Eine unbekleidete Frau hebt den Arm. Mit der anderen Hand hält sie ihre Brust. Auf der Brust ist eine große Narbe zu erkennen.© yktr / iStock / Getty Images Plus
Die geimpften Frauen lebten signifikant länger als ungeimpfte Frauen mit dem gleichen Brustkrebs-Stadium.

DNA-Impfstoff

BRUSTKREBS-IMPFUNG ERFOLGREICH GETESTET

An der University of Washington in Seattle forschen Wissenschaftler seit langem an einer Impfung gegen Brustkrebs. Nun melden sie einen möglichen Durchbruch. Es gelang ihnen, bei ihren Patientinnen eine Immunreaktion auszulösen, die die Krebszellen gezielt ins Visier nimmt.

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Dr. Mary L. „Nora“ Disis, Leiterin der Forschungsabteilung für Krebsimpfungen in Seattle, hat 66 Brustkrebspatientinnen, die bereits eine Standardbehandlung bekommen hatten, untersucht. Nach der Gabe eines DNA-basierten Impfstoffes wurden sie im Durchschnitt zehn Jahre lang begleitet.

Der neue Impfstoff zeigte keine schweren Nebenwirkungen und erreichte die gewünschte Immunreaktion gegen die Krebszellen. Die Patientinnen überlebten außerdem länger als üblicherweise mit dem untersuchten Stadium von Brustkrebs.

Proteine lassen Krebs wachsen

Die Wissenschaftler in Seattle spritzten ihren Patientinnen je drei Dosen eines Impfstoffes, der die DNA für Teile eines Proteins namens Human Epidermal Growth Factor Receptor 2 (HER2) enthält. Es handelt sich um die Bindungsstelle für einen Wachstumsfaktor.

Dieser Rezeptor befindet sich auf diversen Zellen des menschlichen Körpers, wird aber von ungefähr einem Dittel der Brustkrebszellen in vielfach überhöhter Zahl gebildet. Dies führt dann zu unkontrolliertem Wachstum. Durch seine Häufung speziell in Brustkrebsgewebe stellt der Rezeptor ein interessantes Target dar.

Der verwendete Impfstoff enthält die DNA für einen Teil des HER2-Rezeptors, der normalerweise im Zellinneren liegt. Nach der Injektion der Impfung produziert die Zelle das entsprechende Protein und präsentiert diesen Teil des Rezeptors auf ihrer Außenseite. Das sorgt für die Bildung spezifisch gegen HER2 gerichteter T-Zellen, die Zellen mit einem hohen Anteil an HER2 gezielt abtöten.

Nicht alle Brustkrebsarten zeichnen sich durch hohe HER2-Werte aus, aber gerade HER2-positive Brusttumoren erweisen sich in der Praxis oft als besonders aggressiv. Sie führen zusätzlich öfter zu Rezidiven, die eine erneute Behandlung nötig machen.

T-Zellen schützen

Schon länger ist bekannt, dass bei manchen Brustkrebspatientinnen nach erfolgreicher Behandlung mit einer Antikörpertherapie die Zahl bestimmter T-Zellen im Blut erhöht bleibt. Diese Patientinnen haben weniger Rezidive und überleben länger. Man geht davon aus, dass die zytotoxische Reaktion der T-Zellen die Entstehung neuer Tumore bremsen kann. Mit dem Impfstoff aus Seattle versucht das Team um Dr. Disis nun, diesen Effekt gezielt zu nutzen.

Die in Seattle durchgeführte Studie diente dazu, die Sicherheit des verwendeten DNA-Plasmids zu prüfen und die bestwirksame Dosis zu ermitteln. Die Probandinnen berichteten lediglich über leichte Reaktionen an der Einstichstelle oder leichte grippeähnliche Symptome, wie sie bei anderen Impfungen auch vorkommen. Die lange Beobachtungszeit von im Schnitt zehn Jahren nach der Impfung konnte zytotoxische Effekte auf gesundes Gewebe, in dem HER2 in geringerer Zahl ebenfalls vorkommt, weitgehend ausschließen.

Dr. Disis zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen ihrer Studie: „Wir haben diese Frauen zehn Jahre lang begleitet und 80 Prozent von ihnen sind noch am Leben.“ Zum Vergleich: Die Hälfte aller Patientinnen mit dem beobachteten Stadium an Brustkrebs überlebt gewöhnlich keine fünf Jahre.

Nur ein Teil aller Krebszellen besitzt einen erhöhten Anteil an HER2. Sollte die Impfung sich bewähren, könnten aber bald auch andere Krebsarten auf ähnliche Weise bekämpft werden.

Quellen:
https://www.merkur.de/welt/brustkrebs-impfstoff-dna-basis-test-ergebnisse-impfung-antikoerper-mammakarzinom-nds-92052437.htm
https://newsroom.uw.edu/news/breast-cancer-vaccine-safely-generates-anti-tumor-immunity
https://jamanetwork.com/journals/jamaoncology/article-abstract/2797975

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