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Dermatologie

PACK DIE BADEHOSE EIN …

Von Sonnenschirm und -cremes war in den 1960er Jahren noch nicht die Rede. In Sachen Sonnenschutz hat sich einiges verändert. Kommen Sie mit auf eine Zeitreise zum Thema Sonnenbräune und Sonnenkosmetik.

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Die Reise beginnt mit der vornehmen Blässe der Renaissance und geht über das dunkle Solariumbraun der 80er bis ins heutige Zeitalter des maximalen Sonnenschutzes. Schon Aphrodite wurde mit ihrem Teint „weißer als Elfenbein“ als Vorbild für die Damenwelt dargestellt. Noble Blässe war ein Statussymbol und ein über Jahrhunderte anhaltendes Schönheitsideal. Bräune symbolisierte Armut, denn nur wer auf dem Feld arbeiten musste, hatte braune Haut.

Neben Seifen, Pudern und Cremes nutze der Adel auch Bleichmittel mit hochgiftigem Bleiweiß und Quecksilber, um sich noch deutlicher vom “niederen Volk“ zu distanzieren. Noch Anfang des 19. Jahrhundert war der Schutz vor der Sonne durch Sonnenschirme, Kleidung und der blasse Teint im Trend. Erst nachdem der Bademodentrend etwas freizügiger wurde, ein gesellschaftlicher Wandel eintrat und die Menschen die Wochenenden auf dem Land verbrachten, um gesunde frische Luft zu atmen, akzeptierte man einen gesunden rosigen Hautteint.

Mit dem Bikini ging es los Mit der Reiselust, dem Urlaubsfeeling und dem Bikini, der 1946 erfunden wurde, war sommerliche Bräune plötzlich ein Statussymbol für Wohlstand. Ob in Italien oder an der Cote d´Azur, der Duft von Olivenöl mit Zitrone begleitete den Strandtag. Diese Mischung war das Bräunungsmittel der Wahl, ob jung oder alt. Es wurde eingerieben was die Mixtur hergab, damit man auch ja richtig braun wurde. Wer nach dem Urlaub der Braunste war oder die süßesten braunen Kinder hatte, der hatte gewonnen. Dazu kam noch die Sonne aus der Steckdose in massivster Form! Der dunkelbraunste Teint war das absolute Highlight. Öle mit Kokosnuss und Bräunungsverstärkern wurden benutzt, auch Silberplatten wurden unter das Kinn gesetzt für die bessere Sonnenreflexion. Ein Hautarzt von heute wäre vermutlich schreiend davongelaufen.

Langsam ein erneutes Umdenken 1933 wurde die Delial Salbe auf den Markt gebracht, das erste moderne auf Lichtschutzmittel basierende Produkt. Aus dem Jahr 1927 stammt das Tiroler Nussöl, eine bis heute geheime Rezeptur für die natürliche Vorbräunung der Haut mit Kräutern und Pflanzenextrakten (grüne Walnussschale), ein sogenannter natürlicher Lichtschutz. Noch in den 30ern folgte Ambre Solaire von L’Oréal. Der österreichische Chemiker Franz Greitner, ein Bergsteiger, zog sich einen schlimmen Sonnenbrand beim Klettern auf den Piz Buin zu und entwickelte zu Hause in seinem Labor eine Rezeptur, die vor Sonnenbrand schützen sollte.

Im Jahre 1936 kam Greitners Piz Buin auf den Markt. Erst ab 1956 beschäftigte man sich mit dem Schutzfaktor eines Sonnenschutzmittels. 1962 definierte Greitner den Begriff des Lichtschutzfaktors. Es sollte jedoch noch lange dauern, bis es einen Lichtschutzfaktor über 8 geben sollte. Erst in den 80ern wurde die Forschung hin zu neuen physikalischen Filtern ausgedehnt, um auch höhere Lichtschutzfaktoren zu entwickeln. Zunächst wurde der Fokus ausschließlich auf die UVB-Strahlen gelegt, da diese für den Sonnenbrand zuständig sind. Es ging einzig und allein darum, den Sonnenbrand als akute Schädigung zu verhindern, um länger in der Sonne zu bleiben und braun zu werden.

Die Problematik der sonnenbedingen Hautalterung als chronischer Lichtschaden wurde erst in den 90ern ein Thema. Erst jetzt dachte man auch an die UVA-Strahlung, die für die Hautalterung in tieferen Hautschichten verantwortlich ist. Heute kann ein Sonnenschutzprodukt so ziemlich alles. Es kann mit Faktoren über 50 und inzwischen sogar mit Faktor 100 nahezu komplett vor UVA- und UVB-Strahlung schützen, enthält antioxidative Wirkstoffe, die vor freien Radikalen schützen, und ist dazu noch hypoallergen. UV-Filter sind heute in jedem Anti-Aging Produkt zu finden.

Wo geht die Reise hin? Neben den altbekannten schädigenden UV-Strahlen kommen in unserer digitalisierten Welt neue Strahlen hinzu, das sogenannte „blaue Licht“, dieses wird von allen digitalen Geräten abgegeben. Blaues Licht schädigt nicht nur die Augen, sondern verursacht eine Fotoalterung der Haut (lichtbedingte Hautalterung). Dies kann die natürliche Schutzbarriere der Haut schwächen, zu Verfärbungen und zu einem grauen, müden Teint führen. Neue Sonnenschutzprodukte schützen zum Teil auch vor diesem Licht. Bestimmte UV-Filter stehen heute im Verdacht, die Korallenriffe zu schädigen oder gar deren Sterben zu verursachen. Denn von der Haut gelangen sie in die Ozeane und können den Korallen ihre Farbe nehmen – man spricht von Korallenbleiche.

Eine riff- oder korallenfreundliche Sonnencreme sollte möglichst wasserfest und biologisch abbaubar sein oder die in der Diskussion stehenden UV-Filter Octinoxat (INCI: Ehylhexyl Methoxycinnamate) und Oxybenzon (INCI: Benzophenone-3) nicht enthalten. Die negativen Auswirkungen der beiden UV-Filter auf Korallenriffe sind wissenschaftlich noch nicht vollständig erwiesen. Als Reaktion auf die potenzielle Gefahr von Sonnencremes für Korallenriffe hat Hawaii jedoch bereits ein bestimmtes Gesetz verabschiedet – das Hawaiianische Riffgesetz. Sonnenschutzmittel mit Oxybenzon und Octinoxat dürfen auf Hawaii und in einzelnen anderen Staaten der USA seit Januar 2021 nicht mehr verkauft werden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 08/2021 ab Seite 76.

Sandra Holzhäuser, PTA und Kosmetikerin

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