Suchtmittelkonsum
ALKOHOL LÄSST HIRN ALTERN
Seite 1/1 2 Minuten
Alkohol ist ein Zellgift, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Trotzdem hält es sich wie bei allen Genussmitteln: Die Dosis macht das Gift. Internationale Standards stufen einen risikoarmen Alkoholkonsum folgendermaßen ein: 300 Milliliter Bier oder 100 Milliliter Wein für Frauen, die doppelte Menge für Männer, pro Tag. Eine neue Studie hinterfragt diese Empfehlung nun.
Ein Team um Remi Daviet von der University of Wisconsin-Madison hat Daten über das Gesundheitsverhalten und den Lebensstil sowie die Hirnscans von mehr als 36 000 Erwachsenen ausgewertet. Filtert man weitere Faktoren wie Alter, Größe, Händigkeit, Geschlecht, Raucherstatus, den sozioökonomischen Status, genetische Abstammung, sowie den Wohnort heraus, ergibt sich eine eindeutige Korrelation: Wer mehr trinkt, hat weniger Hirnmasse. Und: „Diese Ergebnisse stehen im Gegensatz zu den wissenschaftlichen und staatlichen Richtlinien über sichere Trinkmengen“, sagt Teammitglied Henry Kranzler. „Die offiziell empfohlenen Grenzwerte liegen oberhalb der Mengen, die in der Studie mit einem verringerten Gehirnvolumen in Verbindung gebracht wurden.“
Hirnveränderungen nicht linear
Die beobachtete Volumenabnahme betraf fast alle Hirnregionen, auch eine veränderte Struktur in der weißen Hirnmasse konnten die Forschenden erkennen. Je höher der täglich angegebene Alkoholkonsum, umso größer zeigten sich die Unterscheide in der Hirnstruktur. „Es ist nicht linear“, sagt Daviet. „Es wird schlimmer, je mehr man trinkt.“ Zur Veranschaulichung: Wer täglich zwei Standardgläser trinkt, dessen Gehirn ist im Schnitt zwei Jahre älter als das Gehirn eines Gleichaltrigen, der weniger trinkt. So lassen sich Alkoholkonsum und Hirnalter hochexplorieren, wobei der Unterschied zwischen null und vier Standardgläsern am Tag bei zehn Jahren Hirnalterung liegt – sprich: auf dem Papier 50, im Kopf 60.
Das letzte Bier war schlecht
Eine Floskel, die nun an Bedeutung gewinnen könnte. „Unsere Studie untersuchte den durchschnittlichen Konsum, aber wir sind neugierig, ob es besser ist, ein Bier pro Tag zu trinken als keins unter der Woche und sieben am Wochenende“, sagt Nave. „Manches deutet darauf hin, dass ein übermäßiger Alkoholkonsum schlechter für das Gehirn ist, aber das haben wir noch nicht näher untersucht.“ Weitere Studien sollen dies klären. Doch zum jetzigen Zeitpunkt kann das Team schon folgendes empfehlen: „Es gibt einige Hinweise darauf, dass die Auswirkungen des Alkoholkonsums auf das Gehirn exponentiell sind“, sagt Daviet. „Ein zusätzliches Getränk am Tag könnte sich also stärker auswirken als alle vorangegangenen Getränke an diesem Tag. Das bedeutet, dass eine Einschränkung des letzten Drinks am Abend große Auswirkungen auf die Gehirnalterung haben könnte.“
Quelle: www.wissenschaft.de
Mehr zum Thema Alkoholkonsum: