3D-Darstellung der Organe des Verdauungstrakts von der Speiseröhre bis zum Enddarm, wobei in allen Bereichen Entzündungen rot markiert sind.© ALIOUI Mohammed Elamine/iStock/Getty Images Plus
Bei Morbus Crohn sind Bereiche des gesamten Verdauungstrakts entzündet.

Darmerkrankungen

AUSLÖSER VON MORBUS CROHN GEFUNDEN

Ist Morbus Crohn bald heilbar? Forschende scheinen zumindest den grundlegenden Auslöser für die Darmkrankheit gefunden zu haben. Defekte Mitochondrien schädigen das Darmepithel und beeinflussen das Mikrobiom, was zu chronischen Entzündungen führt.

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Durchfall, Bauchschmerzen und gelegentlich sogar Fieber. Unter diesen Symptomen leiden Patienten mit Morbus Crohn. Nicht durchgängig, aber in immer wiederkehrenden Schüben. Noch ist kein Kraut gegen die chronisch entzündliche Darmerkrankung gewachsen. Und auch der Auslöser war bislang unklar. Derzeit werden die Symptome von Morbus Crohn mit Glucocorticoiden oder dem antientzündlichen Mesalazin behandelt. In einigen Fällen kommen auch verschiedene Antikörper oder chirurgische Maßnahmen hinzu. Heilbar ist die Krankheit nicht.

Als gesichert gilt mittlerweile, dass bei Morbus Crohn, ebenso wie bei vielen anderen entzündlichen Erkrankungen, eine veränderte mikrobielle Zusammensetzung des Darmmikrobioms vorliegt. Wie es zu diesen Veränderungen kommt und ob sie Auslöser oder Folge der Erkrankung sind, ist allerding unklar. Doch Forschende rund um Elisabeth Urbauer von der Technischen Universität München analysierten das Darmepithel und das Mikrobiom von Morbus-Crohn-Patienten. Dabei sie eine spannende Auffälligkeit – und zwar in den Mitochondrien.

Veränderte Mitochondrien als Morbus-Crohn-Auslöser?

Sie gelten als Kraftzellen unseres Körpers und versorgen auch das Darmepithel mit Energie. Doch Urbauer und ihr Team fanden heraus, dass die Mitochondrien bei Menschen mit Morbus Crohn nicht richtig arbeiten. Könnte das der Auslöser der Erkrankung sein?

Um die These zu überprüfen, manipulierten die Forschenden Mitochondrien von Mäusedarmzellen und untersuchten die Auswirkungen auf das Darmepithel. Tatsächlich veränderte sich das Darmepithel der Mäuse ebenso wie das von Menschen mit Morbus Crohn. Die Gene der Mäusedarmzellen zeigten zudem aktive Stressgene, wie sie auch bei Morbus Crohn auftreten.

Und sie machten eine weitere Entdeckung: Die gestörten Mitochondrien beeinflussten auch die Zusammensetzung des Darmmikrobioms. So sind sie der Auslöser dafür, dass sich bei kranken Tieren deutlich mehr Bakterien der Gattung Bacteroides ausbreiten als es bei gesunden Tieren der Fall wäre.

Neue Therapien gegen Morbus Crohn

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Arzneien, die auf die mitochondrialen Stoffwechselwege einwirken oder die Verbindungen zwischen Mikrobiom und Mitochondrien angehen, ein Schlüsselelement zu einer besseren Behandlung sein könnten“, sagt Seniorautor Dirk Haller von der TUM.

Das Team erhofft sich in Zukunft Wirkstoffentwicklungen gegen Morbus Crohn, die am Auslöser, also dem grundlegenden Entstehungsprozess mit den gestörten Mitochondrien, angreifen. Gelingt es, die Mitochondrien wieder „zu reparieren“, könnten die Entzündungen unter Morbus Crohn abklingen, das Darmepithel heilen und das Mikrobiom sich erholen.

Quellen:
Urbauer, Elisabeth et al.: „Mitochondrial perturbation in the intestine causes microbiota-dependent injury and gene signatures discriminative of inflammatory disease”, Cell Host & Microbe, 14. August 2024. DOI: 10.1016/j.chom.2024.06.013
www.scinexx.de/news/medizin/ausloeser-von-morbus-crohn-entdeckt/

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