Eine Frauenärztin hält einen Abstrich-Tupfer und ein Reagenzröhrchen mit Flüssigkeit in den behandschuhten Händen. Eine noch bekleidete Patientin sitzt auf dem Rand des Untersuchungsstuhls.© Tatiana Buzmakova/iStock/Getty Images Plus
Die meisten Geschlechtskrankheiten können einfach mittels Urinprobe, Blutprobe oder Abstrich festgestellt werden – man muss sich nur regelmäßig testen lassen.

Erschreckender Anstieg

GESCHLECHTSKRANKHEITEN NEHMEN WEITER ZU

Geschlechtskrankheiten, vor allem Syphilis und Gonorrhoe, verbreiten sich weiter rasant. In Europa sind die Fallzahlen besonders unter jungen Menschen geradezu explodiert. Was steckt dahinter und was kann man tun, um Folgen zu verhindern?

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Das Problem: Viele Geschlechtskrankheiten verursachen kaum Symptome. Sie können aber, wenn sie nicht behandelt werden, schwere Folgen haben, und zwar auch für jeweilige Sexualpartner. Viele wissen aber gar nicht, wie sich Geschlechtskrankheiten äußern, und die wenigsten sexuell aktiven Menschen lassen sich regelmäßig testen.

Vor allem bei jungen Frauen sind Geschlechtskrankheiten wie Gonorrhoe und Chlamydien-Infektionen sehr verbreitet. Als sei das alles nicht genug, drohen auch noch Antibiotika-Resistenzen.

Mehr Geschlechtskrankheiten in ganz Europa

Die Fälle gemeldeter Geschlechtskrankheiten sind 2023, wie auch in den Jahren zuvor, weiter stark gestiegen. Das Europäische Zentrum für Prävention und die Kontrolle von Krankheiten ECDC weist fast 100000 Fälle von Gonorrhoe aus. Das sind 31 Prozent mehr als noch 2022 und eine Zunahme um 300 Prozent gegenüber 2014. Die Infektion mit Chlamydien bleibt die Geschlechtskrankheit mit der größten Häufigkeit in ganz Europa. 230000 Fälle registrierte das ECDC in 2023 sowie 40000 Fälle von Syphilis. Europa, so das ECDC, entwickle sich immer mehr zu einer „Brutstätte“ für Geschlechtskrankheiten.

Vor allem junge Frauen zwischen 20 und 24 Jahren erkranken überdurchschnittlich oft an Geschlechtskrankheiten. Bei ihnen finden sich die höchsten Raten von Chlamydien- und Gonokokken-Infektionen. Männer zwischen 25 und 34 Jahren, vor allem Männer, die mit anderen Männern Sex haben, leiden am häufigsten unter Syphilis. Gründe sind dem ECDC zufolge, dass zum einen mehr Tests in bestimmten Gruppen durchgeführt werden, aber gleichzeitig weniger Menschen Kondome benutzen und mehr wechselnde Sexpartner haben.

Die Statistik zeigt deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. Eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit sowie mehr Anstrengungen im Hinblick auf Tests, Prävention und Behandlung von Geschlechtskrankheiten hält das ECDC daher für unerlässlich.

Diese Geschlechtskrankheiten gibt es:

Folgende Erkrankungen werden vor allem (aber nicht nur) sexuell übertragen:

Geschlechtskrankheiten verursachen kaum Symptome

Das Tückische an vielen Geschlechtskrankheiten: Sie machen sich kaum durch Symptome bemerkbar. Vor allem, wenn man nicht weiß, worauf zu achten ist, kann man diese zudem auch leicht übersehen, denn sie sind oft recht unspezifisch.

Eine Infektion mit Chlamydien kann manchmal nach ein bis drei Wochen zu Symptomen führen, die einem Harnwegsinfekt ähneln: leichtes Brennen beim Wasserlassen zum Beispiel. Auch Ausfluss aus der Harnröhre kommt bei beiden Geschlechtern vor, ebenso wie Juckreiz. Die Diagnose stellt der Arzt durch einen Abstrich und behandelt die Bakterien dann mit Antibiotika.

Gonorrhoe, auch Tripper genannt, zählt ebenfalls zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Auch hier treten, wenn überhaupt, leichte Symptome wie Ausfluss auf. Besonders tückisch bei Gonorrhoe: Im Analbereich bemerken Betroffene sie meist gar nicht. Auch im Rachen ist ein Befall möglich. Die resultierenden Halsschmerzen verwechselt man dann leicht mit einer Erkältung. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika. Besorgnis erregt die Tatsache, dass auch bei Gonokokken zunehmend Resistenzen gegen die verwendeten Antibiotika entstehen.

Syphilis zählt zu den heimtückischeren Geschlechtskrankheiten. Im ersten Stadium sind die Symptome leicht. Typisch ist ein kleines Geschwür an der Eintrittsstelle. Dieses kann sich am Penis, aber auch im Mund, der Vagina oder dem After befinden und heilt meist schnell ab. Nach zwei Monaten, im zweiten Stadium, können Fieber, Gelenkschmerzen und Hautausschlag vorkommen.

In den meisten Fällen tritt die Erkrankung danach nicht wieder auf. Zu den heimtückischen Geschlechtskrankheiten zählt die Syphilis aber wegen der Symptome im dritten Stadium. Hier sind Nerven- und Organschäden möglich – bis zu völligem körperlichem und geistigem Verfall. Wird im ersten oder zweiten Stadium mit Penicillin behandelt, sind die Heilungschancen aber gut.

Lieber Verhüten als Behandeln müssen

Alles in allem tut man gut daran, sich keine Geschlechtskrankheit einzufangen. Unbehandelt drohen bei vielen Vernarbungen, die bei Frauen und Männern zu Unfruchtbarkeit führen können.

Auch Kondome bieten keinen vollständigen Schutz vor Geschlechtskrankheiten. Sexuell aktive Menschen mit wechselnden Partnern sollten sich daher regelmäßig testen lassen. Ebenfalls wichtig: Auch der Mund oder die Hände können Geschlechtskrankheiten übertragen!

Quellen:
https://de.euronews.com/gesundheit/2025/02/10/syphilis-zuruck-in-europa-diese-geschlechtskrankheiten-verbreiten-sich-rasant
https://www.ecdc.europa.eu/en/news-events/sti-cases-continue-rise-across-europe
https://www.ecdc.europa.eu/en/publications-data/syphilis-annual-epidemiological-report-2023
https://www.frauenaerzte-im-netz.de/frauengesundheit/sexuell-uebertragbare-krankheiten-safer-sex/geschlechtskrankheiten-erreger/
https://www.aidshilfe.de/geschlechtskrankheiten-symptome

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