E-Learning: Depression
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Depression: Hintergründe, Therapien und Forschung

Jede*r achte Erwachsene macht in seinem Leben mindestens eine depressive Episode durch. Lernen Sie, welche Symptome typisch sind und mit welchen Tests man herausfindet, ob eine Depression vorliegt. Welche Ursachen stecken dahinter und – das Wichtigste – was können Betroffene und Angehörige tun?

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Wie kommt es zu einer Depression?

So ganz genau wissen wir nicht, was die Ursachen für eine Depression sind und wieso manche Menschen erkranken, während andere in ähnlichen Situationen keine Depression entwickeln. Die Gene, die Neurotransmitter im Gehirn oder auch auslösende Situationen können mit Depressionen zusammenhängen.

Was wissen wir (noch nicht) über die Ursachen?

Zum Teil sind Depressionen erblich. Sind Verwandte ersten Grades betroffen, steigt das Risiko, selbst zu erkranken – bei eineiigen Zwillingen umso mehr. Es gibt also eine genetische Prädisposition.

Auch bestimmte Situationen können hinter einer Depression stecken. Dazu gehören Trennungen, Beziehungskrisen und der Tod einer nahestehenden Person. Auch Mobbing, Gewalt-, Misshandlungs- und Missbrauchserfahrungen sind potenzielle Auslöser. Wenn ein neuer Lebensabschnitt beginnt, ist das oft der Moment, in dem sich eine Depression bemerkbar macht. Wenn man einen neuen Job antritt, ein Kind bekommt, heiratet, umzieht oder in die Rente eintritt beispielsweise. Auch Stress kann in eine Depression münden, abhängig davon, wie resilient jemand ist.

Depressionen können auch die Folge von Erkrankungen oder die Nebenwirkung von Arzneimitteln sein.

Erkrankungen, zum Beispiel Arzneimittel, zum Beispiel
Morbus Parkinson Betablocker
Diabetes Opiate
Multiple Sklerose Neuroleptika
Adipositas  
Tumoren  
Operationen  
kardiovaskuläre Ereignisse (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall)  

Serotonin: Der Mythos über das chemische Ungleichgewicht

Die Serotonin-Hypothese besagt, dass das Gehirn Depressiver im sogenannten chemischen Ungleichgewicht ist. Es mangele am Glücksgefühle-vermittelnden Neurotransmitter Serotonin. Wie kam man auf den Gedanken?

  1. In den 50er-Jahren bemerkte man, dass das Tuberkulose-Mittel Iproniazid als angenehme Nebenwirkung den Behandelten bessere Laune bescherte. Iproniazid ist ein Monoaminooxidase-(MAO-)Hemmer, blockiert also den Abbau von Noradrenalin, Serotonin und Dopamin und erhöht so deren Konzentration.
  2. Zeitgleich zeigte sich, dass auch Imipramin antidepressiv wirkt. Es hemmt die Wiederaufnahme der Neurotransmitter in die Präsynapse und erhöht so ebenfalls deren Konzentration.
  3. Außerdem hatten zwei sowjetische Wissenschaftler entdeckt, dass in der Hirnflüssigkeit einiger depressiver Menschen weniger 5-Hydroxyindolylessigsäure (ein Abbauprodukt des Serotonins) vorkam als bei Gesunden.
  4. Dass ein Serotoninmangel ursächlich für Depressionen sei, würde alle drei Phänomene erklären. So stellten die beiden Wissenschaftler 1969 die Serotonin-Hypothese auf.

Die Serotonin-Hypothese wird mittlerweile angezweifelt. Würden Depressionen durch einen Serotonin-Mangel entstehen, müssten alle Betroffenen auf Antidepressiva ansprechen, die die Serotonin-Konzentration im synaptischen Spalt erhöhen, und das quasi unmittelbar nach der Einnahme. Das ist aber nicht der Fall. Außerdem löst ein künstlich erzeugter Serotonin-Mangel keine Depression aus (außer bei familiär Vorbelasteten). Es muss also noch weitere, unbekannte Mechanismen geben, die Menschen depressiv werden lassen.

Balance der Botenstoffe?

Wir wissen zwar, dass sich bei einer Depression die Abläufe im zentralen Nervensystem verändern. Und dass das auf Störungen in den Botenstoffsystemen zurückgeht. Was genau im Gehirn geschieht, ist aber unklar. Vermutlich spielen

  • Serotonin, Noradrenalin, Dopamin
  • sowie die GABA-(Gamma-Aminobuttersäure)- und cholinergen Systeme eine Rolle.
  • Außerdem Lipide und Proteine, die die Entstehung und Vernetzung von Neuronen im Gehirn hemmen.
  • Insgesamt sind die Synapsen bei einer Depression weniger reizbar und ihre Anzahl sinkt.

Aber auch Entzündungen, hormonelle Veränderungen und Schwankungen sowie eine übererregte Stress-Achse (Hypothalamus-Hypophyse-Nebennierenrinden-Achse) scheinen mit Depressionen zusammenzuhängen.

Bei einer Serotonin-Mangel-Depression sollen depressive Stimmung, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit im Vordergrund stehen, bei einer Noradrenalin-Mangel-Depression hingegen Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwäche und Ängste.

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