Ein König sitzt am Tisch vor einer großen silbernen Platte voller gebratener Hähnchen und Weintrauben. Er hält ein ganzes gebratenes Hähnchen in den Händen und beißt kraftvoll davon ab, das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt.© Yuri_Arcurs / iStock / Getty Images
Die Krankheit der Könige: Früher dachte man, allein übermäßiger Fleisch- und Alkoholkonsum lösten eine Gicht aus.

Harnsäure

ERNÄHRUNGSTIPPS BEI GICHT

Eine fleischlastige Lebensmittelauswahl, Alkohol und ein hohes Körpergewicht galten lange als einzige Auslöser für Gicht. Dabei ist die Erkrankung oft erblich bedingt. Dennoch kann eine gesunde Ernährung den Betroffenen helfen.

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Früher glaubte man, dass ein übermäßiger Konsum an Fleisch und Alkohol verantwortlich für die Anfälle sei – Lebensmittel, die sich nur Adelige leisten konnten. Deshalb bezeichnete man die Gicht auch als die Krankheit der Könige. Bereits Ludwig der XIV. und Friedrich der Große waren daran erkrankt.

Heute leiden in Deutschland etwa 950 000 Menschen an Gicht, rund 80 Prozent der Betroffenen sind männlich. Frauen erkranken meist erst nach der Menopause, da sie davor durch einen hohen Estrogenspiegel geschützt sind.

Gicht-Auslöser: zu viel Harnsäure im Körper

Meist zeigen sich die Beschwerden der Gicht nachts oder am frühen Morgen: stechende Schmerzen, gerötete, druckempfindliche und bewegungseingeschränkte Gelenke. So stark, dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Gicht ist in den industriellen Ländern eine der häufigsten entzündlichen Arthropathien.

Das Auftreten von Gicht wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst.

  • Eine ungesunde, meist fleischlastige Ernährung,
  • Alkoholkonsum,
  • Übergewicht oder
  • Hungerkuren

können dafür verantwortlich sein, dass sich klinische Symptome der Gicht zeigen. Doch falsche Ernährung ist nur ein Teil der Wahrheit.

„Ursache der Gicht ist bei den allermeisten Patienten eine genetische Stoffwechselerkrankung. Und zwar eine Ausscheidungsschwäche der Niere für die Harnsäure,” so Professorin Ursula Gressner vom Gichtzentrum in München. 99 Prozent der Gichtpatienten leiden unter einer solchen genetischen Prädisposition.

„Ursache der Gicht ist bei den allermeisten Patienten eine genetische Stoffwechselerkrankung.“

Verstoffwechselt der Körper eigene oder durch die Nahrung aufgenommene Purine und baut diese ab, entsteht Harnsäure. Betroffene können die Harnsäure nicht ausscheiden, sie sammelt sich im Serum an und es kommt zur Hyperurikämie.

Übersteigt die Serumkonzentration einen Wert von sechs Milligramm Harnsäure pro 100 Milliliter, bilden sich Harnsäurekristalle, die sich in der Gelenkhaut ablagern. Der Betroffene nimmt sie nun als schmerzhaften Gichtanfall wahr. Gleichzeitig lassen sich erhöhte Harnsäurewerte im Labor nachweisen.

Bei Gicht handelt es sich in der Regel um eine erblich bedingte Erkrankung, die durch einen ungesunden Lebenswandel begünstigt, nicht aber primär verursacht wird.

Ernährungsempfehlungen bei Gicht

Wissenschaftliche Studien belegen den Nutzen einer Ernährungsumstellung zur Gichtprävention und -therapie. Durch die Maßnahmen reduzieren sich nicht nur die Beschwerden, die Betroffenen benötigen zudem oftmals weniger Medikamente.

Handelt es sich um eine asymptomatische und somit komplikationslose Hyperurikämie, sind diätetische Maßnahmen in der Regel ausreichend. Als Grenze gelten Serumharnsäurewerte bis 540 Mikromol (µmol) pro Liter. Bei höheren Werten und gichttypischen klinischen Symptomen werden zusätzliche medikamentöse Maßnahmen erforderlich.

Die Ernährungstherapie sollte bei Gichtpatienten stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Folgende Punkte sind dabei wichtig:

Gewichtsreduktion

Für mehrgewichtige Gichtpatienten ist eine Reduzierung des Gewichts von zentraler Bedeutung. Doch es ist Vorsicht geboten. Neue Erkenntnisse zeigen, dass gerade bei Diäten Gichtattacken besonders häufig sind.

