Sonnenschutz für Tattoos
SCHATTENDASEIN
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Tattoos sind beliebt. 17 Prozent der Personen in Deutschland sind mindestens einmal tätowiert, weitere acht Prozent wären es gerne. Doch die Bilder unter die Haut zu bringen ist schmerzhaft und teuer. Wer sich für ein Tattoo entschieden hat, ist deshalb meist auch willig, es gut zu pflegen und zu schützen. Eine beratungsempfängliche Kundengruppe also.
Spezielle Bedürfnisse Wieso braucht tätowierte Haut überhaupt einen besonderen Sonnenschutz? Das liegt zum einen an der Art, wie die Farbe in die Haut kommt. Beim Tätowieren hinterlässt die Nadel feine Verletzungen, und die gehören nicht in die Sonne. Doch auch nach dem Abheilen kann tätowierte Haut mit ihren Mikronarben lichtempfindlich bleiben. Zum anderen sind es die Farbpigmente selbst, die Schutz vor ultravioletter Strahlung benötigen. UVA- und UVB-Strahlung lösen in der Haut fotochemische Prozesse aus, die die Pigmente zerstören.
Die Folge: Das Motiv verblasst (Fading) oder seine Konturen verlaufen (Blurring oder Blow-out). Auch Alterungsprozesse der Haut begünstigen dieses sogenannte Tattoo-Aging und Sonne wiederum begünstigt die vorzeitige Hautalterung. Davon sind nicht nur frisch gestochene, sondern auch längst abgeheilte Tattoos betroffen, vor allem kleine Motive mit feinen Linien.
Kein Fading und Blurring Deshalb enthalten spezielle Tattoo-Sonnenschutzprodukte meist nicht nur einen sehr hohen Lichtschutzfaktor, sondern zusätzlich feuchtigkeitsspendende und wundheilungsfördernde Inhaltsstoffe wie Dexpanthenol. Einige Hersteller verzichten in ihren Tattoo-Sonnenlinien auch vollständig auf mineralische Lichtschutzfaktoren, damit der Weißel-Effekt das Tattoo nicht blass erscheinen lässt. Eine gute Empfehlung für Ihre tätowierten Kunden ist es auch, Sonnenmilch oder -creme für den großflächigen Einsatz mit einem Stick für kleine Motive zu kombinieren.
Auch praktisch: Ein solcher Pflegestift passt in jede Handoder Hosentasche und ist schnell zur Hand, wenn die Sonne spontan herauskommt. Auf gerade erst tätowierter Haut haben Sonnenschutzprodukte jedoch nichts zu suchen, denn frische Tattoos sind wie Wunden zu behandeln. In den ersten Tagen wird die Haut mehrmals täglich mit Dexpanthenol-haltiger Creme versorgt und anschließend mit Frischhaltefolie oder – besser – steriler Wundfolie abgedeckt. Für diejenigen, die sich im Sommer tätowieren lassen, gibt es getönte sterile Wundauflagen, die 96 Prozent der UV-Strahlung abhalten. Sie schaffen außerdem ein feuchtes Wundklima und sind duschfest – perfekt für die ersten drei Tage nach dem Stechen.
Farbige Souvenirs
Frisch tätowierte Haut sollte weder mit Sonne noch mit Chlor- oder Salzwasser in Berührung kommen. Wer sich im Urlaub ein Tattoo stechen lassen möchte, sollte den Termin also auf das Ende der Reise legen.
Nach dem Cremen ist vor dem Cremen Sonne lässt die Haut schnell austrocknen. Für tätowierte Haut im Besonderen, aber auch für alle anderen Hauttypen empfiehlt sich daher eine Feuchtigkeitspflege nach dem Sonnenbad. Diese Après- oder After-Sun-Produkte mit ihrem hohen Wassergehalt senken den transepidermalen Wasserverlust signifikant, stärker als herkömmliche Körperpflegecremes oder -lotionen.
Der Fettanteil im Produkt sollte so gering wie möglich sein, insbesondere Mineralölbestandteile sind wegen ihres Okklusionseffekts zu vermeiden. Denn die UV-Strahlung, die die Haut aufgenommen hat, gibt sie in Form von Wärme wieder ab, die sich unter einem Fettfilm stauen würde. Empfehlen Sie Kunden, die zu Mallorca-Akne neigen, auch eine Après-Pflege ohne Emulgatoren. Man geht davon aus, dass eine Reaktion der Fettanteile und Emulgatoren aus Sonnenschutzprodukten mit dem UVA-Anteil der Sonnenstrahlung einer der Faktoren ist, der Mallorca-Akne auslöst.
Empfehlen Sie dazu auch eine fett- und emulatorfreie Après-Pflege. Das diese vor dem nächsten Sonnenbad nicht abgespült wird, könnte es am nächsten Tag ansonsten trotzdem zu den unbeliebten Wechselwirkungen kommen.
Eingedampft
+ Tattoos sollten während der ersten drei Monate nicht der Sonne ausgesetzt werden und auch noch nicht mit Sonnenschutzprodukten eingecremt werden.
+ Für die ersten Tage gibt es spezielle Wundfolien mit UV-Filter.
+ Für kleine Tattoos und spontane Sonnenstunden bieten sich Sticks mit LSF an.
+ Nach dem Sonnenbad spendet eine wasserhaltige Lotion ohne Emulgatoren der Haut Feuchtigkeit.
Befeuchten, kühlen, heilen Ideal sind also dünnflüssige O/W-Emulsionen ohne Emulgator, wässrige Sprays oder Gele. Ihr Wasseranteil verdunstet auf der Haut und kühlt sie dabei. Manche Produkte enthalten auch Menthol. Hier ist Vorsicht geboten: Zwar regt Menthol die Kälterezeptoren auf der Haut an und fühlt sich im ersten Moment angenehm an, allerdings weitet es auch die Gefäße, erhöht die Durchblutung und führt so letztendlich zu mehr Wärme in der Haut.
Aloe-Vera-Extrakt oder Dexpanthenol unterstützt die Hautregeneration, wenn es doch einmal zum Sonnenbrand gekommen ist. Dabei unterstützt auch das Enzym Photolyase: Es ist an der Reparatur der DNA beteiligt, indem es Verbindungen wieder auflöst, die durch die UV-Strahlung entstanden sind.
Algen, die nahe an der Wasseroberfläche leben, bilden das Enzym, und Studien zeigen, dass es, als Creme auf die Haut aufgetragen, Schäden an der Erbsubstanz schneller und effektiver behebt als die hauteigenen Reparaturmechanismen. Wichtig bei der Beratung: Photolyase wird durch Licht aktiviert. Ein Sonnenbad nach der Anwendung ist nicht nötig, es reicht die normale Helligkeit im Zimmer; nur Schlafengehen sollte man nach dem Eincremen nicht gleich.
Den Artikel finden Sie auch in der Sonderausgabe Sonnenkosmetik 2022 von DIE PTA IN DER APOTHEKE ab Seite 22.
Gesa Van Hecke, PTA/Redaktion