Stiftung Kindergesundheit
ALLERGIERISIKO BEI BABYS SENKEN
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Bei den derzeit betroffenen Kindern in Deutschland sind es vorrangig Heuschnupfen, allergisches Asthma, Neurodermitis und Nahrungsmittelallergien, die den Kleinsten zu schaffen machen, wie es in einer Mitteilung der Stiftung Kindergesundheit heißt.
Daher wurde über einen langen Zeitraum die Empfehlung der Karenz ausgesprochen. Was ist damit gemeint? Schwangere, bei denen innerhalb der Familie ein erhöhtes Allergierisiko vorhanden war, sollten potenzielle Allergene wie Hausstaub und Pollen, Eier, Fisch, Nüsse und Tierhaare meiden. Das gleiche galt für die Stillzeit sowie im frühen Kindesalter.
Paradigmenwechsel hat stattgefunden
Aktuell stellt sich die Situation etwas anders da. „Es wurde immer deutlicher, dass Verzögern und Vermeiden von Lebensmitteln mit allergenem Potenzial das Immunsystem von Kindern in eine falsche Richtung programmieren kann“, erklärt Professor Dr. Berthold Koletzko, Stoffwechselexperte der Universitätskinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Ein früher Kontakt zu den vielfältigen Mikroben und Allergenen der Umwelt dagegen mobilisiert die Abwehrkräfte und führt so zu einer normalen Immunantwort und zum Aufbau einer Toleranz gegen Umweltantigene“, so Koletzko weiter.
Toleranzinduktion geht vor Allergenkarenz
Das Blatt hat sich gewendet und nun steht die Gewöhnung an Nahrungsmittel im Vordergrund. Aber was bedeutet das? Da es keine Belege darüber gibt, dass ein Verzicht auf Nahrungsmittel sinnvoll ist, wie die Stiftung informiert, müssen Schwangere und Stillende nicht auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten. Koletzko empfiehlt daher: „Schwangere sollten sich nach Lust und Laune, freilich möglichst ausgewogen und abwechslungsreich ernähren“. „Spezielle Lebensmittel sind in aller Regel nicht notwendig. Schwangere sollten stattdessen auf eine mannigfaltige und nährstoffdeckende Ernährung in Schwangerschaft, Stillzeit und im ersten Lebensjahr achten. Auch Fischmahlzeiten sind empfehlenswert.“
Für das Stillen gilt generell die Empfehlung: in den ersten sechs Lebensmonaten, mindestens jedoch vier Monate ausschließlich. Koletzko betont, dass auch nach Einführung der Beikost weitergestillt werden sollte. Ist ein ausreichendes Stillen nicht mehr gegeben, sollte auf handelsübliche Säuglingsanfangsnahrung zurückgegriffen werden.
Zudem wurden von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hypoallergene Nahrung (HA-Nahrung), bei der das Milcheiweiß aufgespalten oder hydrolysiert ist, als sicher eingestuft und als Option genannt. Zur Allergievorbeugung hingegen nicht geeignet sind Sojanahrung, Ziegenmilch oder Getreidedrinks.
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Start der Beikost zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat
Von der Stiftung Kindergesundheit heißt es weiter: „Eine frühe Einführung von Beikost schadet nicht, sondern bringt sogar einen Nutzen“. Lebensmittel mit hohem allergenen Potenzial zu Beginn der Beikostfütterung zwischen dem vierten und sechsten Monat einzuführen, reduziert das Allergierisiko deutlich mehr, als bei einem späteren Beikostbeginn. Die Stiftung spricht daher die Empfehlung aus, dass Kinder mit dem vollendeten vierten Lebensmonat möglichst schnell eine vielseitige Ernährung kennenlernen.
Lediglich bei Eiern ist Vorsicht geboten: „Zur Prävention einer Allergie gegen Hühnereiweiß wird die regelmäßige Gabe von durcherhitztem Hühnerei ab dem fünften Lebensmonat (also im Alter von vier abgeschlossenen Monaten) mit der Einführung der Beikost empfohlen. Das heißt: Eier für das Kind nur in verbackener Form oder hart gekocht, aber kein rohes Ei und auch kein Rührei.“, so die Stiftung.
Haustiere kein Allergierisiko
Die Stiftung stellt deutlich heraus, dass Haustiere nicht als Allergierisiko eingestuft werden. Kinder, die in ihren ersten drei Lebensjahren mit Hunden großwerden, entwickeln seltener Allergien und Asthma als Kinder ohne Hund. Daher muss man zur Allergievermeidung auch nicht seine Vierbeiner weggeben.
Allerdings sollte man einem hohen Allergierisiko innerhalb der Familie oder falls das Kind schon unter Neurodermitis leidet, keine Katze in den Haushalt aufgenommen werden. Die Anschaffung und Verwendung von milbenallergendichten Matratzenüberzügen ist laut der Stiftung nur dann sinnvoll, wenn es bereits in der Familie eine nachgewiesene Allergie gegen Hausstaubmilben gibt.
Quelle: Pharmazeutische Zeitung