Falsche Diäten beziehungsweise eine zu geringe Kalorienzufuhr führen zu einem vermehrten Verlust von Fett- und Muskelmasse. Dies setzt Ketone und körpereigene Purine frei, die dann abgebaut werden müssen. In Folge steigt die Harnsäurekonzentration an, es kommt gehäuft zu symptomatischen Gichtanfällen.

Deshalb sollten Gichtpatienten darauf achten, dass sie langsam an Gewicht verlieren und nicht zu wenige Kalorien zuführen. Experten raten zu einer Gewichtsabnahme von einem halben Kilogramm pro Woche durch eine gezielte Ernährungsumstellung und Steigerung der täglichen Bewegung.

Purinzufuhr

Purine sind in vielen Lebensmitteln enthalten. Als besonders purinreich gelten zum Beispiel

  • Innereien,
  • Fleisch und
  • Fisch.

Liegt die Lösung des Gichtproblems nun also in einer rein vegetarischen oder gar veganen Ernährung? Die Berechnung der Purinmenge auf der Basis von Gewichtseinheiten der einzelnen Lebensmittel vermittelt den Anschein, dass durch eine pflanzliche Ernährung weniger Purine aufgenommen werden. Ganz anders sieht es jedoch aus, wenn die Beurteilung eines Lebensmittels anhand des Energiegehalts erfolgt.

Da dieser bei pflanzlichen Lebensmitteln deutlich geringer ausfällt als bei tierischen Produkten, wird in der Regel mehr davon verzehrt und somit werden auch mehr Purine aufgenommen. Darüber hinaus gelten auch einige pflanzliche Lebensmittel, wie zum Beispiel Hülsenfrüchte, als sehr purinreich.

Gichtpatienten sollten deshalb die tägliche Gesamtmenge an aufgenommenem Purin im Blick behalten und die empfohlenen Grenzwerte nicht überschreiten. Diese liegen bei einer purinarmen Ernährung bei 170 Milligramm pro Tag, bei einer streng purinarmen Ernährung bei maximal 100 Milligramm.

Betroffene sollten insgesamt auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung setzen. Eine lacto-vegetarische Kost eignet sich bei Beachtung der empfohlenen Grenzwerte als lebenslange Ernährungsform. Unterstützung bei der Ermittlung der Purinmenge erhält man durch Online-Purinrechner.

Viel trinken, aber was?

Um die Ausscheidung von Harnsäure zu fördern, sollten Gichtpatienten auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern pro Tag achten. Optimal geeignet sind Wasser und ungesüßte Getränke. Fruchtsäfte sollten gemieden werden, da sie viele Purine und Kalorien enthalten.

Auf den Genuss von Kaffee müssen Gichtpatienten nicht verzichten. Der enthält zwar Purine, es handelt sich jedoch um Methylpurine, die nicht in den Harnsäurestoffwechsel eingehen.

Gicht und Alkohol verträgt sich hingegen nicht. Prinzipiell sollten Betroffene den Konsum von Alkohol möglichst komplett einstellen. Zwar werden immer wieder Stimmen laut, wonach ein Glas Wein ab und zu nicht schade, wissenschaftliche Beweise hierfür existieren jedoch nicht.

Laut einer Studie gilt Bier als besonders ungünstig für den Harnsäurewert. Durch die Bierhefe ist das Gebräu besonders purinhaltig. Dabei kommt es nicht einmal auf den Alkoholgehalt an, auch alkoholfreies Bier erhöht nachweislich den Harnsäurewert. Bei Spirituosen wie Whisky, Rum oder Korn hemmt der hohe Alkoholgehalt den Abbau von Harnsäure, weshalb Gichtpatienten diese Genussmittel ebenfalls nicht konsumieren sollten.

Fazit

Auch wenn es sich bei der Gicht meist um eine genetische Erkrankung handelt, kann ein gesunder Lebensstil trotzdem helfen, die Beschwerden zu lindern und schmerzhaften Gichtanfällen vorzubeugen.

Eingedampft

+ Gicht ist meist genetisch bedingt
+ Eine Ernährungsumstellung wirkt sich günstig auf die Beschwerden aus.
+ Diäten können eine Gicht verschlimmern.
+ Besonders purinhaltige Lebensmittel sind Innereien, Hülsenfrüchte, Fruchtsäfte und Bier.
+ Alkohol hemmt den Harnsäureabbau zusätzlich.

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