Zwei Oberarme von Frauen als Bizeps Curl nebeneinander© Stanislav Tarasov / iStock / Getty Images Plus
Neue Untersuchungen zeigen, dass zu viel Fett im Muskel das Risiko für Herzerkrankungen oder Diabetes erhöht.

BMI spielt keine Rolle

FETT IM MUSKEL ERHÖHT DAS STERBERISIKO

Wie bitte? Fett im Muskel? Ja, Sie lesen richtig. Wieviel Fett Sie in Ihrem Muskelgewebe speichern, beeinflusst vielleicht Ihr Sterberisiko. Und das auch, wenn Sie schlank sind.

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Bisher konzentrierte sich die Medizin auf den Körperfettanteil generell und besonders den Body-Mass-Index (BMI), wenn es um das Risiko geht, an Herzerkrankungen oder Diabetes zu erkranken. Schon länger steht aber gerade der BMI als zu ungenau in der Kritik. Untersuchungen zeigen nun: Zu viel Fett im Muskel ist eher ein Problem als der Speck ganz allgemein.

Ein Team aus den USA hat sich das Fett im Muskel verschiedener Personen angesehen und kommt zu erstaunlichen Ergebnissen.

Mehr Fett im Muskel kann zu früherem Tod führen

Fett im Muskel ist ganz normal, das gilt für Menschen und Tiere gleichermaßen. Während bei dem Fleisch, das wir essen, ein gewisser Fettanteil gewünscht ist, kann das bei uns selbst zum Problem werden. Zu diesem Schluss kommt ein Team um Professor Dr. Viviany Taqueti von der Harvard Medical School in Boston, USA. Die Forschenden haben sich die Daten von 669 Personen angesehen, die wegen Atemnot und Brustschmerzen untersucht wurden, bei denen aber keine Anzeichen für eine koronare Herzkrankheit gefunden wurden. Bei den Studienteilnehmern wurde die Körperzusammensetzung, so auch das eingelagerte Fett im Muskel, mittels einer Computertomographie untersucht, ebenso wie das Herz. In der sechs Jahre dauernden Nachbeobachtung stellte sich heraus, dass die Menschen mit einem höheren Anteil an Fett im Muskelgewebe häufiger wegen Herzbeschwerden in einer Klinik behandelt werden mussten und auch häufiger an diesen starben.

Pro Prozentpunkt mehr Fett im Muskel stieg das Risiko für durchblutungsbedingte Herzprobleme um zwei, das für schwere Herzkrankheiten sogar um sieben Prozent, und zwar unabhängig vom BMI.

Nur das Fett im Muskelgewebe ist entscheidend

Wieviel Fett wir im Muskel einlagern, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Ist der Fettanteil im Muskel aber sehr hoch, spricht man von Myosteatose. Diese kann, so hat eine belgisch-amerikanische Studie gezeigt, das Sterberisiko stark erhöhen. Das Bauchfett, sonst in der Medizin oft als Gesundheitsrisiko bewertet, war bei den Untersuchungen nicht relevant. Lediglich ein stark erhöhter Fettanteil im Muskelgewebe führte dazu, dass das Sterberisiko um 55 Prozent stieg gegenüber Menschen, die weniger Fett im Muskel speicherten.

Das Fett im Muskel könnte, so die Vermutung, zu Entzündungsreaktionen führen und den Glucose-Stoffwechsel verändern. Die Forschenden aus Boston meinen, dass die Körperzusammensetzung und vor allem das Fett im Muskelgewebe besser geeignet sei als der BMI, um Risikopersonen zu ermitteln.

Derzeit untersuchen die Forschenden noch, wie man den Fettanteil im Muskel beeinflussen kann. Ernährungsumstellung, Bewegung, Medikamente wie GLP1-Agonisten und chirurgische Eingriffe wie das Setzen eines Magenbandes können bekanntlich bei Übergewicht helfen. Ob sie auch das Fett im Muskel beeinflussen, wird sich zeigen. Danach muss man sehen, ob durch weniger Fett im Muskel auch das Risiko für schwere Herzerkrankungen sinkt.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/fette-muskeln-als-herz-kreislauf-risiko-152676/
​​​​​​​https://pubs.rsna.org/doi/10.1148/radiol.222008

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