Läsionen im Mund
DREI OPTIONEN BEI APHTHEN
Seite 1/1 5 Minuten
Aphthen manifestieren sich typischerweise an der Mundschleimhaut, können aber auch an Lippe und Zunge auftreten. Dabei handelt es sich um häufig flüssigkeitsgefüllte Bläschen, die von einem roten Wundrand umgeben sind. Sie sind nicht ansteckend. Meist sind sie etwa linsengroß und heilen innerhalb von wenigen Tagen spontan und narbenlos ab (Minor-Aphthen). Seltener sind Aphthen bis zu 30 Millimeter groß, zerstören an der Schleimhaut Gewebe und bilden Narben (Major-Aphthen). Diese Geschwüre benötigen einige Wochen, bis sie komplett wieder verschwunden sind.
Schließlich gibt es noch sogenannte herpetiforme Aphthen (Stomatitis herpetiformis), die in einer großen Anzahl (bis zu 100) zeitgleich auftreten. Sie sind nur stecknadelknopfgroß und persistieren sieben bis zehn Tage. Obwohl sie Herpes-Läsionen ähneln, werden sie nicht von Herpes-simplex-Viren ausgelöst.
Auslöser von Aphthen
Die genaue Ursache für eine Aphthenbildung ist unbekannt, wobei eine familiäre Häufung festzustellen ist. Frauen sind häufiger als Männer betroffen, weshalb hormonelle Ursachen diskutiert werden. Manchmal sind es auch einfach nur schlechtsitzende Prothesen oder Zahnspangen, die Aphthen bedingen. Aber auch der Kontakt mit zu heißen oder scharfkantigen Lebensmitteln kann die entzündlichen Läsionen auslösen. Bei manchen Betroffenen scheint Stress und Schlafmangel eine Rolle zu spielen. Zudem werden Aphthen mit Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten (z. B. Zöliakie) assoziiert.
Mitunter sind sie aber Zeichen einer Systemerkrankung (z. B. Systemischer Lupus erythematodes, entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa). Daher sollten Sie Kundinnen und Kunden mit häufig wiederkehrenden oder hartnäckigen Aphthen immer anraten, diese ärztlich diagnostizieren und abklären zu lassen.
Schmerzende Aphthen symptomatisch behandeln
Prinzipiell lassen sich die schmerzhaften Läsionen nur symptomatisch behandeln. Dafür stehen Lokaltherapeutika aus unterschiedlichen Wirkstoffklassen zur Verfügung. Die geeigneten Wirkstoffe können wir nach drei Gesichtspunkten sortieren in
- lokalanästhetisch und antiphlogistisch,
- adstringierend und antiseptisch
- sowie schützend und heilungsfördernd.
Häufig vereinen die verschiedenen Therapeutika auch mehrere Wirkprinzipien. Gerade Phytotherapeutika punkten durch ihr breiteres Wirkspektrum.
Die Auswahl an Darreichungsformen ist groß. Der Kunde oder die Kundin kann wählen zwischen
- Gelen,
- Salben,
- Pasten,
- Lösungen zum Aufpinseln,
- Lösungen zum Spülen oder Gurgeln
- sowie Lutschtabletten.
Für alle Zubereitungen gilt, dass sie möglichst nach den Mahlzeiten zur Anwendung kommen sollten, um eine lange Verweildauer zu erzielen. Eine Ausnahme sind Lokalanästhetika. Ein Auftragen vor dem Essen lindert die Schmerzen beim Schlucken, womit die Nahrungsaufnahme erleichtert werden kann.
Lokalanästhetika werden vor dem Essen angewendet, alle anderen Präparate erst nach der Mahlzeit.
Mehr zu Mund- und Zahnpflege:
Lokalanästhetisch und antiphlogistisch
Besonders gefragt sind schmerzbetäubende Gele zur Anwendung in der Mundhöhle mit lokalanästhetischen Substanzen wie Lidocain- oder Polidocanol. Sie können mit einem Wattestäbchen direkt auf die Läsion aufgetragen werden. Eines der Polidocanol-haltigen Präparate enthält zudem ein Hämodialysat aus Blut vom Kalb, das die Geweberegenation fördern soll. Einige Lidocain-Gele sind auch mit Auszügen aus Salbeiblättern und Kamillenblüten kombiniert, wodurch sie zugleich antiphlogistisch wirken.
Sind mehrere Aphthen zeitgleich vorhanden oder präsentieren sich als großflächige Läsion, können Lutschtabletten, Mundspüllösungen oder Sprays mit Benzocain, Ambroxol oder Benzydamin eine gute Alternative sein. Sie sind aufgrund ihrer lokalanästhetischen Eigenschaften eigentlich zur Linderung von Halsschmerzen bei Racheninfektionen gedacht, bekämpfen aber auch zuverlässig Schmerzen größerer Schleimhautläsionen. Vor allem wird häufig Benzdyamin eingesetzt, da es zusätzlich über analgetische und antiphlogistische Eigenschaften verfügt.
