Infektionsverlauf
PSYCHISCHE VERFASSUNG BEEINFLUSST RISIKO FÜR IMPFDURCHBRUCH
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Eine retrospektive Kohortenstudie wertete die Daten von knapp 264 000 US-Veteran*innen für den Zeitraum von Februar 2020 bis November 2021 aus. Mit einem solchen Studiendesign lassen sich einfacher große Datensätze sammeln und sichten, denn zum Zeitpunkt der Studie lagen diese bereits vor – sie werden also rückblickend unter einem bestimmten Gesichtspunkt ausgewertet. Im Gegensatz zu einer prospektiven Studie, bei der die Datenerhebung mit dem Beginn der Studie zusammenfällt und der Schwerpunkt vorab festgelegt wird.
Bei den hier vorliegenden Informationen handelt es sich vorwiegend um die Datensätze von Männern um die 60 Jahre. Alle Teilnehmenden wiesen einen doppelten COVID-19-Impfschutz auf und hatten sich vorher nicht mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert.
Wichtige Faktoren: Alter und Vorerkrankungen
Jede*r zweite Proband*in litt unter einer diagnostizierten psychischen Erkrankung. Einen Impfdurchbruch registrierten die Forschenden um Erstautorin Kristen Nishimi vom Mental Health Service des San Francisco Veterans Affairs Health Care System in San Francisco bei rund 15 Prozent der Teilnehmenden. Bei solchen Studiendesigns ist das Aufarbeiten der Daten besonders relevant, doch auch nach dem Herausrechnen weiterer Komorbiditäten oder Rauchen ergab sich eine höhere Inzidenz von Durchbruchinfektionen, wenn gleichzeitig eine psychische Krankheit vorlag. Am stärksten trat dieser Effekt bei Anpassungsstörungen und Substanzmissbrauch hervor.
Zwar traten die sogenannten Impfdurchbrüche in jeder Altersklasse auf, doch auffällig häufiger bei den Teilnehmenden über 65 Jahren.
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Prävention wichtigste Maßnahme
Die Studienautor*innen folgern aus ihren Beobachtungen, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen trotz vollständiger Impfung gegen COVID-19 ein erhöhtes Risiko tragen, einen Impfdurchbruch zu erleiden, vor allem ältere Menschen.
Als mögliche Erklärung sehen die Forschenden den Zusammenhang zwischen psychischer und immunologischer Konstitution. So wurden bei Menschen mit psychischen Erkrankungen eine beeinträchtigte zelluläre Immunität beobachtet sowie eine schlechtere Immunantwort nach Impfungen. Daher halten es die Autoren für möglich, dass die Immunität von Menschen mit psychischen Vorbelastungen schneller nachlässt und/oder sie weniger Schutz vor neuen Virusvarianten besitzen. Auch ein höheres Risikoverhalten könnte der Grund sein, wodurch sich die Patient*innen schlicht eher anstecken. Beide Hypothesen müssen jedoch noch geprüft werden.
Und die Folgerung? Gezielte Präventionsmaßnahmen müssten her. Welche genau das sein könnten, sprechen sie jedoch nicht konkret aus. Ältere Menschen, bei denen eine Durchbruchinfektion auch mit einem höheren Risiko für schwere Verläufe einhergeht, sollten bei Präventionsmaßnahmen priorisiert behandelt werden.
Quellen:
Deutsches Ärzteblatt
https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2791033