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Körpergeruch

VERRÄTERISCHER EIGENDUFT

Bundestrainer Jogi Löw bekundete während der diesjährigen Europameisterschaft ganz offenkundig sein Interesse am eigenen Körpergeruch. Biologisch gesehen ist dieses Verhalten völlig normal.

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Manche fanden es lustig, dass Jogi den Schnüffeltest durchführte, andere waren der Meinung, es sei peinlich und ekelerregend. Biologen sind der Meinung, dass Menschen nicht nur in den Spiegel gucken, um zu sehen, wie man ausschaut, sondern auch ihren Geruch überprüfen. Dieses Vorgehen findet man auch in der Tierwelt: Beispielsweise überprüfen Gorillas ihren Körpergeruch, Menschenaffen können ihn sogar manipulieren, etwa bei der Anwesenheit von Rivalen.

Selbstverständlich lassen sich diese Fakten nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen, denn das Schamgefühl spielt beim Homo sapiens eine entscheidende Rolle. In besonderen Situationen kann es jedoch schon einmal unbewusst zu „Ausrutschern“ kommen.

Der Nase nach Die Partnerwahl scheint, nicht nur im Tierreich, vom Geruch abzuhängen: Unbewusst sucht man nach einem Menschen, der anders riecht als man selbst, denn unterschiedliche Duftnoten lassen auf ein andersartiges Immunsystem schließen, sodass der Nachwuchs mit einer guten Kombination an Abwehrkräften ausgestattet wird. Auf Körperhygiene sollte jeder achten – schon alleine seinen Mitmenschen zuliebe.

Zu häufiges Reinigen schadet allerdings der Haut und sollte vermieden werden, zumal der Körpergeruch mitunter wichtige Informationen liefert. Der einzigartige Duft jedes Menschen wird durch zerfallende Proteine hervorgerufen. Die Ausdünstungen können nicht nur über die Haut, sondern auch über Körperöffnungen abgegeben werden. Die Auslöser für schlechten Geruch sind unterschiedlich: Mangelnde Hygiene, der Genuss von stark gewürzten Speisen, Zwiebeln oder Knoblauch kommen als Ursache in Betracht.

Kunden, die ihren unangenehmen Duft loswerden möchten, sollten Sie geruchsbindende, Chlorophyll-haltige Dragees empfehlen. Häufig sprechen Betroffene jedoch nicht gerne darüber, denn die Problematik gilt als Tabuthema – Diskretion bei der Beratung ist daher das A und O.

Das stinkt gewaltig Auch Schweiß kann unangenehm riechen, ist aber, wenn er aus den Poren rinnt, zunächst einmal geruchsneutral. Er besteht zu 99 Prozent aus Wasser, den Rest machen Aminosäuren, Eiweiße, Zucker, Fette, Harnstoff und Milchsäure aus. Erst wenn der Schweiß von den Bakterien auf der Haut bearbeitet wird, beginnt er zu riechen. Für den ranzigen Geruch sind unter anderem Buttersäure oder Methylhexansäure verantwortlich. Je länger die Bakterien an der Zersetzung arbeiten, desto intensiver zeigt sich der Gestank.

Flatulenz Gase wie Methan, Kohlendioxid oder Wasserstoff können sich im Magen-Darm- Trakt entwickeln. Sie treten rektal aus und werden meist von Darmgeräuschen sowie einem fiesen Geruch begleitet. Die Ursachen der Blähungen sind meist harmlos: Sie reichen vom Genuss blähender Speisen über Nahrungsmittelunverträglichkeiten bis hin zum Reizdarm- Syndrom. Erkrankungen der Gallenwege oder der Bauchspeicheldrüse und verschiedene Darmerkrankungen spielen bei der Entstehung von Flatulenz ebenfalls eine Rolle.

Pathologisch bedingt Körpergeruch kann auch im Zusammenhang mit bestimmten Krankheiten auftreten und daher ein Warnsignal sein:

  • Beim Foetor hepaticus (schweren Lebererkrankungen oder Leberversagen) ist ein süßlicher Hauch des Atems sowie des Urins wahrzunehmen, der häufig mit Erde oder tierischer Leber in Verbindung gebracht wird. Vermutlich ist dieser auf die sogenannten Merkaptane (organischchemische Verbindungen, die als typische Funktion eine Thiol-Gruppe tragen) zurückzuführen.
  • Bei Diabetikern mit Überzuckerung kann sich eine Ketoazidose (diabetisches Koma) bemerkbar machen. Dabei liegen vermehrt Ketonkörper vor, unter anderem Aceton, sodass Betroffene etwa nach Nagellack oder fauligen Äpfeln riechen. Auch eine Unterzuckerung kann diese typischen Aussonderungen bedingen.
  • Bei Harnweginfekten wird der Geruch des Urins aufgrund von Fäulnisprozessen oft als streng empfunden und erscheint trüb.
  • Auch Menschen mit Nierenerkrankungen leiden unter übel riechenden Harn, in fortgeschrittenen Stadien unter miefende Mund- und Körpergeruch.
  • Druckgeschwüre (Dekubitus) oder ein offenes Bein (Ulcus cruris) müffeln unter Umständen faulig.
  • Die bakterielle Infektionskrankheit Diphtherie kennzeichnet sich durch ein faulig-süßliches Aroma, welches aus dem Mund der Patienten austritt.
  • Krebspatienten weisen in fortgeschrittenen Stadien aufgrund des Zellverfalls unangenehme Ausdünstungen auf. Beispielsweise kann bei Gebärmutterhalskrebs ein an Verwesung erinnernder Ausfluss vorkommen.
  • Die Bromhidrose ist eine Sonderform der Hyperhidrose (übermäßige Schweißproduktion). Der Schweiß Betroffener riecht besonders scheußlich.
  • Auch eine Schilddrüsenunterfunktion kann mit störenden Schweiß- oder Mundgeruch einhergehen.
  • Beim sogenannten Zenker- Divertikel bleiben häufig Essenreste in den Ausstülpungen der Speiseröhre hängen und verbreiten ein schlechtes Aroma.
  • Selbst Fußpilz kann einen fiesen Duft verströmen.
  • Übler Gestank kann allerdings auch angeboren sein: Bei einer Trimethylaminurie (Fischgeruch-Syndrom) sind der Urin, der Schweiß und die Atemluft wegen ihrer hohen Konzentration an Trimethylamin schlecht riechend.

Mundgeruch Ein weiteres Thema, über das Kunden nicht gerne sprechen, ist schlechter Atem (Halitosis, Foetor ex ore). Nachteilig ist, dass Betroffene den Eigengeruch meist nicht wahrnehmen und erst auf das Problem aufmerksam werden, wenn sie von ihren Mitmenschen darauf hingewiesen werden. Bei vielen löst das eine große Scham aus. Gründe für schlechten Atem sind beispielsweise Entzündungen im Bereich der Mundhöhle oder Infektionen des Rachens und der Mandeln.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/16 ab Seite 112.

Martina Görz, PTA, B. Sc. und Fachjournalistin

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