Steckbrief
LEVODOPA
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Levodopa, die Vorstufe vieler Neurotransmitter, wird insbesondere bei der Parkinsonkrankheit verordnet, es besteht aber auch die Indikation Restless-Legs-Syndrom. Die degenerativen Prozesse, die bei Morbus Parkinson ablaufen, sind verantwortlich für den Untergang der dopaminergen Bahnen. Mit Fortschreiten der Erkrankung leiden die Betroffenen unter einem Dopaminmangel, der in Form der typischen parkinsonoiden Beschwerden sichtbar wird: Akinese, Tremor und Rigor. Dopamin würde oral eingenommen bereits in der Peripherie durch Enzyme zu 95 Prozent abgebaut und könnte nur zu einem geringen Teil die Blut-Hirn-Schranke überwinden.
Außerdem löst Dopamin an Rezeptoren in der Peripherie Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Hypertonie aus. Deshalb wird das Prodrug Levodopa in Kombination mit einem Dopa-Decarboxylase-Hemmer (Benserazid, Carbidopa) und/oder einem Catechol-O-methyl-transferase (COMT)-Hemmer, zum Beispiel Entacapon, Tolcapon oder Opicapon verabreicht. Erst im Gehirn findet der Abbau zum gewünschten Neurotransmitter Dopamin statt. Dieses wirkt nun an Dopamin-Rezeptoren und reguliert dort vor allem die motorischen Abläufe.
Wirkung lässt mit der Zeit nach Levodopa wird nicht generell als erstes Antiparkinsonmittel verordnet. Jüngere Patienten unter 60 Jahren starten oftmals mit einem Dopamin-Agonisten und erhalten im weiteren Krankheitsverlauf Levodopa. Bei älteren Betroffenen ist Levodopa der Wirkstoff der ersten Wahl. Zu Beginn wird Levodopa langsam mit niedrigen Dosierungen eingeschlichen. Die Wirkung ist bereits nach der ersten Gabe mit einer Besserung der motorischen Probleme zu sehen. Die ersten drei bis fünf Jahre der Therapie werden als sogenannte „honeymoon-Phase“ bezeichnet. Danach bemerken die Patienten eine Abnahme von Wirksamkeit und Wirkdauer einer Dosis. Es stellen sich Dyskinesien und Wirkungsfluktuationen ein. Die Einstellung der richtigen Dosis muss dann individuell erfolgen.
Pharmakokinetik Levodopa wird überwiegend im oberen Dünndarm resorbiert. Nach der Einnahme einer normalen Tablette - am besten 30 Minuten vor einer Mahlzeit oder eine Stunde danach - wird die maximale Plasmakonzentration von Levodopa nach einer Stunde erreicht. Die Wirkdauer beträgt zu Beginn vier bis sechs Stunden, sodass die Tagesdosis auf ein bis vier Einzelgaben verteilt wird. Die maximale Tagesdosis beträgt 800 Milligramm Levodopa und 200 Milligramm Benserazid. Die Kombination der beiden Wirkstoffe im Verhältnis 4:1 hat sich in Studien und in der therapeutischen Anwendung bewährt.
Ob Benserazid oder Carbidopa mit Levodopa kombiniert werden, macht klinisch keinen Unterschied. Es stehen lösliche und Filmtabletten sowie Retardformulierungen zur Verfügung. Bei Patienten mit Schluckproblemen oder wenn ein rascher Wirkungseintritt am Morgen gewünscht ist, sollte die lösliche Darreichungsform gewählt werden. Retardtabletten sind für die abendliche Gabe geeignet, um morgens einen Resteffekt zu erzielen. Bei der Einnahme ist der Patient darauf hinzuweisen, dass eiweißreiche Kost und Antazida nicht gleichzeitig mit Levodopa aufgenommen werden sollen, da es sonst zu einer Wirkminderung kommt.
Die Therapie muss kontinuierlich fortgesetzt werden, ein Absetzen sollte langsam durch Ausschleichen erfolgen, um keine akinetische Krise zu riskieren. Typische Nebenwirkungen sind gastrointestinale Beschwerden, Blutdruckschwankungen und Sedierung. Selten können auch Impulskontrollstörungen, zum Beispiel Spiel- oder Kaufsucht, auftreten. Hinweisen sollten PTA auf mögliche rötliche Verfärbungen von Körperflüssigkeiten, zum Beispiel des Urins. Auch depressive Verstimmung und Schlafattacken am Tag kommen bei Parkinson-Patienten vor. Hier ist aber zu unterscheiden, ob diese Beschwerden eher von der Krankheit oder der Medikation kommen.
Domperidon und MCP können die Resorption von Levodopa beschleunigen. Levodopa verstärkt die Wirkung von Antihypertensiva, sodass, wenn erforderlich, Dosisanpassungen vorgenommen werden müssen. Die Kombination mit irreversiblen MAO-Hemmern ist wegen der Gefahr von hypertensiven Krisen kontraindiziert. Reversible MAO-Hemmer wie Rasagilin können jedoch im Rahmen der Antiparkinson-Therapie angezeigt sein. Dopamin-Antagonisten, zum Beispiel Antipsychotika, können eine Verschlechterung der Beschwerden hervorrufen und sollten nur mit Vorsicht verordnet werden.
Diesen Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/2022 ab Seite 128.
Dr. Katja Renner, Apothekerin