakotherapie zunächst mit Metformin einschleichend begonnen.
In der Beratung sollten Sie auf mögliche gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hinweisen. Diese treten insbesondere zu Beginn häufig auf. Die schwerwiegende Nebenwirkung Lactatazidose ist sehr selten und betrifft eher Patienten mit einer eingeschränkten Nierenfunktion. Zur Vermeidung der gastrointestinalen Probleme ist es sinnvoll, die Dosis langsam zu steigern und die Tablette nach einer Mahlzeit unzerkaut mit Flüssigkeit einzunehmen.
Fragen Sie Ihre Kunden bei Wiederholungsverordnungen nach der Verträglichkeit. Blähungen und Diarrhö können Grund dafür sein, dass Metformin nicht regelmäßig eingenommen wird oder es sogar zu einem völligen Therapieabbruch kommt.
SGLT-2-Hemmer und GLP-1-Agonisten
Patienten mit renalen oder kardiovaskulären Risiken können von einer Kombination aus Metformin und einem SGLT-2-Hemmer oder einem GLP-1-Agonisten profitieren. Aus diesem Grund soll der Arzt bei der Therapieplanung die individuellen Risiken feststellen und berücksichtigen.
SGLT-2-Hemmer: Gliflozine
Die Gliflozine Empagliflozin oder Dapagliflozin sind SGLT-2-Inhibitoren. Sie blocken die Glucose-Rückresorption im proximalen Tubulus der Niere, indem sie den Natrium-Glucose-Cotransporter 2 hemmen. Über den Urin wird so überschüssige Glucose ausgeschieden und die Plasmaglucose-Werte sinken. Die vermehrte Ausscheidung von Flüssigkeit sorgt außerdem für eine Reduktion der Blutdruckwerte, wovon Diabetiker mit Hypertonie zusätzlich profitieren.
Günstig ist, dass Hypoglykämien unter der Monotherapie nicht zu befürchten sind. Allerdings sollten insbesondere alte Menschen bei gleichzeitiger Anwendung von Diuretika auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Eine mögliche seltene Nebenwirkung sind Harnwegs- und Genitalinfektionen. Deshalb sollte der Kunde auf eine gute Hygiene nach dem Wasserlassen achten, um Bakterien und Pilzen im Genitalbereich keine zuckerhaltige Grundlage zu bieten.
Positiver Begleiteffekt der Therapie von übergewichtigen Diabetikern ist ein nachgewiesener Schutz des Herzens und eine durchschnittliche Gewichtsabnahme von zwei bis drei Kilogramm durch den Verlust der Glucose. Bei gebrechlichen älteren Patienten kann die Gewichtsabnahme unerwünscht sein und sollte beobachtet werden.
Selten tritt unter der Behandlung mit SGLT-2-Inhibitoren eine atypische diabetische Ketoazidose auf. Atypisch wird sie genannt, weil keine Ketonkörper im Urin nachweisbar sein müssen und die Blutzuckerwerte durch die renale Ausscheidung von Glucose nicht deutlich erhöht sind. Diese Komplikation kann in Risikosituationen, zum Beispiel bei akuten Erkrankungen (Infektionen, Herzinfarkt oder Schlaganfall), unter Operationen oder exzessivem Alkoholkonsum auftreten. Aus diesem Grund gilt, SGLT-2-Hemmer an den sogenannten „sick days“ zu pausieren.