älteres Ehepaar schläft im Bett© Ridofranz / iStock / Getty Images Plus
In der Forschung gibt es Anhaltspunkte, dass bestimmte Schlafcharakteristika das Risiko erhöhen, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen.

Schlaf

WARUM GESUNDER SCHLAF SO WICHTIG IST

Ein gesunder Schlaf ist wichtig, nicht nur, um morgens fit und ausgeruht zu sein. Es gibt Anhaltspunkte, dass bestimmte Schlafcharakteristiken das Risiko für einen Herz- oder Hirninfarkt beeinflussen. 

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Stress, starke körperliche Belastungen oder Ärger im privaten oder beruflichen Bereich gehören zum Alltag. Mal davon abgesehen, dass diese Punkte schon für genug Unruhe und Unwohlsein sorgen, werden sie auch als akute Auslöser für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall eingestuft. 

Etwa 212 000 Herzinfarkte werden pro Jahr in Deutschland vollstationär behandelt. Mehr als 44 000 Menschen starben an einem Infarkt. Beim Schlaganfall liegt die Zahl sogar noch etwas höher. Rund 270 000 Menschen erleiden pro Jahr einen Schlaganfall. 
 

ACROSSS-Studie

Neben den bereits benannten Faktoren stehen auch Drogenkonsum und der Schlaf im Fokus der Forschung, wenn es um potenzielle Auslöser geht. Vor allem in den Morgenstunden und am Nachmittag kommt es zu einem Herzinfarkt. Aus diesem Grund hat ein Projektteam um Professor Dr. med. Andreas Stang, MPH, Leiter des Instituts für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) am Universitätsklinikum Essen den Schlaf nun genauer unter die Lupe genommen. 

Hierfür haben sie den Schlaf von Patienten, die erstmals einen Herz- oder Hirninfarkt erlitten haben, im Rahmen der sogenannten ACROSSS-Studie (Acute Coronary Syndrome, Stroke and Sleep) untersucht. Das Forschungsvorhaben der Deutschen Herzstiftung, das im Rahmen der ACROSSS-Studie mit rund 70 000 Euro gefördert wurde, trägt den Titel „Zusammenhang zwischen Schlafcharakteristiken und dem Auftreten von Herzinfarkten“.

„Es gibt Anhaltspunkte, dass bestimmte Schlafcharakteristiken das Risiko, einen Herz- oder Hirninfarkt zu erleiden, beeinflussen“, erklärt Stang. „Diese möglichen Risiken sind jedoch bisher zu wenig erforscht.“ Auch die Herzstiftung sieht einen Zusammenhang von Schlafgesundheit und der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen: „Zur Bekämpfung lebensgefährlicher Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall ist die Erforschung bisher unterschätzter möglicher Risikofaktoren wie etwa Besonderheiten des Schlafverhaltens enorm wichtig. Ergebnisse der ACROSSS-Studie könnten hierbei einen bedeutenden Beitrag zur Infarkt-Verhütung leisten“, wie der Herzspezialist Professor Dr. med. Thomas Voigtländer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, erklärt.

Für ihre Untersuchung befragen die Forscher etwa 700 Patienten aus namhaften Kliniken in Essen zu ihren Schlaf- und Lebensgewohnheiten. Die Befragung wird bis in den Sommer 2022 hineinreichen. Das Forscherteam will von den Probanden wissen, ob sie eher zu den Langschläfern gehören oder nicht, ob sie regelmäßig schlafen, ob sie sich als Frühaufsteher einstufen würden und ob sie mittags noch einmal ein kurzes Nickerchen machen. 

Dr. Anna-Therese Lehnich, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am IMIBE, erklärt: „Man weiß zum Beispiel, dass sich durch den ansteigenden Blutdruck beim morgendlichen Aufwachen bei Menschen, deren Gefäße bereits angegriffen sind, Blutgerinnsel lösen und damit einen Herz- oder Hirninfarkt zur Folge haben können“.
 

Risikofaktor Schlafapnoe

Die Liste für Risikofaktoren, die einen Herz- und Hirninfarkt auslösen können, ist lang. Auch die Schlafapnoe zählt dazu. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der es im Schlaf zu Atemaussetzern kommt, die in der Folge zu Sauerstoffmangel im Blut führen können. 

Das Forscherteam um Stang will herausfinden, ob ein bestimmtes Schlafverhalten verantwortlich dafür ist, dass es zu einem Herz- oder Hirninfarkt kommt. Im Gegenzug soll es aber auch darum gehen, ob bestimmte Schlafcharakteristiken einem Herz- oder Hirninfarkt vorbeugen können. Dem Mittagsschlaf und seiner möglichen Bedeutung wurde beispielsweise bislang wenig Beachtung geschenkt. In Abhängigkeit von Regelmäßigkeit und Länge wurden bisher sowohl günstige als auch ungünstige Effekte beobachtet. Auch hier soll die ACROSSS-Studie neue Erkenntnisse liefern.
 

Ergebnisse dienen der Infarktvorbeugung und Genesung der Patienten

Von sogenannten Follow-up-Untersuchungen, bei denen die Probanden nach drei und zwölf Monaten erneut befragt werden, erhoffen sich die Forscher, die Entwicklung des Schlafverhaltens nachzuvollziehen. „Ein Infarkt ist ein einschneidendes Ereignis und psychisch sehr belastend“, betont Dr. Lehnich. „Viele Betroffene leiden an Erschöpfung, Ängsten, Depressionen oder Schlafstörungen. Wir wollen herausfinden, ob es bei den Patienten zu auffälligen Veränderungen im Schlafverhalten gekommen ist“. 

Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, dass Patienten künftig ihren Schlaf gezielt mit speziellen Maßnahmen verbessern können. Es ist nun vielleicht sogar möglich, einen Infarkt zu verhindern und eine Genesung positiv zu beeinflussen. 

7 Beratungstipps für einen erholsamen Schlaf

  • Rauchen Sie nicht und trinken Sie weder Kaffee noch Alkohol vor dem Schlafengehen.

  • Treiben Sie keinen Sport am späteren Abend; gehen Sie stattdessen spazieren.

  • Gehen Sie nur schlafen, wenn sie wirklich müde sind.

  • Tauschen Sie Fernsehen oder Handy vor dem Schlafen gegen entspannende Schlafrituale.

  • Meiden Sie Schlaftabletten.

  • Stehen Sie jeden Tag zur selben Zeit auf.

  • Trennen Sie Ihr Bett vom Alltag. Essen oder Arbeit sind hier fehl am Platz.

Quellen:
www.herzstiftung.de/forschung/herz-und-schlaf  
www.herzstiftung.de/schlafstoerungen-belasten-herz
https://idw-online.de/de/news772614
 

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