Hilfe im Gesundheitssystem
1000 NEUE GESUNDHEITSKIOSKE SOLLEN VERSORGUNG IN DEUTSCHLAND VERBESSERN
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In einem Sozialstaat wie Deutschland gibt es an sich viele Hilfen. Doch häufig wissen genau die Menschen, die diese Hilfen am nötigsten brauchen, gar nicht, dass sie existieren. Sie fallen letztlich umgangssprachlich System. Das betrifft auch Aspekte der Gesundheitsversorgung.
Das neue geplante Angebot der Gesundheitskioske des Gesundheitsministers soll daher niedrigschwellig sein und auch soziale Aspekte umfassen. Vorbild ist dabei Hamburg, wo der SPD-Politiker kürzlich im Stadtteil Billstedt den dort bereits seit 2017 bestehenden Gesundheitskiosk besuchte. „Das hier ist der Prototyp", sagte Lauterbach.
Geplantes Finanzierungsmodell stößt Krankenkassen sauer auf
Lauterbachs Gesetzesinitiative zufolge besteht die Hauptaufgabe der Kioske darin, den Zugang zur Versorgung von Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf zu verbessern. Das gelte für Menschen mit und ohne Krankenversicherung, für Leute ohne Hausarzt oder für Patientinnen und Patienten mit Sprachbarrieren. Entscheidend sei, dass die Angebote niedrigschwellig seien, sagte Lauterbach.
Initiiert werden sollen die Anlaufstellen von den Kommunen, die Kosten sollen zu 74,5 Prozent die gesetzliche Krankenversicherung, zu 5,5 Prozent die privaten Krankenkassen und zu 20 Prozent die Kommunen übernehmen. Ein Plan, der vor allem der privaten Krankenversicherung übel aufstößt.
Die vorgeschlagenen Gesundheitskioske seien eine genuine Aufgabe des öffentlichen Gesundheitsdienstes „und sollten vollständig von Ländern und Kommunen finanziert werden", sagte der Direktor des Verbands der Privaten Krankenversicherung Florian Reuther. Die Vorstandsvorsitzende des AOK Bundesverbandes, Carola Reimann, forderte eine Kostenübernahme von 50 Prozent durch die Kommunen.
Gleiche Hilfe für alle Menschen
„Deutschland hat in der Vorbeugemedizin ein recht gutes Angebot, es wird aber meistens dort angeboten, wo man es am wenigsten benötigt", sagte Lauterbach mit Blick auf vermögendere Stadtteile. „Im Vordergrund muss die Armut des Stadtteils stehen", betonte Lauterbach. Er gehe auch davon aus, dass sich die Kioske nicht nur selbst tragen, sondern das Gesamtsystem sogar entlasten werden. Denn durch sie würden jene Menschen erreicht, auf die man sonst erst in der Notaufnahme stoße und die dann für viel Geld im Krankenhaus versorgt werden müssten.
Lauterbachs Ziel: pro 80 000 Menschen ein Kiosk.
So sollen die Kioske für die Patientinnen und Patienten unter anderem medizinische Behandlung vermitteln, beraten und bei der Klärung gesundheitlicher und sozialer Angelegenheiten unterstützen. Außerdem sollen von Ärzten veranlasst in den Kiosken Pflegefachkräfte einfache medizinische Routineaufgaben erledigen, etwa Blutdruck und Blutzucker messen, Verbände wechseln und Spritzen verabreichen.
Hamburger Modell als Vorbild
Besonders beeindruckt zeigte sich Lauterbach beim Besuch im Gesundheitskiosk in Billstedt vom Beratungsangebot in gleich mehreren Sprachen, unter anderem Türkisch, Englisch und Russisch - sowie von der Hebammensprechstunde. Das sei eine „unfassbar wichtige Investition".
In dem Gesundheitskiosk in der Billstedter Fußgängerzone sind seit seiner Gründung 2017 den Angaben zufolge bereits mehr als 17 000 Beratungsgespräche geführt worden. Der Geschäftsführer der für den Kiosk zuständigen Gesundheit für Billstedt Horn UG, Alexander Fischer, sagte: „Wir haben fünf Jahre dafür gekämpft." Entsprechend freue er sich sehr, dass die Idee nun bundesweit verstetigt werde, sagte Fischer, der bei Lauterbach in Köln den Studiengang für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie absolviert hat.
Quelle: dpa