Stark antiphlogistisch wirken auch Zubereitungen mit Glucocorticoiden, die allerdings verschreibungspflichtig sind. Eine Ausnahme machen spezielle Hafttabletten mit Triamcinolon, die für die Selbstmedikation rezidivierender Aphthen zugelassen sind – vorausgesetzt, der Betroffene hat das Präparat zuvor schon einmal von einem Arzt verordnet bekommen. Die kleinen Tabletten werden mit ihrer orangen, wirkstoffhaltigen Seite direkt auf die Aphthe aufgebracht. Nach etwa zwei bis drei Minuten bildet sich ein gelartiger Film über dem Schleimhautdefekt, aus dem der antientzündliche Wirkstoff langsam freigegeben wird.
Pflanzlich gegen die Entzündung
Bei pflanzlichen Präparaten steht häufig die antiphlogistische Wirkung im Vordergrund. Vor allem haben sich flüssige Konzentrate mit Kamillenextrakt sowie pflanzliche Tinkturen aus Salbei oder Rhabarberwurzel gegen die Entzündung bewährt. Sie sind als Konzentrat oder gebrauchsfertige Zubereitungen (z. B. Mund- oder Gurgelspüllösung, Mund- und Rachenspray) erhältlich.
Lösungen mit einem Rhabarberwurzel-Extrakt werden mit einem kleinen Pinsel angeboten, mit dem sich die Läsionen direkt betupfen lassen. Alle drei Pflanzenextrakte verfügen zudem über eine antiseptische Wirkkomponente. Auch wenn Aphthen nicht durch Erreger ausgelöst werden, können keimbekämpfende Eigenschaften sinnvoll sein, da sie das Ansiedeln von Keimen im Bereich der Aphthen verhindern. Kamille ist darüber hinaus auch wundheilungsfördernd und Salbei zeichnet sich durch adstringierende Eigenschaften aus.
Adstringierend und antiseptisch
Adstringenzien lassen Proteine auf der Mundschleimhaut ausfallen. Dadurch zieht sich das Gewebe zusammen und Entzündungen werden gehemmt, was wiederum die Aphthe schneller abheilen lässt.
Altbewährt ist das Beträufeln der Aphthen mit der adstringierend wirkenden Ratanhiatinktur. Sie wird allein oder in Kombination mit Myrrhentinktur angeboten. Myrrhentinktur hat neben ihrer adstringierenden Wirkkomponente zudem leicht betäubende, antiseptische und wundheilungsfördernde Eigenschaften. Damit vereint das pflanzliche Mittel mehrere Effekte, die Schmerzen wohltuend lindern und ein schnelles Abheilen der Aphthen unterstützen.
Ein chemisches Adstringens, das ebenfalls traditionell seit langem bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum zur Anwendung kommt, ist ein Gurgelkonzentrat mit Aluminiumchlorid.
Antiseptika wie Chlorhexidin oder Hexitidin sind dagegen bereits als gebrauchsfertige Mundspüllösungen oder -gele direkt einsatzbereit. Sie schützen vor allem vor bakteriellen Superinfektionen im Mund- und Rachenraum. Eine Mundspüllösung mit Octenidin wirkt auch antiviral und kann zur vorrübergehenden Keimzahlreduktion beitragen. Ebenso verfügen Lösungen mit Povidon-Jod über ein breiteres Wirkspektrum. Sie können verdünnt oder unverdünnt ihre antiseptische Wirkung entfalten.
Schützend und heilungsfördernd
Darüber hinaus sind Zubereitungen mit Hyaluronsäure eine gute Empfehlung. Sie legen sich als schützende, schmerzlindernde Schicht auf die betroffenen Bereiche und fördern die Regeneration der lädierten Schleimhaut. Die Kundin oder der Kunde kann zwischen Lösungen zum Aufpinseln, Sprühen, Spülen oder Gurgeln und Lutschtabletten wählen.
Wundheilfördernd wirken auch Zubereitungen mit Dexpanthenol. Sie gibt es entweder unverdünnt als Lösung zum Auftragen oder als Mundspüllösung. Eine Alternative ist Dexpanthenol in Tablettenform, die man langsam im Mund zergehen lässt.
Zudem sind Medizinprodukte zum Auftragen oder Sprühen mit Hyaluronsäure und Dexpanthenol in Kombination erhältlich, die explizit für Aphthen ausgelobt sind und sich wie ein unsichtbares Pflaster auf die schmerzhaften Läsionen legen.