Körpergeruch
DER GERUCH IHRER MAMA LÄSST BABYS LEICHTER MIT ANDEREN KOMMUNIZIEREN
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Wie weit wirkt der mütterliche Geruch auf die Interaktion von Baby mit fremden Personen? Ein Team um Yaara Endevelt-Shapira vom Center for Developmental Social Neuroscience in Israel hat das untersucht. Es lud dazu 62 Mütter mit ihren rund sieben Monate alten Babys ins Labor ein.
Frühere Studien hatten gezeigt, dass Neugeborene ihre Mutter am Geruch erkennen können und dass die chemischen Signale des mütterlichen Körpergeruchs dazu beitragen, Schmerz bei Kindern zu reduzieren. Überdies fördert der vertraute Geruch auch die visuelle Aufmerksamkeit von Babys. Über allem steht aber der Aufbau einer stabilen Mutter-Kind-Bindung.
Synchronisation der Hirnströme
Zu Versuchsbeginn saßen sich Mutter und Kind gegenüber und durften frei miteinander agieren. Per EEG maßen die Forscher dabei ihre Hirnströme. Wie bereits aus früheren Untersuchungen bekannt, synchronisierten sich dabei ihre Hirnströme – saßen beide hingegen mit dem Rücken zueinander, fiel diese Synchronisation deutlich schwächer aus.
Im nächsten Schritt nahm eine dem Kind unbekannte Frau den Platz der Mutter ein – ähnlich alt wie diese und ebenfalls Versuchsteilnehmerin mit kleinem Kind. Wie zuvor bei der Mutter-Kind-Interaktion konnten das Baby und die Fremde frei miteinander agieren, während ihre Hirnströme aufgezeichnet wurden. Das Besondere: Vor dem Kind lag ein T-Shirt der Mutter, das entweder frisch gewaschen war oder eines, das die Mutter zuvor zwei Nächte getragen hatte und das somit ihren Körpergeruch ausströmte.
Das Ergebnis überrascht nicht: Kinder, die während der Interaktion mit der fremden Frau den Geruch ihrer Mutter riechen konnten, waren im Vergleich zu Kindern, vor denen ein ungetragenes T-Shirt lag, aufmerksamer und aufgeschlossener: Sie schauten ihr Gegenüber mehr an, wirkten fröhlicher und versuchten häufiger, Kontakt aufzunehmen.
Die EEG-Daten bestätigten: Während es ohne den mütterlichen Geruch kaum eine Synchronisation zwischen den Gehirnwellen der Fremden und des Babys gab, erreichte die Synchronisation im Testdurchgang mit dem getragenen T-Shirt ähnliche Werte wie zwischen dem Baby und seiner eigenen Mutter.
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Drei Verhaltensweisen, ein signifikanter Anstieg
Besonders eins fiel den Forschern auf: „Obwohl bei allen drei Verhaltensweisen in Anwesenheit des mütterlichen Körpergeruchs ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen war, stand nur die visuelle Aufmerksamkeit in direktem Zusammenhang mit dem Anstieg der Gehirnsynchronisation zwischen Säugling und Fremdem“, schrieben die Wissenschaftler. „Wir vermuten, dass der mütterliche Körpergeruch die Aufmerksamkeit der Säuglinge für soziale Reize wie Blicke, Gesichtsausdrücke, Lachen und Gesten erhöht, die wiederum eine Neueinstellung der Hirnwellen bewirken.“
„Wir vermuten, dass der mütterliche Körpergeruch die Aufmerksamkeit der Säuglinge für soziale Reize wie Blicke, Gesichtsausdrücke, Lachen und Gesten erhöht."
Geruch der Mutter als Sicherheitssignal
Welche Hirnareale genau an der Synchronisation beteiligt sind, lässt sich aus den EEG-Daten nur bedingt ableiten; es scheinen Teile des Schläfenlappens beteiligt zu sein. Fest steht, dass der Geruch der Mutter dem Säugling als Sicherheitssignal dient und das Kind dadurch eingestimmt wird, neue soziale Kontakte innerhalb der Gruppe zu knüpfen. Es muss dann weniger Ressourcen für Gefahrensignale aufwenden und kann sich stärker auf soziales Engagement und die emotionale Verarbeitung konzentrieren. Anders als Anblick, Stimme oder Berührung kann der Duft der Mutter das Baby auch in ihrer Abwesenheit begleiten - kleine Kinder können sich so leichter auf neue Menschen einlassen.
Quelle: wissenschaft.de