Personen in voller Schutzausrüstung schieben einen Menschen auf einer Krankenbahre über eine Freifläche, zahlreiche Schläuche und eine Sauerstoffflasche sind am Kranken und an der Bahre befestigt.© Fei Maohua, dpa / ZDF
Eines von Millionen Opfern von SARS-CoV-2.

TV-Tipp

WAR DIE PANDEMIE VERMEIDBAR?

Am 31. Dezember 2019 wurde eine unbekannte Lungenkrankheit in Wuhan gemeldet – wie wir heute wissen, der erste offizielle Fall von COVID-19. Ein aufwändig recherchierter Dokumentarfilm beleuchtet Schlüsselmomente der zehn Wochen danach, denn sie waren entscheidend für eine weltweite Ausbreitung.

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Die Coronapandemie hat Millionen von Menschenleben gefordert und die Welt zeitweise zum Stillstand gebracht. Doch man stellt sich die Frage: War es tatsächlich unvermeidbar, dass die Pandemie ein solches Ausmaß annahm? Professor Dr. Jeremy Farrar, einer der führenden Infektiologen und Direktor des Wellcome Trusts, meint: „Wir hätten die Pandemie aufhalten können“

Denn der entscheidende Zeitraum für den globalen Verlauf lag zwischen Dezember 2019 und März 2020. Der Film von Michael Wech zeigt, wie die chinesischen Behörden nach der Entdeckung des Virus versuchten, keine Informationen nach außen dringen zu lassen und die Veröffentlichung der Genomsequenz zu verhindern. Damit verzögerten sie eine schnelle Eindämmungsstrategie und die Test- und Impfstoffentwicklung.

Die Weltgesundheitsorganisation zaudert

Auch die WHO hielt sich zurück: Noch Ende Januar 2020 spielte die Weltgesundheitsorganisation die Möglichkeit einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Virus herunter – obwohl da schon längst Beweise vorlagen. Zur gleichen Zeit kamen in Davos führende Politiker und Entscheider beim Weltwirtschaftsforum zusammen, ohne der aufkommenden Pandemie die Beachtung zu schenken, die in Anbetracht der wirtschaftlichen Risiken angemessen gewesen wäre. Und während deutsche Wissenschaftler schon früh auf symptomfreie Infizierte hinwiesen und warnten, wurde dies noch lange von der WHO und von Gesundheitspolitikern geleugnet oder ignoriert.

„Im Januar 2020 schrillte jedes Alarmsignal, und am 20. Januar wusste man genug, um zu sagen: Da ist sie, die Pandemie, die wir vorausgesagt haben. Dies ist unser 1918.“
Professor Dr. Jeremy Farrar, Direktor des Wellcome Trust

Dabei lagen die Blaupausen für den Umgang mit einer Pandemie schon seit Jahren in den Schubladen. Wichtige Grundlagenforschungen wurden bereits 2005 angestoßen. Wissenschaftler schlugen auch in den ersten Wochen des SARS-CoV-2-Ausbruchs Anfang 2020 Alarm – und hier hätte man mit gezielten und schnellen Reaktionen den Lauf der Geschichte noch ändern können. Denn mit dem Ausbruch in Wuhan begann ein Wettlauf gegen die Zeit.

Erinnerungen an die Schweinegrippe 2009

Warum trotzdem nur verhaltene Reaktionen erfolgten, zeigt der Film: Vor allem die Erfahrung mit der Schweinegrippe 2009/2010 bremste vielerorts die Entschiedenheit. Im Nachhinein galten nämlich die einschneidenden Beschlüsse als übereilt. Bei der Schweinegrippe etwa waren Millionen Impfdosen bereits beschafft, als die Epidemie abflaute und sich kaum noch jemand impfen lassen wollte. Rasch wurde Kritik laut an der angeblichen Geldverschwendung.

Auch westliche Überheblichkeit ermöglicht Corona-Ausbreitung

Hinzu kam eine ausgeprägte Selbstgewissheit der westlichen Gesellschaften. Als einige asiatische Staaten früh teils drastische Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verhängten, sahen viele Beobachter das im Westen nicht als Warnsignal, sondern fühlten sich zunächst in ihrem Vorurteil bestätigt, fernöstliche Gesellschaften hätten einen Hang zum Autoritären. So konnte das Virus seinen Lauf um den Globus nehmen. Und COVID-19 wurde zur schlimmsten Pandemie seit der Spanischen Grippe vor hundert Jahren.

Der Dokumentarfilm „Die Pandemie - Momente der Entscheidung“  läuft am 17. Mai 2022 um 20:15 Uhr im ZDF und ist ab dem 16. Mai in der ZDF Mediathek abrufbar.

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