Depression: Hintergründe, Therapien und Forschung
11 Minuten 100 Punkte
- 1Lernziele
- 2Was sind Depressionen?
- 3Ursachen
- 4Der Weg zu Diagnose und Therapie
- 5Depressionen behandeln
- 6Antidepressiva: Überblick
- 7Antidepressiva (richtig) einnehmen
- 8Die Rolle der Apotheke
- 9Forschung
- 10Abschlussfragen
01. August 2025
Erste Schritte zu Diagnose und Therapie
Depressionen sind noch immer mit einem Stigma oder Vorurteilen verknüpft. Vielen Betroffenen fällt es daher schwer, sich einzugestehen, dass sie erkrankt sind. Oder sie nehmen vor allem die körperlichen Symptome wie Müdigkeit oder psychosomatische Beschwerden wahr und vermuten dann andere Ursachen.
Zwei-Fragen-Test
Die Patientenleitlinie Unipolare Depression enthält einen Selbsttest, der erste Hinweise auf eine Depression liefert. Die Fragen lauten:
- Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos?
- Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?
Wer beide Fragen mit Ja beantwortet, sollte sich Hilfe erbeten – hausärztlich, psychiatrisch oder psychotherapeutisch.
Doch selbst wenn sie eine Depression bei sich vermuten, scheuen einige Betroffene die Diagnose, weil sie Angst vor Klinikaufenthalten oder Psychopharmaka haben oder nicht glauben, dass eine Psychotherapie ihnen helfen kann. Nicht jedem ist klar, dass Patient*innen ein Mitspracherecht bei der Behandlung haben.
- Der erste Schritt zu einer Diagnose und damit Therapie ist deshalb, dass die Betroffenen dies überhaupt anstreben.
- Der zweite Schritt ist, Ängste und Antriebslosigkeit zu überwinden und Hilfe zu suchen. Insbesondere, einen Therapieplatz zu finden, kann unverhältnismäßig schwer sein – jemand schafft es womöglich kaum aus dem Bett und soll nun zehn Praxen oder mehr abtelefonieren und dabei Absage nach Absage einstecken, um einen Termin in mehreren Monaten zu erhalten.
Depression diagnostizieren
Die Leitsymptome einer depressiven Episode bilden drei Cluster:
Affektives Cluster | Kognitives Cluster | Neurovegetatives Cluster |
---|---|---|
gedrückte Stimmung | Konzentrationsstörungen | Schlafstörungen |
Interessenverlust | reduziertes Selbstwertgefühl | Veränderung des Appetits |
Freudlosigkeit | Schuldgefühle | Antriebsmangel |
Hoffnungslosigkeit | Unruhe | |
Suizidgedanken | schnelle Ermüdbarkeit |
Für die Diagnose einer depressiven Episode sind nach der kürzlich aktualisierten Nationalen Versorgungsleitlinie fünf dieser Leitsymptome notwendig, wobei mindestens eines aus dem affektiven Cluster vorliegen muss. Die Leitlinie sieht außerdem vor, dass die Behandelnden die Betroffenen aufklären und informieren. Anschließend legen sie gemeinsam Therapieziele und Behandlungsoptionen fest.