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Wenn ältere Menschen dauerhaft niedrig dosiert ASS einnehmen, sollte eine regelmäßige Überwachung des Hämaglobins stattfinden.

Eisenmangel

ASS-EINNAHME ERHÖHT ANÄMIE-RISIKO BEI ÄLTEREN

Viele ältere Menschen nehmen täglich niedrig dosiert Acetylsalicylsäure (ASS) ein, um Blutgerinnseln und damit einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen. Dadurch steigt jedoch ihr Risiko, an einer Anämie zu erkranken. Was heißt das für die ASS-Prophylaxe?

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Die tägliche Einnahme von niedrig dosierter ASS erhöht das Risiko für starke Blutungen. Das Risiko ist bekannt; die Gerinnungshemmung ist gleichzeitig gewünschte und unerwünschte Wirkung. Forschende unter der Leitung von Associate Professorin Zoe K. McQuilten an der Monash University in Melbourne haben nun eine weitere Studie durchgeführt: Sie erforschten die Risiken von Eisenmangel und Anämie, und zwar speziell im Kontext einer Langzeittherapie.

Dafür analysierten sie Daten der ASPREE-Studie. ASPREE steht für ASPirin in Reducing Events in the Elderly. ASPREE erhob Daten von über 18 000 Senior*innen aus den USA und Australien, die noch heute in Follow-ups ausgewertet und ergänzt werden. Es geht dabei um die Einnahme von ASS zur Vermeidung von Herzinfarkt oder Schlaganfall bei Senior*innen.
 

Was ist eine Anämie?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert eine Anämie wie folgt: Die Hämoglobin-Konzentration liegt bei Männern unter 120 g/L. Bei Frauen liegt sie unter 110 g/L. Nach dieser Definition sind weltweit ungefähr 30 Prozent der Menschen über 75 anämisch.

Die Ursachen von Anämien sind vielfältig. Bei älteren Menschen sind sie am häufigsten, nämlich in 15 bis 20 Prozent, auf Eisenmangel zurückzuführen. Begleiterkrankungen spielen ebenfalls eine Rolle, besonders Nierenerkrankungen. Entzündungen wie bei chronischen Krankheiten gelten als eine weitere Ursache.
 

Okkulter Blutverlust durch ASS

Was die australischen Forschenden nun herausfanden: Auch ein versteckter (okkulter) Blutverlust könnte eine Anämie verursachen. Der Auslöser hierfür kann Einnahme von niedrig dosiertem ASS sein. Das stellten sie bei der Analyse der ASPREE-Daten fest: Sie untersuchten dazu die jährlichen Hämoglobin- und Ferritin-Konzentrationen aller Teilnehmer*innen über einen Zeitraum von drei Jahren.

Die Studienteilnehmenden erhielten 100 Milligramm (mg) ASS täglich oder Placebo. 9047 Proband*innen entfielen auf die Verum-Gruppe, 9106 auf die Placebogruppe. 

  • Die Hämoglobin-Konzentration bei den Probanden in der Placebogruppe nahm im Schnitt um 3,6 Gramm pro Liter (g/L) über fünf Jahre ab. In der ASS-Gruppe reduzierte sie sich um 4,2 g/L.
  • Die Anämiehäufigkeit betrug 51,2 pro 1000 Personenjahre für Proband*innen, die mit ASS erhielten. Bei denen in der Placebogruppe betrug sie 42,9 pro 1000 Personenjahre. 

Daraus ergibt sich eine sogenannte Hazard-Ratio von 1,20. Das bedeutet, dass das Risiko für eine Anämie durch die Behandlung mit niedrig dosiertem ASS um 20 Prozent stieg.

Auch der Ferritin-Wert sinkt

Die Forschenden bestimmten auch die Ferritin-Konzentration zu Studienbeginn und im dritten Jahr bei 7139 Teilnehmenden. Es stellte sich heraus, dass im dritten Jahr viele Teilnehmenden Ferritin-Werte von unter 45 µg/L aufwiesen. Dies war besonders in der ASS-Gruppe der Fall: Hier unterschritten 465 Teilnehmer (13 Prozent) diesen Wert. Im Vergleich dazu waren es in der Placebo-Gruppe nur 350 (9,8 Prozent).
 

Eisenmangel durch ASS?

Daraus folgern die Forschenden, dass eine Therapie mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure eine Anämie begünstigt und die Ferritin-Werte sinken lässt. Und zwar selbst bei ansonsten gesunden Senior*innen und unabhängig von größeren Blutungen. Deshalb empfehlen sie eine regelmäßige Überwachung des Hämoglobins bei älteren Personen, wenn sie niedrig dosiert ASS einnehmen.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
 

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